Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 12.11.07 16:16

Bezeichnung: Amon-Ra
Winzer/Produzent: Glaetzer Wines
Land / Region: Australien - Barossa Valley
Jahrgang: 2005
Typ: Rotwein
Rebsorte: Shiraz
Alkohol (Vol.%): 14,5
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 47,9 Euro je 0,75 l (im Handel) bei Weinhandelshaus Scholzen - Köln - August 2007
Bewertung: (96/100 Punkte)
Preis / Genuss: akzeptabel/angemessen
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 18.09.2007
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Glaetzer Wines ist eines der unbestrittenen Star-Güter Australiens. Dem Betrieb gibt Halliday alle fünf Sterne. Stets ist kaum einer der von ihm verkosteten Weine selbst unterster Grenze des Portfolios mit weniger als 90 Punkten bewertet. Patriarch des renommierten Wein-Clans ist Colin Glaetzer, dessen aus dem Brandenburgschen 1888 in Adelaide angelandete Vorväter sich weinfremd im Barossa niedergelassen hatten. Sie zählen zu den Pionieren, die im Barosssa sich an Weinpflanzung versuchten.

1996 entschied sich Colin nach Jahrzehnten in der Branche mit seinem Sohn Ben eigene Weine herzustellen. Glaetzer verarbeitet zugelieferte Frucht von Weinbauern die bis zu schon vierter Generation im Barossa wirtschaften. Heute tischt das Unternehmen jährlich 15000-12er-Kisten auf, die der Markt umgehend wegsaugt. Außerdem aber ist Glaetzer Vertrags-Vinifizierer für sage und schreibe 140 Klienten mit einem Verarbeitungumfang von 10 000 Tonnen Frucht.

Der Amon Ra ist als Wein internationaler Spitzenklasse etabliert, spätestens seit 2002 Parker sämtliche 100 Punkte über ihn ausschüttete. Die Frucht stammt von 100 bis 110jährigen wurzelechten Shirazstöcken. Die wackeren Veteranen erbringen eine Ausbeute von noch grad 0,1 bis 0,4 Tonnen pro Hektar. Sie stehen unbewässert in der wärmeren nördlichen, vielen Kennern als bestes Barossa-Gebiet geltenden Ebenezer-Region auf sandhaltigen, mageren Lehmböden über festem Kalkstein mit gutem Abzug. Bei allen grad im Barossa verschiedenen klimatischen Bedingungen gilt 2005 als ein gutes Jahr für Rote. Glaetzer spricht vom 2005er als einem sogar besonderem Jahrgang des Amon-Ra, noch fruchtgeladener als der Vorjahrsgang und mit kräftigerem Tannin großes Lagerpotential versprechend.

Nach solchen Vorinformationen denin der Kritik des öfteren als Königs-Wein
titulierten Amon-Ra gespannt ins große Glas mit 19 Grad gegeben. Und gestaunt: Sofort volle Fruchtnase und umgehend ein ebenso schon weit aufgeschnürtes Paket von nahezu sahnigem, ochsenblutfarbenem Vollstoff am Gaumen. Wie ist das bei einem solchen Koloss von Jungwein möglich, der – laut Kritikerspekulation, denn noch kein Amon Ra ist so alt - 20 Jahre Lager wegstecken kann? Das bleibt geheimer Bestandteil des Erfolges von Glaetzer.

Nicht geheim ist, das der Amon Ra in Ein- bis Zweitonnern offen gärte mit dreimal täglich per Hand untergetauchtem Maischehut und Erst- wie Malofermentierung in Eiche stattfand, um danach ohne Trubabzug und mit minimaler Sauerstoffzufuhr 14 Monate in zu hundert Prozent neuer Eiche zubrachte, die zu achtzig Prozent aus französischer und das restliche Fünftel US-Eiche bestand. Zweidrittel vom Gesamtholz 300-Liter-Hogheads, das andere Barrique. Mit 14,5 Prozent Alkohol, einem PH-Wert von 3,49, 7,13 Prozent Säure und 1,2 Gramm Restzucker ging der Wein ungefiltert auf die Flasche.

An Tag Eins, wie unverändert dem folgendem, rollt eine monumental zu nennende Fruchtfülle auf die Zunge und salbt den Gaumen mit einer ameronenahen Dichte als Brombeere und dunkelster Süßkirsche in Vollreife. Süßholz, ellenlange Tannine, Tabakanklang, etwas Lakritz. Die mit dem ausgiebigen Dekantieren sich immer besser einfügende Säure bringt noch nicht vollharmonischen Geschmacksvaleur ins Kolossal-Bild ein. Ein Abgang länger als selbst der dunnemals von Helmut Kohl.


96 Punkte. Derzeit.

Parker gab in Ausgabe 163 pralle 98, Cork´d mit hymnischem Lob 97. Halliday 93 mit dem Kommentar:...“Mengen weichen Mokka/Vanille-Einflusses“, verkostet im Oktober 2006. Zum jetzigen Zeitpunkt ist von zuviel Mokka und Vanille nichts zu erspüren. Für Parkers 98 Krönungspunkte fehlt mir im Kern des Weines etwas, das zum noch tiefer Hineinschmecken herausfordern könnte.

Für den 2003er Ra wurde auf dem Kängeruh-Kontinent im Schnitt 80 verlangt, für den 04er um zehn OZ-Dollar erhöht. In Deutschland schwurbelten die Preise zwischen eh schon strammen 75 bis hin zu dreist hochgepokerten 90 Euro. Die Preise sind am Trudeln. 47.90 Euro bei Weinpalais sind derzeit günstigstes Angebot für den 05er. So etwas kann kalkulatorisch durch Mengenrabatt, auch cleveren Import, aber nicht zuletzt reell gehaltene Spanne möglich sein. Was für eine Preiskluft klafft da. Benannte, die Wolkendecke durchstoßende Preise – nicht zuletzt in dubiosen Onlinehandel-Offerten – können dem seriösen deutschen Premium-Weinhandel ein Problem eintragen unter dem der Teppichhandel
schon lange leidet.

Oddbins empfiehlt den Amon-Ra als Essensbegleiter zu geschmortem Hängebauchschwein. Ohne bisher in ein solches Tier gebissen zu haben, rate ich an, keinerlei Gericht zum Amon-Ra antreten zu lassen. Der Wein macht allein schon satt.


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Trinkreife: trinken oder lagern
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