Details zur Verkostungsnotiz |
Eintrag erstellt/geändert am 26.06.24 21:57 |
Bezeichnung: |
Silvaner - [Thüngersheimer Johannisberg] - Aussteiger - Orange - trocken - Landwein Main |
Winzer/Produzent: |
Plackner |
Land / Region: |
Deutschland - Franken |
Lage: |
Johannisberg (Thüngersheim - Franken) (in weinlagen.info) |
Jahrgang: |
2015 |
Typ: |
Weißwein |
Rebsorte: |
Silvaner |
Alkohol (Vol.%): |
13 |
Verschluss: |
Schraubverschluss |
Weitere Angaben: |
Restzucker 0,8 g/l, Gesamtsäure 6,2 g/l |
Preis: |
24 Euro je 0,75 l (ab Hof) - 07.07.2018 |
Bewertung: |
Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25 |
Preis / Genuss: |
akzeptabel/angemessen |
Autor/Verkoster: |
EThC |
Verkostungsdatum: |
26.06.2024 |
Eingetragen von: |
EThC
... geändert von EThC
... [Rückfrage zur VKN an EThC] |
VKN im Detail: |
Verkostung vom 17.08.2018:
Im Glas ein leicht trübes Hellorange bzw. -mandarin. In der Nase zeigt sich zu Beginn -da war der "Aussteiger" auch noch relativ kalt- eine Mischung aus Hefe und Mandarine. Mit Luft und Temperatur kommen dann auch Torf und Schnupftabak dazu, die die Mandarine etwas verdrängen. Mit noch mehr Temperatur kommt irgendwann auch ein bißchen Marillenlikör zum Vorschein, wirkt dann zwar nicht brandig, aber doch warm im Riechkolben. Am Gaumen zeigt sich dann eine von der Hefe geprägte, deutlich cremige Gesamttextur, hier ist dann auch einiges an Würze in Form von Süßholz und Sternanis im Angebot, wobei je nach Schluck auch mal andere Sachen wie Nelke, Lakritze, Vanille oder der Brennstoffbunker einer Rindenfeuerungsanlage aufblitzen und wieder verschwinden. Die Säure ist eher moderat vorhanden, dennoch ergibt sich trotz Fülle und Cremigkeit kein Breitegefühl. Wenn man genau "hinschmeckt", zeigt sich in dieser Cremigkeit eine Art Symbiose von Hefe und Kreide. Die oben genannten Marillen zeigen sich übrigens bei zunehmender Temperatur auch hier, jedoch weniger in liköriger, denn in leicht fermentierter bzw. angematschter Form. Der Abgang ist recht lang und cremig-würzig, hier ploppt ganz leicht eine Art Zitrusbitterchen auf, das allerdings eher orange ist; ich habe zwar noch keine "Bittermandarine" probiert (gibt's das überhaupt?), aber so stelle ich mir's zumindest vor. Auch hier übernimmt ab einer gewissen Grenztemperatur eine Wachauer Marille das Finale.
Ich habe den Wein übrigens entgegen der Empfehlung des Winzers nicht vorher karaffiert (das mache ich eigentlich nur, wenn der Wein direkt aus der Flasche quasi untrinkbar ist), sondern in Ruhe die Entwicklung im Glas verfolgt, was sich durchaus lohnt. Schmeckt schon deutlich "naturweinig" im besten Sinne und hat dabei seinen eigenen Kopf. Ich habe schon einige Orange- und / oder Naturweine mit meist viel Spaß getrunken, deshalb hätte es mich jetzt nicht gewundert, wenn ich beim Trinken verschiedene Vergleiche zu anderen Weinen dieser Ausrichtung angestellt hätte. Hab ich aber nicht, was durchaus für den Aussteiger spricht. Ob's nun an der Rebsorte liegt (orangen Silvaner hatte ich noch nicht) oder an der Handschrift des Winzers, weiß ich nicht genau; wobei ich bei solchen maischevergorenen Sachen eher auf Letzteres tippe, denn ein nicht ganz unbekannter Weinmacher und -blogger soll mal gesagt haben, daß es bei den Orange-Weinen fast egal ist, was man hernimmt...
1. Nachtrag nach 18 Stunden mit Luft: zum verspäteten Mittagessen habe ich mir ein weiteres Gläschen gegönnt. Qualitativ keine signifikante Änderung, quantitativ schon; selbst bei noch recht niedrigen Temperaturen im Glas zeigt sich eine Aufrüstung an allen Fronten, ohne daß sich daraus Nachteile ableiten lassen, der "Fettigkeitsgrenzwert" ist lange nicht erreicht worden. Mal sehen, was sich in den nächsten Tagen so tut...
Wertung bis hierher: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25
2. Nachtrag nach 48 Stunden mit Luft: Der Aussteiger baut sich weiter um, dabei kommen jetzt mal neue Aromen dazu. Die torfig-tabakigen Noten ziehen sich etwas zurück und machen wieder mehr Platz für die opulente, ankandierte Frucht, die Hefe wirkt weniger präsent, auch wenn sie nach wie vor deutlich stilbildend ist. Das "Naturweinige" mutiert etwas ins "Normalweinige", was nicht heißt, daß der Wein nun langweiliger oder beliebiger werden würde; er gewinnt einfach zusehends an Eleganz und Stimmigkeit. Daher lege ich heute noch ein Pünktchen drauf!
Wertung am dritten Tag: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25
3. Nachtrag nach 72 Stunden mit Luft: nun kommen die würzigen Aromen wieder mehr nach vorne, wobei aber das Torfige nun kaum noch eine Rolle spielt, ist jetzt eher auf der malzigen Seite anzusiedeln, die braune Kruste einer in der Pfanne gemachten Dampfnudel fällt mir dazu noch ein. Dazu auch Erikahonig und sogar etwas Kaffeesatz. Frucht gibt's heute so gut wie gar nicht, die Gerbstoffe sind zusammen mit der Resthefe ultra-geschmeidig. Schöne Weiterentwicklung auf weiterhin hohem Niveau!
4. Nachtrag nach 4 Tagen mit Luft: jetzt endgültig das letzte Glas, so wahnsinnig viel hat sich seit gestern nicht mehr getan, die würzige Seite hat wieder den Rückwärtsgang eingelegt, in etwa nun wieder wie am zweiten Tag, aber deutlich filigraner. Der Zenit ist jetzt wohl überschritten, ist aber immer noch ein außergewöhnlicher Wein!
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Verkostung vom 26.06.2024:
Visuell ein leuchtendes Orange, das erst beim letzten Glas leicht eingetrübt wird, das Riechgerät wird mit viel Orange in Form frischer Zesten, als Trockenfrucht in Ringen, Orangeat und brandfreiem Orangenliqueur erfreut, dahinter auch Florales, vor allem Strohblumen und eine dunkle, (für mich) namenlose Lilienart fallen mir, auch etwas sehr herber Honig (Thymian?) fällt mir ein. Geschmacklich setzt sich das so fort, trotz einer deutlichen Öligkeit wirkt der Wein sehr flutschig, was ich mal dem sehr spannenden Säure-Süße-Verhältnis zuschreibe, eine dezente Braunwürze mit Nelkenöl und Piment sorgt für Spannung, etwas Roiboos schimmert durch, bodenmäßig wirkt’s eher rotlagig. Abgangsseitig kommt dann auch etwas Süßholz ins Spiel, die Agrumenseite wirkt hier eher mandarinig, hat aber alle Qualitäten der nasalen Zitrik, die Ölig- / Etherigkeit führt auch hier nicht zum Behäbigen.
Die meisten Weine, die es in ein Stadium der fehlerfreien Altersöligkeit schaffen, werden damit für mich leider auch anstrengend, auch wenn die Aromatik an sich noch schön dasteht. Hier ist das wohltuend anders, auch wenn’s nicht an der Säure allein liegt, die hier für Fluß sorgt, es ist eher ein Verbund mehrerer Kanten, die der Breite den Kampf ansagen. Auch sonst ist der orange Aussteiger zwar gut gereift, zeigt aber keinerlei Altersgebrechen wie geschmackliche Löcher, Bitterchen der unschönen Art o.ä., dennoch gehe ich nicht davon aus, daß das noch Potential nach oben hat, könnte aber durchaus noch einige Zeit auf diesem Niveau stagnieren (diese Ansage natürlich ohne Gewähr!). Ist zwar nicht mehr ganz so komplex wie in jüngeren Jahren, aber die Struktur ist relativaltweinmäßig schon ziemlich perfekt, deshalb auch in diesem Stadium immer noch ein „3er“, auch wenn Restbestände meines Erachtens nicht mehr allzu lange ungeöffnet bleiben sollten. |
Trinkreife: |
jetzt trinken |
Link 1: |
https://ec1962.wordpress.com/2024/06/26/jetzt-steigen-wir-aus/ |
Link 2: |
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Link 3: |
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