Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 02.01.18 13:23

Bezeichnung: Ex Vero III - trocken - Landwein
Winzer/Produzent: Werlitsch
Land / Region: Österreich - Südsteiermark
Jahrgang: 2006
Typ: Weißwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%): 13,5
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben: Cuvée aus 50% Sauvignon Blanc und 50% Chardonnay
Preis: 36 Euro je 0,75 l (im Handel) bei Lobenberg - 09.12.2014
Bewertung: Nachkauf 3/3, Gesamt 25/25
Preis / Genuss: gut
Autor/Verkoster: EThC
Verkostungsdatum: 27.12.2017
Eingetragen von: EThC ... geändert von EThC ... [Rückfrage zur VKN an EThC]
VKN im Detail: Im Glas zeigt sich ein ganz leicht trübes Orangegelb, in der Nase anfangs noch etwas gehemmt wirkend, was mit Sicherheit daran lag, daß die auf dem Etikett empfohlenen 12...14 °C Trinktemperatur noch nicht erreicht waren. Mit jedem Grad mehr füllt sich dann der leicht reduktive Obstkorb Sorte um Sorte; ich denke, ich habe 20 Minuten lang überhaupt nur an dem Stoff gerochen. Vor allem Exotik weht einem da im ersten Akt entgegen: Khaki, Papaya, Maracuja etc., aber irgendwann tauchen tatsächlich auch Kirschen, Granatapfel und Johannisbeeren auf. In einer anderen Entwicklungsphase schieben sich auch mal Quitten und Äpfel sowie überreife Mirabellen nach vorne. Aber es gibt noch viele andere Sachen zu entdecken wie z.B. Kamille, etwas mentholiges Hustenbonbon, heller Blütenhonig, Moos auf der (Außen-) Kellertreppe. Auf der steinigen Seite sind hydrogencarbonatlastige Mineralien erkennbar, ganz leicht auch "weißer Rauch", irgendwann auch mal Vanille und Anis, die dann wieder was anderem Platz machen, z.B. Sauerkraut mit Lor- und Wacholderbeer, allerdings zum Glück ohne Sauerkrautprimärnote... Da könnte man jetzt stundenlang weiterschreiben und ich bin erst beim Bukett! Dann mal der erste Schluck bei vielleicht der unteren o.a. Temperaturgrenze: Sehr filigran einerseits, wahnsinnig komplex andererseits, üppig also in der Vielfalt, nicht so sehr in der Dichte; dennoch bleibt der Eindruck des "Mauls voll Wein", ohne dabei auch nur den geringsten Ansatz von Schwere auszulösen. Auch hier kann man sich ewig mit den unzähligen Aromafetzen beschäftigen, die ohne Unterlaß im stetigen Wechsel vorbeiflitzen. Verglichen mit dem Bukett kann man eigentlich nur sagen, daß die Sekundäraromen hier im Durchschnitt mehr Gewicht haben als die Fruchtseite, die aber dennoch enorm viel zu bieten hat. Ein ganz eigener Tannintypus löst im Verbund mit der sehr feinen und präzisen Säure ein nachhaltiges und warmes Mundgefühl aus, das sich im mehr als 10-minütigen Abgang weiterzieht. Diese Wärme geht zurück auf etwas, was man im Ansatz als leichte Armagnac-Note bezeichnen könnte, allerdings ohne jede Spur von Brandigkeit. Die Abgangs-Frucht ist eher auf der Zitrusseite angesiedelt, jedoch in einer Textur, wie ich sie noch nie erlebt habe: einerseits kandiert wirkend, aber doch mit unglaublicher Frische, die dennoch leicht verschleiert scheint.

Ich bin ja eigentlich eher ein rational gestrickter Typ, aber dieser Wein löst in mir fast pathetische Reaktionen aus. Hier kann ich ernsthaft einen Ausdruck verwenden, der mir sonst so gar nicht eigen ist bzw. über die Lippen kommt, auch nicht bei wirklich guten Sachen: Der Ex Vero III berührt die Sinne. Und zwar richtig. Ich habe diesen Wein insgesamt über gut zweieinhalb Stunden getrunken (und noch was übrig gelassen) und bin weder aus dem Staunen, noch aus dem Kopfschütteln herausgekommen. Auch wenn das wohl nicht jedermanns Sache sein dürfte, mir selbst war schnell klar, daß ich wohl noch nie was geileres getrunken habe (Entschuldigung für den reißerischen Ausdruck, aber der mußte jetzt einfach sein!). Da brauche ich auch nicht lange überlegen, was für Pünktchen ich da gebe, Royal Flush halt, mehr geht nicht...

Nachtrag nach 72 Stunden mit Luft: Etwas ehrfürchtig habe ich heute den IIIer nachverkostet. Ob ich vielleicht vor 3 Tagen etwas zu euphorisch war? Die Nase sagt spontan "Nö!". Sofort -nun auch schon bei etwas niedrigeren Temperaturen- überbordende Exotik, nunmehr etwas mehr den Blick in Richtung Burgund gerichtet; dezent, aber doch deutlich nun auch flintige Noten, jedoch nicht nur platt Bariumchlorid oder roter Phosphor, sondern ein reich gefüllter Quarztiegel mit einer recht komplexen Mischung solch kerniger Anorganik. Auch am Gaumen ein leichter Drift in Richtung Mineralik, manche Früchte wirken sachte angeröstet. Dann ähnlich wie am ersten Tag mit jedem Schluck ein steter Wechsel der Aromen, mit der Temperatur steigt erstaunlicherweise die "Filigranität"; das Wort ist hier aber nicht als freundlicher Begriff für ein dünnes Weinchen gemeint. Der Abgang ist von der Länge her nach wie vor im Ewigkeitsbereich, hier bemerke ich vor allem einen leichten Zuwachs an Braunwürze.

Qualitativ ging's weder auf- noch abwärts, eher schön seitwärts. Und ich war mir sehr schnell darüber im Klaren, daß ich meine Ausnahmewertung guten Gewissens -mir selbst gegenüber- beibehalten kann.
Trinkreife: trinken oder lagern
Link 1: https://ec1962.wordpress.com/2017/12/30/royal-flush/
Link 2: -
Link 3: -
  Diese Verkostungsnotiz wurde bisher 605 mal abgerufen

Codes zur Veröffentlichung in Internet-Foren

Als Bilddatei für Internet-Foren (z.B. dasweinforum.de oder weinfreaks.de):


Einbindung als Text (forenunabhängig):


Veröffentlichung in facebook

Bitte einfach den Link aus der Adresszeile oder diesem Feld kopieren:





Kommentar zu dieser VKN schreiben:

Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern erstellt werden !
Du kannst dich auf der Startseite anmelden bzw. kostenlos neu registrieren.
RSS      2004 - 2024 von Gerald Schuster, Advanced Technical Software :: e-mail: webmaster@verkostungsnotizen.net :: Datenschutzerklärung