Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 12.04.25 17:38

Bezeichnung: Chardonnay - Golser [Goldberg] "Zwicklacker" - Exempel - maischevergoren - trocken - Qw
Winzer/Produzent: Andreas Gsellmann
Land / Region: Österreich - Neusiedlersee
Lage: Goldberg (Gols - Burgenland) (in weinlagen.info)
Jahrgang: 2013
Typ: Weißwein
Rebsorte: Chardonnay
Alkohol (Vol.%): 13
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben: LN 8933/15
Preis: 21,9 Euro je 0,75 l (im Handel) bei Vinus - 16.12.2016
Bewertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25
Preis / Genuss: akzeptabel/angemessen
Autor/Verkoster: EThC
Verkostungsdatum: 11.04.2025
Eingetragen von: EThC ... geändert von EThC ... [Rückfrage zur VKN an EThC]
VKN im Detail: Verkostung vom 26.06.2017:

Die Farbe ist recht dicht, aber nicht wirklich goldgelb, sondern schielt etwas zum Cadmiumgelb hin, weiters ist der Saft leicht trübe. Geruchlich merkt man die Maischevergärerei recht deutlich, aber nicht übertrieben. An Früchten gibt's hier vorwiegend Maracuja, angebräunte Bananenschale und Kumquat, dabei leicht reduktiv wirkend, wobei dieser Eindruck mit der Zeit etwas abnimmt. Am Gaumen baut der "Exempel" gleich einen ziemlichen Druck auf, die leicht angegerbten Früchte werden dabei von einer leichten, sehr weichen und feinen Sherrynote begleitet. Dahinter kann man dann noch von leichten Karamell- und Waldhonignoten über etwas Braunwürze und Schnupftabak bis hin zu deutlich salzigen Noten alles mögliche entdecken, was teils nur kurz aufflammt und wieder verschwindet. Der Nachhall hallt recht beständig, betont die gegerbten und leicht braungewürzten Früchte ohne das bunte Salzgemisch zu unterschlagen.

Trotz der Fülle an Aromen und der amtlichen Konzentration derselben, fehlt (zum Glück) die Faust ins Gesicht, die wird hauptsächlich von der sauber integrierten und gut ausgebildeten Säure in Schach gehalten. Das berühmte "Maul voll Wein" wird hier nicht zur Belastung, sondern zur reinen Freude, deshalb flutscht das Zeug auch ziemlich gut. Schon ein extremes Exempel, was hier am Chardonnay statuiert wird, ich find's aber super gemacht. Man hat sogar die gute Chance, bei aller Winzerhandschrift noch die Traube recht eindeutig zu erkennen, oft genug bleibt bei solchen maischevergorenen Sachen von der Rebsorte selbst nicht mehr so viel übrig. Auf dem Rückenetikett wünscht Andreas Gsellmann am Ende seiner Erläuterungen viel Freude mit dem Wein. Hat sich für mich voll erfüllt...

Wertung vom 26.06.2017: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

-------

Verkostung vom 04.02.2023:

Colormäßig sind wir bei einem satten Altgold angelangt, fürs Näschen gibt's waldhonigummantelte (später eher rosmarin- / koriander-), sehr reife Pfirsiche, Aprikosen und Kakis, eingelegt in Blutorangensaft, dahinter Holz mit Schokokaramell, Sternanis und einer Prise Lebkuchen. Auch am Gaumen dann -hier besonders deutlich- der erwartete bzw. erhoffte Widerspruch zwischen dick und dünn, die satte Frucht wird mittels oranger Agrumen nebst distinguierter und doch deutlicher Säure stark in der Viskosität gesenkt, auch der Wald- und Kastanienhonig ist quasi über-flüssig, die Holzseite mit den o.g. Aromen müßte eigentlich auch eindickend wirken, tut's aber einfach nicht. Der Nachhall mehrminütelt auf hohem Niveau vor sich hin und wärmt ein bißchen ohne Brandigkeit, im Finale tanzen Honig und Orangensaft umeinander rum.

Trotz der im Laufe der Jahre noch gut erstarkten Frucht- und Holzseite hat sich der Widerspruch im "Exempel" auf erfreuliche Weise erhalten, das läuft im wahrsten Sinne des Wortes runter wie Öl. Es ist auch eher wenig direkter Einfluß aus der Maischegärung spür- bzw. schmeckbar, also eigentlich wenig Orangeiges oder Naturiges, hier wurde mit der Maischegärerei einfach eine wunderbare Struktur erreicht, eine perfekte Balance zwischen Dick und Dünn, zwischen filigran und opulent; großer Spaß, auch wenn er an den 15er nicht ganz rankommt, aber der hat ja auch den Sprung in die nächsthöhere Genußliga "Landwein" schon geschafft...

Wertung vom 04.02.2023: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

-------

Verkostung vom 11.04.2025:

Visuell zeigt sich mittlerweile ein helleres Bernstein, die Nase wird gleich satt mit positiver Oxi-Frucht wie Aprikose und Papaya, umwoben von minimal gespritetem Rosmarinhonig, oberschwingungsmäßig auch dunkle Agrumen, dazu sehr feines wie leicht weihnachtliches Holz mit Anis, Kreuzkümmel und Schokoladenlebkuchen. Geschmacklich dann eine Kabbelei zwischen den eher dicklichen, teils fast ölig-etherischen Aromen und den jugendlich-agilen Sachen, voran die Säure, aber auch Limettensprengsel sowie Salz und Pfeffer wirken trinkflußfördernd, gewürzseitig ist hier auch ordentlich Kurkuma im Spiel, die überwiegend erdige Mineralik als auch die herbe Honigseite können nicht in die Breite führen. Der folgende Mehrminüter bietet dann ein Potpourri aus herben Bitterchen, teils aus Trockengewürzen wie Koriandersaat, teils aus grünen Zesten, teils aus mineralischen Beimengungen.

Verglichen mit meiner letzten Notiz hat sich nichts allzu Wesentliches getan, lediglich die Bitterfront hat an Raum gewonnen, was vermutlich darauf hindeutet, daß sich der Wein nun sachte in den Sinkflug begibt. Allerdings ist der „Exempel“ gerade immer noch in sehr guter Verfassung und ich bleibe auch im „3er“-Bereich, man sollte aber eine Affinität zu Bitterstoffen haben, welche sich hier meines Erachtens nach allesamt noch auf der animierenden Seite befinden. Den Wein habe ich heute erfolgreich zu einem indisch angehauchtem, etwas schärferen und recht würzigen Essen eingesetzt, ließ sich nicht unterkriegen und korrespondierte auch wunderbar mit der Essenswürze.

Wertung am ersten Tag: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

Nachtrag nach 24 Stunden mit Luft: die Honigaromen sind nasal geradezu explodiert, allerdings ohne Süßeanmutung, ich kann Eukalyptus-, Thymian- und Rosmarinhonig problemlos differenzieren. Auch am Gaumen dieser überraschende Angriff der Trockenhonigfront, die oxidiert-frische (sic!) Fruchtseite hat sich etwas zur Exotik hin verschoben, trotz der Füllezunahme bleibt die Niederviskosität erhalten, vor allem im Finale dann eine animierende, grünliche Holzwürze. Eine recht unerwartete Entwicklung, die den Wein wieder auf die Wertung der Erstbegegnungen zurückhievt!

Wertung am zweiten Tag: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25
Trinkreife: jetzt trinken
Link 1: https://ec1962.wordpress.com/2025/04/11/ein-exempel-statuiert/
Link 2: -
Link 3: -
  Diese Verkostungsnotiz wurde bisher 833 mal abgerufen

Bilder:

 

Codes zur Veröffentlichung in Internet-Foren

Als Bilddatei für Internet-Foren (z.B. dasweinforum.de oder weinfreaks.de):


Einbindung als Text (forenunabhängig):


Veröffentlichung in facebook

Bitte einfach den Link aus der Adresszeile oder diesem Feld kopieren:





Kommentar zu dieser VKN schreiben:

Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern erstellt werden !
Du kannst dich auf der Startseite anmelden bzw. kostenlos neu registrieren.
RSS      2004 - 2024 von Gerald Schuster, Advanced Technical Software :: e-mail: webmaster@verkostungsnotizen.net :: Datenschutzerklärung