Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 24.05.25 14:42

Bezeichnung: [Cuvée] - Freude - trocken - Wein aus Österreich
Winzer/Produzent: Werlitsch
Land / Region: Österreich - Südsteiermark
Jahrgang: 2014
Typ: Weißwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%): 11
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben: Cuvée aus 70-80 % Sauvignon blanc und 20-30 % Morillon (Chardonnay) L28082016
Preis: 35,5 Euro je 0,75 l (im Handel) bei Zuiver Wijnen - 11.12.2021
Bewertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25
Preis / Genuss: akzeptabel/angemessen
Autor/Verkoster: EThC
Verkostungsdatum: 23.05.2025
Eingetragen von: EThC ... geändert von EThC ... [Rückfrage zur VKN an EThC]
VKN im Detail: Verkostung vom 28.12.2021:

Im Glas ein trübes Braunorange, etwas urinös anmutend. In der Nase fängt's erst mal teeig an: Roiboos, Apfeltee, Darjeeling und Hagebutte wechseln sich munter ab, dann ein Hauch rotes Lakritz; langsam aber sicher tauchen Agrumen in Form von süß-sauer eingelegten Orangen- und Minneloaschalen auf, dann etwas Dosenpfirsich mit Rosa Beeren, zwischendrin auch mal eine Anmutung von brandfreiem Armagnac. Am Gaumen dann erstmal weniger füllig wirkend als angekündigt, etwas staubig-adstringierend, sehr klare, kühle Säure, teeseitig hier der Fokus auf Grün- und Schwarztee, dann süßlich-trockene Disteln; mit etwas Temperatur entwickeln sich die Gerbstoffe und bringen die anfangs vermißte Dichte mit, daneben zeigen sich auch stark reduzierte Früchte wie Maracuja und saure Mango, partiell auch weiße Johannisbeere, steinseitig finde ich Glimmer, etwas Zement und ein Kalk- / Schiefer-Gemisch. Der mehrminütige Nachhall konzentriert sich dann mehr auf die Steinseite, die restlichen bis dato gefundenen Aromen kann man jedoch allesamt nachvollziehen, wenn man sich drauf konzentriert.

Ein typischer Werlitsch, alles Andere ist natürlich und zum Glück völlig untypisch, mittlerweile prangt ja nicht mal mehr "Landwein Steirerland" auf den Flaschen, man ist also weinrechtlich in der untersten Schublade angelangt. Dabei ist dieser "Wein" aber aufgrund seiner Aromenvielfalt, die sich noch dazu ständig verschiebt, bei gerade mal 11 Umdrehungen ein ungemein spannender Vertreter der Orange-Riege, nicht ganz auf dem Niveau eines Ex Vero III, aber auch nicht allzu weit davon entfernt.

1. Nachtrag nach 24 Stunden mit Luft: in der Nase ist die "Freude" von Anfang an -auch schon bei Kühlschranktemperatur- deutlich stoffiger unterwegs, Armagnac und anfermentierte Orangen bilden den Auftakt, dann reiht sich wieder der herbe Teemix ein. Am Gaumen kommt zu den gestrigen Aromen noch ein Extra-Schlag an weißen Tanninen / Gerbstoffen dazu, der Wein wirkt auch hier etwas voller als gestern, ansonsten finden sich aber im Wesentlichen die gleichen Aromen in veränderter Gewichtung wieder. Es ist nun alles "a bisserl mehra", wertungsmäßig tut sich aber nichts.

2. Nachtrag nach 72 Stunden mit Luft: die Agrumen haben sich etwas in Richtung getrockneter Orangen- und Mandarinenscheiben verschoben, teeseitig nun auch ein bißchen Earl Grey. Am Gaumen nochmals eine leichte Zunahme der Spannung zwischen der weißstaubigen und jetzt zunehmend adstringierenden Gerbstoffseite und der immer noch sehr klaren Säure, auch der Gegensatz zwischen Leichtigkeit bzw. Niederviskosität und der Komplexität der "Freude" sorgt für Raunen in den Rängen. Jetzt vielleicht 23,5 wenn's Halbe bei mir gäbe.

3. Nachtrag nach 4 Tagen mit Luft: die "Freude" dreht selbst noch bei Kühlschranktemperatur mehr und mehr auf, nasal kommen Aromen von Kwas und fermentierten Mandarinen dazu, am Gaumen jetzt auch was leicht Laktisches, wird nunmehr insgesamt ein bißchen sperriger, anscheinend war nach ca. 3 Tagen der Höhepunkt erreicht, einen punktemäßigen Abschlag muß ich aber (noch) nicht machen.

Wertung vom 28.12.2021: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25

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Verkostung vom 23.05.2025:

Ein trübes Braunorange im Glas, nasenmäßig zeigen sich getrocknete Ringe von Orangen und Mandarinen, minimalst Cointreau und Sherry ohne Brandigkeit, weiters Roiboos-Tee, dezent malzig. Am Gaumen machen sich die Gerbstoffe gleich mit einiger Adstringenz bemerkbar, das Ganze wirkt im Wortsinn staubtrocken, die Agrumenringe sind hier noch sekundärer unterwegs als nasal angekündigt, die Säure ist stramm wie flaumig, etwas Hefe puffert dagegen, schlußendlich eine recht hellerdige Basis. Dann ein langer, recht frisch wirkender Nachhall, der das zuvor Erlebte schön repetiert, hier fällt vor allem sehr feinkörniger Kalk auf, der wohlig schmirgelnd wirkt.

Eigentlich wollte ich das 17er „Glück“ erstmalig antesten, also hab ich im Werlitsch-Regal nach dem erstbesten Keramikhals gegriffen und hatte zuerst die „Freude“ in der Hand, die sich -oh Schreck!- äußerlich in einem recht desolaten Zustand befand: ein bogenförmiger Riß über ganze Keramikflasche und deutliche Auslaufspuren! Ich weiß nicht, wieviel aus diesem Riß herausgeflossen und dafür Luft samt O2 in die Flasche hineingekommen ist, das Flaschenmaterial ist ja reichlich undurchsichtig. Allzu viel kann’s aber nicht gewesen sein, denn das 17er „Glück“ direkt darunter blieb zum Glück unbehelligt. Dennoch dürfte der Wein mindestens geringfügig mehr oxidiert sein als einer aus einer intakten Flasche. Dennoch ist die „Freude“ nur visuell getrübt (siehe oben), aromatisch bewegt sich das Ganze durchaus noch im Bereich des Erwarteten bzw. Erhofften. Wenn ich mir aber die Notiz der Erstbegegnung ansehe, waren wir da noch erheblich komplexer unterwegs, insofern vermute ich, daß der Flaschenriß sich schon etwas negativ auf den Inhalt ausgewirkt hat. Aber dennoch: wir haben den „3er“-Bereich noch nicht verlassen, insofern „Chapeau“ dafür, daß der Wein trotz Flaschenhavarie noch so selbstbewußt dasteht!
Trinkreife: keine Angabe
Link 1: https://ec1962.wordpress.com/2025/05/24/9-sinfonie-in-d-moll-op-125-4-satz/
Link 2: -
Link 3: -
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