Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 22.11.06 12:55

Bezeichnung: "Stern"-Degubox Bonarda
Winzer/Produzent: Diverse
Land / Region: Italien - Lombardei
Jahrgang: 2005
Typ: Schaumwein
Rebsorte: Croatina
Alkohol (Vol.%): 12,5
Verschluss: keine Angabe
Weitere Angaben:
Preis: -
Bewertung:
Preis / Genuss: keine Angabe
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 19.10.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: "Merum" hat unter anderem durch Verkostungen wiederholt auf Bonarda hingewiesen, die schäumende, aus der seit dem 9. Jahrhundert dokumentierten roten Croatina-Traube gewonnene Besonderheit der im südlichsten Zipfel der Lombardei gelegenen Region Oltrepo Pavese. Auch "Wein-Gourmet" und "Weltwoche" berichteten. Nun haben die Gebrüder Lange für den "Stern" eine Degu-Box zusammengestellt. Für 39 Euro kommt dieser meist regional verzehrte und selten exportierte Wein als je ein Bonarda aus dem Jahr 2005 von sechs Winzern frei Haus. 2005 gilt für den Bonarda vivace in seiner Region als erfreuliches Jahr. Die in Austrieb und Reife späte Traube bringt, laut Robinson, reichlich Erträge an fruchtigem Wein mit kräftigem Biss, der sich relativ jung am besten trinkt.

Peter Rüedi benennt in einer Kritik in der "Weltwoche" als beste Bonarda-Beispiele den "Bria" von Bellaria, "La Casetta" von Ca di Frara, "Giada" von La Costaiola und Montelios Bonarda. Selbst über diese Weine (von denen keiner in der "Stern"- Degu-Box enthalten ist )meint Rüedi: "Wie der Lambrusco ist der Bonarda kein Wein, über dem sich hamletisch brüten lässt oder der nach meditativen Seancen ruft. Er will, auch wenn die besten Exemplare ein wenig Nachdenklichkeit verdienen, ohne Federlesens und Brimborium getrunken sein."

Cornelius und Fabian Lange poetisieren Bonarda und nennen ihn einen moussierenden Glücklichmacher. Glücklich hat keiner dieser im Trio blind verkosteten Weine einen der Teilnehmer gemacht. Auf Addieren von Punktekrümelchen wurde als sinnlos verzichtet. Einzige Übereinkunft mit den Langes
bestand darin, man solle Bonarda leicht gekühlt trinken. Die Produzenten allerdings empfehlen 18 bis 20 Grad, Temperaturen, die man besser Schwergewichten vorbehält. Alle Weine gaben im Glas geringen Duft ab. Die Nase war zu Pinocchio-Länge zu ziehen, um etwas zu erschnuppern - was allerdings mehr einen unklaren Reduktionston als denn Frucht einbrachte. Alle Weine des "Stern"-Six-Packs haben einen Abgang wie ein unglücklich dürftiger Boxer: Umgehend flachgelegt.


1. Bonarda "Dolium", der seit 1907 existierenden Cantina di Casteggio. 12, 5 Prozent, Presskorken. Unklare Nase mit Veilchenton. Mit dem zweiten Glas schmeckt eine kleine Säure durch, die den Wein bessert. Die Langes schmeckten eine "Fruchtpackung aus Sauerkirschen und Brombeeren. Anklänge von Zimt, auch Veilchen". Wir schmeckten leicht klebrige Brombeere.

2. Bonarda Marchesi di Montalto, der seit 1890 bestehenden Cascina Francone, 13 Prozent, Presskorken. Laut Rücketikett ist der Wein produziert von 1997 auf 300 Meter Höhe gepflanzten 4000 Stöcken pro Hektar. Etwas voller brombeertonig an Nase , aber klebender am Gaumen, dazu Vanilliges. Zum Kurzabgang hin nicht sauberer Bitterton. Dagegen Langes: "Ein Gedicht aus wilden Früchten: Geheimnis- volle Brombeeren, verlockende Walderdbeeren, versteckte Blaubeeren paaren sich mit hinreißenden Himbeeren. Das kann nur Bonarda." Da muß sich etwas so geheimnisvoll verlockend hinreißend versteckt gepaart haben, dass uns so ein wildes Gedicht glatt entging.

3. Bonarda "Cresta del Ghiffi" des 12-Hektar-, als Bonarda-Spezialisten geltenden Gutes Fratelli Agnes. 13 Prozent, Presskorken. Alleinstehende Säure, austrocknender Abgang. Duo Lange: "Holunder, Veilchen, warme Erde und ein Hauch Kakao. Feine Gerbstoffe verschmelzen mit einem zarten Hauch Restsüsse zu einem eindringlichen, geschmacklich trockenen Rotwein-Erlebnis. Seine zarten Bläschen kitzeln den Gaumen, dass es eine Wonne ist."

Spätestens jetzt war es an der Zeit die ungekitzelte Zunge auf mindestens Tagesinvalidität zu überprüfen. Mit einem Kontrollschlückchen zwischendurch meines vertrauten Alltagsweins war aber sensorisches Dumpfversagen in Hinblick auf etwa massive Grippe im Anmarsch nicht festzustellen.

4. Bonarda "Gianna", Martilde. 12, 5 Prozent, Plastikkorken. Von den sechs Weinen der mit der freundlichsten Nase und Süsse. Im Abgang - ab dafür. Langes: "Ein Korb
voller Früchte: Erdbeeren, Pflaumen, Kirschen und Pfirsiche. Schönes Spiel aus nobler Bitterkeit und sanfter Süße."

5. Bonarda von Andrea Picchioni, ein 7-Hektar-Betrieb, der in der Region als guter Erzeuger gilt. 12,5 Prozent, Plastikkorken. Heidelbeersüsses schlägt am mittlerem Gaumen in Bitter um. Langes: "Hier kommen die herben Akzente von Himbeeren, und Heidelbeeren zur Geltung. Ein angenehm schlanker, nahezu trockener Typ."

6. Bonarda "Bricco della Sacca" des 15-Hektar-Gutes Fiamberti. 12,5 Prozent. Plastikkorken. Auch unklare Nase. Abgang zu nennender Abgang. Aber auch diese charakterlose Süße . Langes: "Schön eingerahmte, schokoladige Gerbstoffe, dezente Süße.Saftig und erfrischend. Schmeckt lange nach."

Fazit: Niedrigpreisige Weine. Aber keinen Preis wert.

Den Langes nicht mehr lange nachschmeckend, ist ihnen gewünscht, im Oltrepo Pavese eine ausnehmend schöne Zeit verbracht zu haben. Ihre "Stern"-Hymne war überschrieben: "Bonarda - Der Sommer kehrt zurück". So einen schlechten Sommer hatten wir hier doch gar nicht.

Wer Naturfrizzel geneigt ist, dem seien im Ozean der Schaumigen die guten unter den Lambruscos empfohlen, jenen benachbarten Weinen, mit denen die Bonarda-Produzenten, um nicht vom Regen in die Traufe zu kommen, auf keinen Fall verwechselt werden möchten. Nicht mit den Bonardas wiederum auf jeden Fall ebenso rare wie immer noch preiswerte Top-Qualitäten des Lambruscos; zum Beispiel für mit 6,95 circa einen Euro mehr Rinaldinis "Vecchio Moro" und für 9,50 Euro dessen in der Flasche vergorener "Picol Ross". Erster erhielt in "Merum" drei, letzter vier Sterne.
Trinkreife: jetzt trinken
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