Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 15.02.20 20:40

Bezeichnung: Silvaner - Rödelseer Schwanleite - Alte Reben - trocken - Qw
Winzer/Produzent: Paul Weltner
Land / Region: Deutschland - Franken
Lage: Schwanleite (Rödelsee - Franken) (in weinlagen.info)
Jahrgang: 2006
Typ: Weißwein
Rebsorte: Silvaner
Alkohol (Vol.%): 12,5
Verschluss: Glasstopfen
Weitere Angaben: AP 5054 006 07
Preis: 14 Euro je 0,75 l (ab Hof) - 18.04.2015
Bewertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25
Preis / Genuss: grandios
Autor/Verkoster: EThC
Verkostungsdatum: 15.02.2020
Eingetragen von: EThC ... geändert von EThC ... [Rückfrage zur VKN an EThC]
VKN im Detail: Verkostung vom 11.04.2015:

Der Wein überrascht in der Nase zuallererst dadurch, daß er trotz seines Alters von immerhin 9 Jahren noch sehr frisch und jugendlich wirkt, keine Spur von hohem Alter. In der Nase ein intensiver Quittenduft, begleitet von Kastanienhonig, eine leichte Bitterkeit und eine Aromanote, für die ich zuerst gar keine Beschreibung gefunden habe, später kam mir dann spontan "Stahlwalzwerk" in den Sinn (ob das jemand nachvollziehen kann?). Mit etwas Luft geht die Bitterkeit etwas zurück, die Säure wird geschmeidiger, die Fruchtnoten komplexer und driften etwas ins exotische ab.

Nachtrag nach 2 Tagen mit Luft: Die Fruchtaromen haben sich deutlich zurückgezogen, dafür konnte man jetzt aber immer noch deutlich Physalis (Andenbeere) ausmachen. Das Stahlwalzwerk hat seine Produktion deutlich gedrosselt, die Bitterkeit hat sich auch weiter reduziert, ist aber noch wahrnehmbar. Dafür hat sich sich ein sehr dichtes Aroma von leicht süßlichem Pfeifentabak mit der zugehörigen Rauchigkeit entwickelt.

Wertung vom 13.04.2015: Nachkauf 3 von 3

Nachtrag nach 4 Tagen mit Luft: Das Stahlwalzwerk hat seine Produktion endgültig eingestellt, der Pfeifentabak ist einem leicht rauchigen Whiskyaroma gewichen.

Nachtrag nach 7 Tagen mit Luft: In der Nase nun neue Ledertasche und Kardamomhonig. Die Fruchtaromen sind deutlich zurückgetreten. Unglaublich geschmeidig am Gaumen. Es ist schon beeindruckend, welche Reise durch die Aromenvielfalt dieser Wein innerhalb einer Woche gemacht hat.

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Verkostung vom 13.07.2018:

Im Glas ein leuchtendes Goldgelb, in der Nase anfangs "nur" dicht fruchtig, nach ca. einer halben Stunde Anlaufzeit taut auch die Sekundäraromatik auf und es ergibt sich ein kräftiger Mix aus Aprikosen, Khaki, Quittengelee, Vanille, Lakritz und Leder, wobei die Fruchtseite klar die Oberhand behält, ohne auch nur irgendwie aus der Natürlichkeit abzugleiten. Am Gaumen ein sehr potenter Fruchtextrakt, hier auch leicht Abate-Birne im Angebot; auf der braunwürzigen Seite gibt's auch noch Sternanis und Hirschhornsalz sowie etwas Waldhonig. Die Säure moderiert schön zwischen den Aromabestandteilen ohne sich großartig in den Vordergrund zu drängen; dadurch bleibt was leicht schmelziges, das zusammen mit der lakritzigen Fruchtsüße recht gut harmoniert, ohne dabei Breite zu suggerieren. Der Nachhall im Minutenbereich ist geprägt durch den fetten, aber dennoch leicht wirkenden Fruchtextrakt mit brauner Kruste; nach etwa einer Stunde erstarkt hier die Lakritze signifikant, bleibt aber fern jeglicher Penetranz.

Nach nunmehr 12 Jahren ist dieser Silvaner immer noch voll auf der Höhe. Gereift: ja, alt: nein; der kann sicher noch einige Jahre ab! Paßte heute sehr gut als weißer Grillwein (rot ging wegen der Mittrinker nicht, war aber absolut keine zweite Wahl). Ich habe etwas übrig gelassen, weil ich wissen will, ob über die Tage wieder eine ähnlich spannende Reise stattfindet wie bei der ersten Flasche...

Wertung vom 13.07.2018: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

Nachtrag nach 72 Stunden mit Luft: Die Entwicklung ist tatsächlich ähnlich zu der wie vor 3 Jahren, auch wenn das Stahlwalzwerk weitgehend ausgeblieben ist. Dafür gibt's jetzt Torf, schwarze Trüffel und dunklen, süßen Pfeifentabak für den Riechkolben, was die Frucht aber deutlich beiseite schiebt. Am Gaumen vollzieht sich diese Entwicklung ebenso, allerdings bleibt der Frucht hier deutlich mehr Raum. Dominant sind hier die Pfirsiche und Quitten, mit etwas Waldhonig garniert. Steinige Mineralik gibt's bei dezidierter Suche auch noch, der Abgang ist mehrere Minuten lang und dabei rauchig-torfig auf der leicht extraktsüßen, aber generell trockenen Seite. Die drei Tage warten haben sich echt gelohnt, da lege ich noch einen d'rauf...

Wertung vom 16.07.2018: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25

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Verkostung vom 15.02.2020:

Die Farbe ist ein ins Bronze gehendes, dichteres Goldgelb. Fürs Näschen gibt's wie tendenziell erwartet Torf und Baumschwamm sowie hellen Tabak, auch etwas Ziegenbart (den Pilz meine ich) und Früchtebrot sowie Erikahonig. Am Gaumen bleibt dann auch für die Frucht in Form von mit braunem, unraffinierten Palmzucker kandierten Pfirsichen, Kaki und Aprikosen Platz, welche von der Säure ausreichend flüssig gehalten werden; auch wenn der Fruchtextrakt recht mächtig ist, kann man doch noch einiges an Gipskeuper-Kräuterigkeit ausmachen, welche durch ein lakritziges Bitterchen unterstützt wird. Insbesondere diese Lakritze dominiert den ellenlangen Abgang, ohne die restliche Mineralik sowie die superreife Frucht -hier wieder mit etwas Erikahonig garniert- komplett zu verdrängen; auch nach gut fünf Minuten immer noch ein animierender Mix aus leicht scharfer Süße mit braunschmelzigen Bitterstoffen und zeitweise auch etwas roter Paprika.

Dieser Silvaner ist nach wie vor in Top-Form, zeigt sich nunmehr bereits am ersten Tag in einer ähnlichen Verfassung wie vor 1 1/2 Jahren nach 3 Tagen mit Luft, nämlich sehr komplex, sehr stoffig, sehr "braun" im besten Sinne und dabei doch so flüssig, daß man nicht satt davon wird. Das ist auch gut so, denn vor lauter Begeisterung haben wir alles auf einen Satz weggelitert. Wunderschönes Beispiel dafür, wie gut Silvaner reifen kann, wenn er von kundigen Händen gekeltert wird...
Trinkreife: trinken oder lagern
Link 1: https://ec1962.wordpress.com/2020/02/15/2-tage-nach-wal-schone-alte-reben/
Link 2: -
Link 3: -
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