Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 01.09.24 20:54

Bezeichnung: Chardonnay - Fass 500 - Edel Stahl - trocken - Qw
Winzer/Produzent: Stahl
Land / Region: Deutschland - Tauberfranken
Jahrgang: 2015
Typ: Weißwein
Rebsorte: Chardonnay
Alkohol (Vol.%): 13,5
Verschluss: Schraubverschluss
Weitere Angaben: AP 7251 013 16
Preis: 29,58 Euro je 0,75 l (im Handel) bei Vinus - 29.08.2016
Bewertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25
Preis / Genuss: akzeptabel/angemessen
Autor/Verkoster: EThC
Verkostungsdatum: 01.09.2024
Eingetragen von: EThC ... geändert von EThC ... [Rückfrage zur VKN an EThC]
VKN im Detail: Verkostung vom 03.09.2016:

Die Farbe ist eher unauffällig. Anfangs riecht der Chardonnay noch ein klein bißchen verhalten, dabei fruchtig-mineralisch, aber ein bißchen schwer bestimmbar, dann kommen langsam auch typische Rebsorten-Aromen wie Banane auf, die verschwinden aber auch wieder relativ schnell. Nach einiger Zeit tut sich dann ein recht vielschichtiges und auch frisches Fruchtbukett auf, in dem man sowohl Kern- und Steinobst als auch Zitrusfrüchte finden kann. Und alles liegt auf einem dichtem Kalkbett. Am Gaumen ähnlich, prägend sind hier auch eher frische Früchte bis hin zur Pampelmuse nebst leichtem Bitterchen. Und der Chardonnay hat vor allem eine deutliche Säure, was ihm jegliche Schwere nimmt. Holz gibt's auch im Angebot, aber doch wohltuend dezent. Wird auch nicht wesentlich intensiver mit der Zeit. Der Nachhall ist eher von der fruchtigen Seite dominiert und währt schön lange, wobei ein bißchen der oben erwähnten Mineralik doch leicht mitschwingt.

Dieser Chardonnay ist irgendwie wuchtig-filigran, sehr vielschichtig, teils fast schwer zu sagen, was da gerade wieder an Geschmacksfetzen an einem vorbeifliegt. Da hätte ich einen halben Roman schreiben können. Und die Säurestruktur ist einfach perfekt, das Holz paßt auf den Punkt dazu. Setzt sich vor allem sehr wohltuend von den sonst immer noch weit verbreiteten Holzbomben ab. Und auch das dezente Bitterchen fügt sich super in das Gesamtbild ein.

Wertung vom 03.09.2016: Nachkauf 3 von 3

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Verkostung vom 01.08.2019:

Die Farbe ist ein deutliches Goldgelb mit anfangs leichtem Prickel. Für die Nase gibt's dicht, aber nicht zu primär einiges an Gelbfrucht wie Khaki, etwas Physalis und Akees, alles mit etwas gebräunter Butter garniert, durchaus angecremt, jedoch eher in der beschwingten Richtung; Holz nimmt man hier nur sekundär in Form von einem Hauch Nougat, später auch Torf und ordentlich angebräunter Krautwickel wahr. Anfangs stört der leichte Blubber am Gaumen etwas, verfliegt aber recht schnell; dann die schmatzig dichte, reife Frucht; hier ist das Holz deutlicher, einerseits geschmeidig elegant, die distinguierte Säure sorgt trotz der Stoffigkeit aber für ordentlichen Fluß. Vom Abgang hat man mehrere Minuten was, er ist dicht und reduziert dunkelgelbfruchtig, wieder Torf und dezent ein paar herbe Steine nebst Magnesium-Bitterchen im Finale, welches sich mit der Zeit deutlich intensiviert.

Dieser gut flüssige und dennoch recht dichte Chardonnay wirkt zu keinem Zeitpunkt anstrengend, "relative Frische" ist hier das Motto. Was man allerdings mögen muß, ist das mit Luft immer intensiver werdende Bitterchen, da könnte sich so mancher ab einem gewissen Grad dran stören. Vor drei Jahren war die Fruchtseite noch etwas vielschichtiger und abwechslungsreicher, das tut dem Spaß im Glas aber aktuell keinen Abbruch.

Wertung vom 01.08.2019: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

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Verkostung vom 08.07.2022:

Ein intensiv leuchtendes Goldgelb im Glas, für den Riechkolben gibt’s straffe, grünlich-gelbe Frucht mit reifen Zitronen und Uglis sowie Limetten und dann noch grünliches Steinobst aus der Reneclaudenecke, kantige Säurevorwarnung. Am Gaumen wird das gemachte Frischeversprechen voll eingelöst, zur o.g. Fruchtpalette kommen noch Mirabellen und weiße Johannisbeeren dazu, höchst potente, superklare und kernige Säure, leicht anpimentiert, kühle Unterlage mit Kalk, Schiefer und etwas Zement. Der äußerst lange Abgang bietet dann einen sehr gegensätzlichen Spannungsbogen der Extraklasse, weil einerseits 2010er rieslingfrisch und andererseits warmjahrkonform fruchtopulenzgeprägt; das Finale lebt von gelbem, niederviskosen Zitruskonzentrat.

Puuh, solch einen rieslingfrischen (wurde zumindest vom Bukett her von der Mittrinkerschaft erst als solcher eingestuft) und dennoch nicht die eigene Natur verleugnenden Chardo hatte ich wohl noch nie im Glas; die zunehmende Reife äußert sich hier in erster Linie in der immensen Steigerung der Spannung zwischen klarer Säure und druckvoller, aber nicht mastiger Frucht, welche sich signifikant und äußerst vorteilhaft zur Agrumenseite hin verschoben hat. Oder vielleicht passender: nun mehr Zug als Druck. Das Holz wirkt dabei äußerst zurückhaltend und im besten Sinne strukturverbessernd, keinerlei dickmachende Wohnzimmeraromatik. Großer Spaß und noch lange nicht am Ende, deshalb nun ein deutlicher Aufschlag auf die zuletzt auch schon nicht schlechte Wertung!

Wertung vom 08.07.2022: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25

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Verkostung vom 01.09.2024:

Ein recht knalliges Goldgelb im Glas, die Nase erreicht auch im neunten Jahr erst mal ein deutlicher, aber nicht übertriebener, reduktiver Flint- und Streichholzschachtelreibefläche-Wind (dem Schrauber sei Dank), dahinter ein gelber Zestenmix und ansatzweise auch Reneclauden. Am Gaumen dann frisch und reif zugleich das Agrumenkonzentrat mit Ugli, Yuzu und gelber Orange, gepudert mit rotem Phosphor und Basalt, danach auch reife Mirabellen sowie die bereits erwähnte Reneclaude, diese wiederum mit Piment garniert; die Säure ist klar, keck, straff, jugendlich, steinseits assoziiere ich eine Mischung aus Basalt, Schiefer und ein bißchen Rotlage, allerdings gehe ich mal davon aus -auch wenn ich die genaue Herkunft der Trauben nicht kenne-, daß es die genannte Bodenformation am Ort des Wachstums gar nicht gibt. Beim ausufernden Nachhall wieder eine Zunahme der Reduktivität, hier auch etwas Glimmer, das Zestenkonzentrat wandert etwas zur orangen Seite hin, im Finale dann primär eine Mischung aus Salz und Piment.

Im Detail hat sich dieser Chardonnay in den letzten zwei Jahren hinsichtlich der Einzelaromen schon etwas seitwärts bewegt, insgesamt bleibt das aber ein sehr animierender, zwar erwachsener, aber doch irgendwie im besten Sinne infantiler Wein mit einer sehr schönen Balance der Kräfte, wobei die Spitzen der Vektoren schon recht weit auseinander liegen, was wiederum zu einer immensen Spannung im Glas führt; die Komplexität sowie diese innere Spannung nimmt mit Luft auch noch stetig zu. Bei aller Expressivität ist der „500“ alles andere als „overdone“ und er ist dank der Verschraubung auch noch längst nicht am Ende. Leider die letzte Flasche, obwohl ich -eher außergewöhnlich für mich- insgesamt 4 davon hatte, zwei davon waren Rampenexemplare zum halben Preis, darf man eigentlich gar niemandem erzählen…
Trinkreife: trinken oder lagern
Link 1: https://ec1962.wordpress.com/2024/09/01/tauber-chardonnay-relaunch/
Link 2: https://ec1962.wordpress.com/2016/09/04/sommerabend/
Link 3: -
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