Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 19.02.07 08:47

Bezeichnung: St. Henri Shiraz
Winzer/Produzent: Penfolds
Land / Region: Australien - Sonstige
Jahrgang: 1998
Typ: Rotwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%): 14
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 63 Euro je 0,75 l (im Handel) - Dezember 2006
Bewertung: (87/100 Punkte)
Preis / Genuss: schlecht
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 16.12.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Welchen australischen Shiraz trinken, um des Ausbleibens einer Eichenattacke auf die Zunge gewiss sein zu dürfen? Penfolds (Grunddaten des Gutes, siehe unter Kalimna Bin 28 1998) St. Henri bietet sich an, heißt doch die Angabe des Herstellers: "ist gereift in alten 2000-Liter-Fässern, was dem Wein erlaubte sich zu entwickeln, ohne Eichencharakter anzunehmen". Damit es ein schöner Abend werden soll, zum als allseits herausragend bekannten Aussie-Jahr 98 gegriffen, das laut Gut zudem dem St. Henri die Möglichkeit des Zuwachses durch erweiterte Flaschenreife mitgegeben habe.

Darum ein wenig gespannt, welches Geschmackserlebnis ansteht, darüber hinaus nicht nur wegen des stolzen Preises, auch, weil Penfolds ebenso stolz stets den St.Henri als "ganz anders" in einem Atemzug mit dem Grange erwähnt, dazu einerseits als "essensfreundlich"bezeichnet, andrerseits Peter Gago, derzeitiger Chef-Weinmacher des Hauses, in einem 2004 veröffentlichtem Interviews in "Vinum", wiedergegeben ist mit: "St. Henri wird nach uraustralischer Manier hergestellt, verkörpert aber eher den fleischig-maskulinen, europäischen Stil". Fleischig-maskulin, dachte ich bis dato, und auch weiterhin, sei eher OZ-typisch für kühne, große Aussie-Shiraz in ihrer Anfangszeit noch jugendpraller Frucht, (die sogar manchen dunklen Saftbraten an den Tellerrand zu drängen vermag). Auch die Angabe auf dem Rücketikett des 98ger kontrastiert dann doch deutlich, wenn es heißt, der "Shiraz des St. Henri ist ausgewählt für Subtilität und Eleganz".

Zuständig für die mit dem 57ger-Jahrgang Einführung des Henri war als Wein- macher John Davoren. Seinerzeit hieß der Wein "Penfolds St. Henri Claret". Mit der 89ger-Ernte wurde das "Claret" gegen "Shiraz" ausgetauscht. Seit Jahren ist der
Wein ein Multi-Distrikt-Blend mit Frucht aus dem Barossa, Padthaway, Mc Laren, Eden und Coonawarra, alles angesehene Shiraz-Regionen. Nach Jahr variierend, ist dem Shiraz bis zu zehn Prozent CabSauv hinzugefügt. 12 Monate reifte der 98ger in besagten Großfässern, deren Alter und Holzherkunft selbst auf dem von Penfolds veröffentlichtem Vinifizierungsblatt nicht angegeben ist. Mit 14 Prozent, 6,60 Säure und 3,37 PH kam der Wein auf die Flasche.

Undekantiert bei 19 Grad, wegen leichtem, an der Schulter angelagertem Depots vorsichtig ins große Glas geschenkt, gibt der ziegelrandig dunkle Wein der Nase erst einmal nichts als Alkoholgeruch leichten Brandytons.
Im Antrunk früchtelt es schmalst. So verbleibt es bei durchgehend Bitterton und einer ins Laubige tendierenden Note kalten Holzes.
Ausgezehrt? Oliver gab dem 98ger immerhin 94 Punkte, hielt allerdings eine Lagerfähigkeit bis sage und schreibe 2028 möglich.

Penfolds empfiehlt auf dem Rücketikett zu dekantieren.Brav dem nun gefolgt, zeigt sich der Wein nach zwei Stunden etwas rüstiger, aber eindrucksvoll keineswegs.

Um eine lange Enttäuschungsgeschichte kürzer zu halten: Nach zehn Stunden gibts für die Nase inzwischen eine Prise Mokka und am Gaumen ist leicht Minze, Lakritz, ein wenig mehr an Kirsche und Pflaume zu spüren. Jedoch sind auch Säure und Tannine nicht von der Qualität, die ein Wein erwarten lässt, den der Hersteller als "Ultra-Premium" feiert. Ultra ist nur die Hast in der sich der Wein zu jeder Stunde im Wegtritt zu Nennendem dünne macht. Von langanhaltend und festem, gar wie von >Weinbroker< versprochen, mit Cote Rotie oder Hermitage vergleichbarem Abgang - über die ganze Verkostungsspanne hin keine Spur. Da besteht, weil kein Anlass zu Hoffnung, nicht die Lust bis in den nächsten Tag hinein an ihm herum zu degustieren, zumal ja so langsam auch das Besorgen von besseren Weihnachtsgeschenken ansteht.

Im September 2004 sah WineSpec diesen Henri bei 91 Punkten. Im Oktober 2005 nur noch bei 86. Aftenposten machte im Februar 2006 nur 85 unlustig locker. Parker gab im Oktober 2006 dagegen eine Wertung, voll eines Lobes, das sogar nach mehr als gegebenen 92 Punkten klingt.

Ist die von mir erworbene Flasche Niete, im Zustand des Tiefpunkts der wohl ähnlich der von WineSpec und Aftenposten verkosteten, der Wein in längerer Verschlußphase, das Produkt gar Vollniete, gemessen an Penfolds Anspruch, es handele sich um einen "quintessentiellen" Wein mit Trinkhöhepunkt bis 2022?- und nicht zuletzt am Preis gemessen, der gegenwärtig im deutschsprachigen Raum auf der beträchtlichen Höhe zwischen 57 und 70 Euro irrlichtert.

Rätsel soll es bleiben, denn eine weitere Flasche riskierte ich nicht zu solchem, nicht einmal zu etwa halbem Preis. Essensempfehlung: Leichte Kost aus der Krankenhauskantine.

Dies war übrigens der vierte verkostete Penfoldswein aus einer von einem deutschen Händler als Sonderangebot zusammengestellten, in schmuckem Holz gelieferten Kiste, die sich hinsichtlich des Zustands der Penfolds eher als Sammelsarg herausstellt.
Trinkreife: keine Angabe
Link 1: -
Link 2: -
Link 3: -
  Diese Verkostungsnotiz wurde bisher 542 mal abgerufen

Codes zur Veröffentlichung in Internet-Foren

Als Bilddatei für Internet-Foren (z.B. dasweinforum.de oder weinfreaks.de):


Einbindung als Text (forenunabhängig):


Veröffentlichung in facebook

Bitte einfach den Link aus der Adresszeile oder diesem Feld kopieren:





Kommentar zu dieser VKN schreiben:

Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern erstellt werden !
Du kannst dich auf der Startseite anmelden bzw. kostenlos neu registrieren.
RSS      2004 - 2012 von Gerald Schuster, Advanced Technical Software :: e-mail: webmaster@verkostungsnotizen.net :: Datenschutzerklärung