Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 18.05.21 20:26

Bezeichnung: [Pinot noir] - Longeroies - Marsannay AC
Winzer/Produzent: La Maison Romane
Land / Region: Frankreich - Burgund
Jahrgang: 2015
Typ: Rotwein
Rebsorte: Spätburgunder (Pinot noir)
Alkohol (Vol.%): 12
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben: L. 505
Preis: 35 Euro je 0,75 l (ab Hof) - 14.09.2017
Bewertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 19 von 25
Preis / Genuss: schlecht
Autor/Verkoster: EThC
Verkostungsdatum: 14.05.2021
Eingetragen von: EThC ... geändert von EThC ... [Rückfrage zur VKN an EThC]
VKN im Detail: Verkostung vom 01.11.2017:

Für einen Spätburgunder respektive Pinot Noir ein ungewohnt dunkles Granatrot mit mittlerer Transparenz; erst wenn das Glas relativ leer ist, stellt sich farblich ein Pinot-Feeling ein. Für die Nase gibt's recht dick und fast fett dunkle, saftige Schwarzkirschen mit einigen beerigen Aromen garniert. Die leicht herbe Frucht ist mit einer gehörigen Dosis an Calciumsalzen vermengt, weiters gibt's spürbar Beifuß und Koriandersaat. Am Gaumen fast kein Tannin, null Adstringenz, aber dennoch deutlich gerbstoffig, kalkig, auch leicht hefig. Die Frucht ist hier noch etwas differenzierter und vielfältiger, es sind auch Sachen wie rote Kaktusfeige und Schlehen erkennbar; dezent, aber wahrnehmbar auch ein paar "animalische Schmutzigkeiten" im sehr angenehmen Bereich. Die Säure arbeitet etwas im Verborgenen, das macht sie allerdings sehr ordentlich, was zu einem deutlichen Trinkfluß führt. Positiv in diesem Zusammenhang die moderate Spannung von gerade mal 12 Volt, was aber keinerlei negativen Einfluß auf den gefühlten Gehalt mit wieviel Ampere auch immer hat. Der Abgang ist von schöner Länge, dabei gerbstoffig fruchtig und leicht reduktiv, auch hier Kalk und Hefe sowie eine leichte, braune Kräuterigkeit.

Dieser PN verbindet in schöner Weise eine gewisse "Schmatzigkeit" mit Eleganz, Finesse und einem eigenen Kopf, dieser wiederum schaut aber gar nicht so sehr in die experimentelle Richtung. Dabei könnte man diesen Wein durchaus in die "Naturecke" stellen, schon deswegen, weil er neben viel Hand- und Pferdearbeit (!) bei der Weinwerdung auch noch ungeschwefelt ist; sowas geht nach meiner persönlichen Erfahrung in vielen Fällen in die Hose, hier aber kommt ein sehr spannender Wein heraus, der einerseits klar als Burgunder einordenbar, aber dennoch irgendwie ganz anders ist. Es ist sicher sehr interessant, solch einen Wein über die Jahre zu verfolgen, zumal ich aktuell gar keine Vorstellung davon habe, wohin er sich entwickeln könnte. Er hat aber jetzt schon einen sehr bemerkenswerten Einstand hingelegt...

Wertung am ersten Tag: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

Nachtrag nach 48 Stunden mit Luft: Geruchlich zeigt sich nun auch etwas Lebkuchen mit Pistazien, sogar Zimt ploppt kurz auf, weiters Häuche von Isopropylalkohol sowie Methylethylketon (MEK). Die Frucht tritt dementsprechend etwas zurück. Am Gaumen spürt man nun doch ein paar Tannine, ganz leicht auch adstringent, die fleischige Animalik nunmehr deutlich verstärkt bzw. ergänzt in Form von Roßbratwürsten (nicht Rost-!), die auf einem Buchenholzfeuer gegrillt wurden. Auch hier tritt die Frucht stark zurück und läßt Würze, leicht Chilli, Kalk und "Schmutz" freie Bahn. Das ist jetzt eine Entwicklung, die ich so nicht erwartet hätte, macht den PN nochmal deutlich kantiger. Da geht nun zwar von meinen Mittrinkern keiner mehr mit, ich find's aber super! Da leg' ich punktemäßig noch einen drauf...

Wertung am zweiten Tag: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

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Verkostung vom 14.05.2021:

Farblich ein dunkleres Rubinrot mit erhöhter Transparenz, nasal gibt's Sauerkraut mit geräuchertem Kassler bzw. Jambon persillé, dazu eine kleine Klebernote; mit Luft wird das Ganze dann etwas geschmeidiger, es tauchen dann auch ein paar Kirschen und Himbeeren auf. Am Gaumen dann anfangs eher etwas plakative Kirsche, dazu ordentlich Würze, fast an Glühwein erinnernd, mit Luft auch hier eine leicht versöhnliche Entwicklung in Richtung eines kleinen, grünen Wäldchens; dazu eine fordernde Säure, etwas klebriger Kalkbaaz als Grundlage. Der recht lange Abgang wirkt auch etwas chemisch und fast unnahbar.

Ich mag ja kantige Weine, aber dieser Pinot wirkt aktuell auf mich bei aller Spannung, die er verursacht, sehr distanziert, fast klebrig, teils unangenehm chemisch. Ich hatte den Wein ja eigentlich in Erwartung einer deutlich freudvolleren Verkostung ins Rennen geworfen, war er doch vor gut 3 1/2 Jahren noch ein super "3er". Aber bei solchen nicht geschwefelten Sachen weiß man ja nie so genau, wohin die sich entwickeln, hier jedenfalls hätte ich besser nicht so lange bis zur zweiten Flasche warten sollen. Schade!

Wertung am ersten Tag: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 16 von 25

Nachtrag nach 48 Stunden mit Luft: das Bukett hat das Sauerkraut abgestoßen, Kleber gibt's aber noch in Form eines Gutenberg Klebestifts, was schon deutlich angenehmer ist; dazu gesellen sich dann jedoch grüne Cocktail-Oliven der Sorte, die ich nicht so mag sowie eine kleine Pepperoni. Geschmacklich kommen sekundäre, mit Pulpe versetzte, reduktive Kirschen mehr zum Vorschein, Oliven und Kleber dezimieren sich soweit, daß eine schöne Kante übrig bleibt; die Säure zeigt sich besser integriert, ist aber nach wie vor eher auf der leicht kratzbürstigen Seite unterwegs, die steinerne Grundlage ist leicht zementig. Der Abgang zeigt die Frucht am frischesten und kantigsten, zur Kirsche bzw. hier eher Weichsel gesellt sich noch etwas Aronia; die Säure ist auch hier ziemlich kantig und bestimmt vor allem das minutenlange Finale.

Das ist nun tatsächlich deutlich attraktiver als am ersten Tag, die Größe seiner Jugend erreicht der Wein aber auch heute bei Weitem nicht, die Nachkaufhürde wird nicht gerissen, obwohl ich eine gewisse Qualität heute schon (wieder) anerkennen kann, ist aber aktuell dennoch nicht "my glass of wine". Ich bin mir auch nach wie vor nicht im Klaren darüber, wohin sich das noch entwickeln wird.

Wertung am dritten Tag: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 19 von 25
Trinkreife: trinken oder lagern
Link 1: https://ec1962.wordpress.com/2021/05/17/alternativprogramm/
Link 2: https://ec1962.wordpress.com/2017/11/03/burgund-minus-s/
Link 3: -
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