Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 12.10.09 10:20

Bezeichnung: Shiraz
Winzer/Produzent: Mount Horrocks
Land / Region: Australien - Clare Valley
Jahrgang: 1999
Typ: Rotwein
Rebsorte: Shiraz
Alkohol (Vol.%): 13,5
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 24,5 Euro (im Handel) - Januar 2005
Bewertung:
Preis / Genuss: keine Angabe
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 1.07.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: "Ein geschmacklich intensiver, eleganter Shiraz mit feinen Tanninen und festem Finish" steht auf dem Rückenetikett des 99ger Mount Horrocks Shiraz. Für den im Winter 2005 getrunkenen 98ger traf das zu. Beim 99ger, inzwischen also fast gleich altem, steht zu befürchten, daß er seine besten Tage soeben hinter sich hat, obwohl Winzerin Stephanie Toole ihn höher und lagerfähiger einschätzt als den Vorgänger. Sie billigt ihm sieben Jahre zu, allerdings mit der Einschränkung, bei nicht idealer Einkellerung solle man zwei bis drei Jahre abziehen. Soweit die Wahrscheinlichkeits- rechnung von Konservierungsdauer, ohne in die Diskussion über die Lagerfähigkeit australischer Weine einsteigen zu wollen, deren Spitze inzwischen erwiesenermaßen auch bis zu 15 Jahre plus noch guttun können. Wobei eingeschränkt sein soll: Was konzentriert ist und alt werden kann, muß nicht ein zwangsläufig traumhaftes Gaumenerlebnis hervorrufen. Sonst wäre ein Maggi-Würfel Feinstkost.

1993 übernahm Stephanie Toole das 1982 gegründete und in Erinnung an John Horrocks das nach dem ersten Rebpflanzer des Clare-Valley benannten Hügels als Kleingut. Dessen Ausstoß ist von 4500 auf heute 50000 gewachsen. Aussie-Autorität Halliday liftet in seinem neuesten "Wine Companion 2006" den Betrieb von viereinhalb auf höchstmögliche fünf Sterne. Die sechs Weines ihres rot/weißen Portfolios läßt Toole bei dem mit ihr eheverbandelten, für seine Rieslinge bekannten Jeffrey Grosset vinifizieren.

Der 99ger Horrocks Shiraz, ein gutes Jahr im Clare Valley, ist wie seine Vorgänger unbewässert und handgeerntet. Um ein Optimum an Tanninen zu extrahieren wurde er auf der Beerenhaut fermentiert, der Tresterhut alle fünf Stunden nach französischer Tradition untergeschoben. Hand- und Fuß- und damit viel Arbeit. Vergoren wurde der Wein bis zu drei Monaten auf der Hefe belassen und danach 15 Monate in 40 Prozent neuer französischer Eiche ausgebaut. Insgesamt dürfte auch dieser Jahrgang bei 13,5 Prozent Alkohol im Gegensatz zum Portartigen neigenden 97ger mehr als rhoneartig kühler "Syrah" mittleren Körpers als denn aussiespezifischer Shiraz konzipiert sein. Ein Stil, zwischen Rhone-Verfechern und Aussie-Freunden in Dauerdiskussion, ob man quasi in Hongkonk unterlassen soll, original Schwarzwälder Kuckucksuhren herstellen zu können - fruchtlos ideologische Diskussion, wenn solche Weine Niveau aufweisen. Zumal Rhone keineswegs automatisch Qualität garantiert. Wer wollte Nicht-Bayern das Jodeln versagen?

In seiner verbliebenen Kondition zeigt sich der Inhalt der verkosteten, nach Kauf kühl gelagerten Flasche ins Bräunliche schwimmenden Alterston. Auf die erste Nase entwickelt sich bei 18 Grad undekantiert im großen Glas ein als angenehm empfundener Duft abgehangenen Wildfleisches. Auf die zweite kommt eine leichte Rauchnote hinzu. Jedoch ist hinreichend Frucht am Gaumen vermißt, vom dem sich der Wein mit zu knappem "Adieu" schon ab der Mitte verabschiedet. "Austere" mag deutschem Ohr nobel klingen, bedeutet aus dem Englischen übersetzt aber auch nur das wenige Etwas zwischen asketisch und karg. Ein australischer Weinkritiker attestierte 2004 dem 99ger "feminine Eleganz". Was feminin bedeuten soll, das changiert von Kulturkreis und Geschlecht zwischen Pamela Anderson und Audrey Hepburn. Ohne mich für die eine oder andere zu entscheiden zu haben: Dieser Wein weist mir in diesem Zustand zuwenig auf, sei es an Körper und/oder Esprit. Und ganz banal pekuniär: Rund 25 Euro Originalpreis sind für diese Kondition kein Bauernfrühstück.

Auch Weingenuss hängt unter anderem von Tagesform und Tageslaune ab. Über die letzten vier Monate standen je eine Flasche des 99ger zur Gemeinschaftsprobe. Die Notizen aller drei Teilnehmer zeigen jedoch gleichbleibend einen Trend zu beschleunigendem Abbau. 2002 stufte Rick "Torbwine" den Jahrgang als Sehr empfehlenswert ein. Durch hurtig Austrinken von diesem Wein verabschiedet, mit dem mir so rechtes Glück nicht beschieden war, auch, weil vier Flaschen korksten, die der Händler ebenso unaufgefordert wie umstandslos ersetzte.

10.07.2006: Gestern die letzte von drei Horrocks-Flaschen aus dem als perfekte Ernte geltenden Vor-Jahrgang 1998 getrunken. Deutlicher, geradezu Klassen-Unterschied. Gut und sehr gerne 92+ Punkte. Ein eleganter Wein mittleren Körpers, der nichts an Struktur und Frucht vermissen läßt, was einen schönen Shiraz der "kühleren" Art von einer Qualität ausmacht, die auch an der Rhone nicht alltäglich wäre.

Nachtrag 10.10.2009: Adieu gesagt zur letzten Flasche des 98ger. Eleganz
wies sie noch auf, aber doch schon eine mit Frucht-Blutleere, in der sich der Wein an Tag Zwo denn deutlich angegriffen zeigte.
Trinkreife: schon abbauend
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