Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 26.11.07 18:46

Bezeichnung: Langi Cabernet Sauvignon Merlot
Winzer/Produzent: Mount Langi Ghiran
Land / Region: Australien - Grampians
Jahrgang: 1998
Typ: Rotwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%): 14
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 13,5 Euro je 0,75 l (Abverkauf/Sonderangebot) bei riesling&co - Oktober 2006
Bewertung: (93/100 Punkte)
Preis / Genuss: grandios
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 1.10.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Mount Langi Ghirans (Gutsfakten unter Verkostungsnotiz Riesling 2001 und Billi Billi 2001) beste Weine - so das Flagschiff, der Langi Shiraz - haben eine Konsum verzögernde Eigenschaft: Bordeauxlang muss gradzu buddhistisch duldsam gewartet sein bis sie über die Jahre ihren großen Charakter zur Gänze entfalten. Die dafür verlangte Ergebenheit ist Liebhabern auch gehobener Aussie-Weine unstärkste Eigenschaft. Die relativ neu eingeführten, im hausinternen Vergleich Konsumweine, Billi Billi (VKN siehe dort), ein Schmeichler, und der unauffällig ordentliche Cliff Edge Shiraz des Betriebes, zeigen frühe Zugänglichkeit. Aber der Langi Cabernet Sauvignon Merlot gehört zu den Prüfsteinen des 45000-12er Kisten-Guts, dem im Jahr 2006 Halliday alle fünf Sterne gab, nachdem es sich die Jahre zuvor mit "nur" viereinhalb von fünf zu begnügen hatte. Weinmacher des zur Rathbone-Gruppe gehörendes Hauses sind Trevor Mast, 1996 Parkers Winemaker of the Year, und Dan Buckle.

1998 gilt als eines der allgemein herausragenden Australien-Jahre; als sehr gutes auch in den Grampians, die mit 97 und 99 sogar Traum-Jahre hatten. Dabei klingelt allerdings einortskundiger Experte im Ohr, der zu bedenken gibt, angesichts derart großer Weinareale des Aussie-Kontinents seien das - wie weltweit, aber besonders dort - nur Grobwerte, die zudem aufgrund der Mikro-Klimata von Gut zu Gut in der Genauigkeit variierend sein können, bis hin zu völlig unzutreffend.

Des 98ger Langi Cab Merlot ausschließlich gutseigene Frucht fermentierte offen und lag zwei Jahre zu 70 Prozent in französischer, der Rest in US-Eiche. Der in den deutschsprachigen Raum den Wein mitimportierende deutsche Händler verweist auf eine Trinkreife ab 2004, die als bis 2020 vorausgesagt anhalten soll. Imponierende Strecke. (Oliver, der dem Jahrgang zu frühem Verkostungsdatum 89 Punkte gab, meint 2010). Demnach kann man sich jetzt 2006 schon trauen, ein zweites Mal. Beim ersten, einem Messe-Versuch 2004 zuckten die Geschmacksknospen unverzüglich wie ins Schneckenhaus zurück. Wie muß es da Parker erst schon im Oktober 2002 gegegangen sein? Ähnlich. Sei Urteil damals:
>Harte Textur, enges Geschmacksprofil, hoher Tannin-Lever, nicht sicher, das dieser Wein jemals Balance erreicht.< Halliday dagegen, und das sogar im Januar
2001:>Top-Ernte, 90 Punkte<.

Aufgrund einer Depotkruste, die keine rigide Filterung und, da an Schulterhöhe angelagert, ordnungsgemäße Bewahrung vemuten lässt, ist bedächtiges Füllen des Verkostungsglases angebracht. Bedacht ist auch beim Schnuppern wie ebenso dem Schmecken des opakdunklen Weines angesagt. Trotzdem nach erster Nase: Nüscht was beeindrucken könnte. Folge des Ankostens: Aber sofort Dekantieren. Ergebnis späterer Zwischenprobe: Besser, ja, steigert sich. Nächsten Tags weist der wieder zu 20 Grad temperierte Wein im großen Glas hoffnungsfrohe Nase nicht ab. Voran könnt man meinen: ein abgehangener Franzos´? Wüsste man nicht, daß die Großen der Langis mit ihren granithaltigen Grampians-Böden wegen ihres ausgesprochenen cool-climate-characters geschätzt sind, bei allem Aussie-Terroir frankophilen Touch zu haben. Wie sich dieser nun auch eigener Zunge erweist.

Durchkauen, lange Durchkauen. Und noch einmal den mittleren, aber gehaltvoll dichten Körper durch die Zähne ziehen, um so viele wie möglich der Nuancen mitzubekommen. Bei Flutschtrunk entgehen die. Vor allem tiefreif schwarze Jo-Beere und Kräuterwürze beeindrucken mit jedem Schluck mehr, bei immer noch frisch anmutender Säure, die aber keineswegs mehr den Zahnschmelz gefährdet. Erinnerungwürdiger, makelloser Abgang mit geschmeidigen Tanninen und Bitterschoko.

Noch und noch und immer wieder ins Glas gewittert. Der Duft bietet beständigen Wandel, bis hin zum Aufkommen eines fein eingewobenen Hauchs geschmolzenem Karamells. Wär ein Verlaufsprotokoll wert. Zuguterletzt verströmt der Wein eine geradezu parfümkomlexe Komposition von Aromen. Soll aber nicht verleiten, ihn sich hinter das Ohr zu tupfen.

Wenn dieser Jahrgang sich tatsächlich über mehr als ein Jahrzehnt noch mehr zu entwickeln verstünde, was wäre für eine Jubelarie fällig. Im deutschsprachigem Raum scheinen Wenige das Warten mitmachen zu wollen. Originalpreis war 23 Euro. Der Wein ist kommerziell so erfolglos, daß er gegenwärtig für 13,50 noch an den Mann zu bringen versucht wird. Der 97ger - siehe oben - sogar für sage und schreibe es auch noch 9,90. (Dessen VKN, siehe dort). Da kann nicht der Handel, sondern der Kunde jubeln. Aber tut es selbst nun nicht im Chor. Langi bezeichnet seinen Cab Merlot als "unseren Cindarella Cab Blend", der inzwischen als auf der Höhe des "großen Bruders" anerkannt sei. Gemeint ist der von Kennern hochgeschätzt kühle Langi Shiraz.
Mag international stimmen. In Frankreich bietet derzeit ein Händler den 98ger-Blend für 32,50 Euro an. Gedankenpünktchen. Somit dort, falls auch gekauft, wohl mehr begehrte Schönheit als denn nur Cinderalla. Und nur versuchter Vollständigkeit halber: Einer aus Russland im dortigen Markt für immerhin 30. Nicht Rubel, sondern umgerechnet Euro.

Hierzulande aber dürfte des Langi Shiraz Schwester als so ungeküsstes Schneewittchen auf ewig ungenossene Prachtjungfrau bleiben, wenn der eine oder andere Trinkprinz nicht doch noch bei wenigstens diesem Preis die Lippen schürzt.
2
7.10.06: Gelegte Euphorie - oder heute schwächere Flasche erwischt? Komponenten wie beschrieben, aber "nur" an die 92 Punkte wert empfunden.

5.11.07: Nicht Cinderella, vollreif lebensfrische Schönheit bester Balance mit feinvibrierender Säure für nun 12,9o Euro zu erwerben. Leichter Waldbodenton hinzugetreten. Federnd ausschwingender Abgang. Unglaublich, aber es gibt mehrere Zungenzeugen: Auch an Tag Vier noch versammelter Körper. Ein Fall
belohnter Lagergeduld.

Als selbstverständlich Solistin auch imponierende Essensbegleiterin, in diesem Fall zu mit neuseeländischem Thymianhonig glasiert krossem Schweinehals. 93 Punkte.
Trinkreife: trinken oder lagern
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