Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 03.04.07 19:16

Bezeichnung: Nine Popes
Winzer/Produzent: Charles Melton
Land / Region: Australien - Barossa Valley
Jahrgang: 1999
Typ: Rotwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%): 14,5
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 26 Euro (im Handel) - Januar 2006
Bewertung: (94/100 Punkte)
Preis / Genuss: gut
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 15.06.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: 1999 galt, im Gegensatz zu anderen australischen Weinregionen, für das Barossa-Tal als mittelmäßiger. wegen Hitzeproblemen sogar schwieriger Jahrgang. Aufgrund ihrer glücklichen klimatischen Lage und/oder ihres besonderen Könnens gelang es guten Winzern trotzdem hervorragende Weine hervorzubringen. Charles Meltons 99ger Nine Popes gehört dazu.

Melton ist so etwas wie das Gegenstück zu den von Bonny Doon angeführten kalifornischen "Rhone Rangers". Nach einer Reise ins Rhonetal 1988 begann Melton, ehemaliger Schüler Peter Lehmanns, den Nine Pope herzustellen, einen Mischsatz nach Art der Chateuneufs. Bis dato vegetierten in Aussieland Grenache und Mouvedre als Schattendasein. Die dort Mataro genannte Mourvedre unterlag sogar derartiger Mißachtung, daß sie vor der Ausrottung stand. Meltons Überraschungs- erfolg löste - obwohl von Potentat Parker lange nicht wahrgenommen - einen (inzwischen temperierteren) Boom aus. An dessen Spitze steht das Gut nach wie vor. Selbst Chateauneuf-Hardcores können dem Popes ihre Hochachtung nicht versagen. In Frankreich übrigens, der Heimat solchen Mischsatzes, wird für den 99ger Popes gegenwärtig um die 36 Euro verlangt. Das führende OZ-Auktionshaus Langtons positioniert derzeit in seiner strengen Klassifikaton Meltons Gut unter "Distinguished". Einstimmig sprechen James Halliday und Langtons dem 99ger 94 Punkte zu. Chateauneuf-Propagandist Parker begnügt sich mit 91. Oliver gar mit 82. International sammelt der Popes Jahr für Jahr auch ernstzunehmende Auszeichnungen.

Melton, als Gesamtgut von Halliday 2006 mit allen fünf Sternen bedacht, strebt in Weinberg wie Keller das Prinzip der Minimal-Eingriffe an. Wie alle Weine des aufgrund des Erfolges auf 18000 12erKisten angewachsenen Betriebes stammt der Popes aus unbewässerten Pflanzungen und ist mit weinbergseigenen Hefen vergoren. Allerdings doch mit einem Anteil Reinzuchthefen.

Sieben bis zehn Tage nach eher traditioneller Art zusammen fermentiert, und doch einige Teile für das Blending getrennt, reifte der Wein als Mischsatz von 54 Anteilen Grenache, 44 Shiraz und zwei Mourvedre in Barriques von zu 80 Prozent französischer und 20 US-Eiche.

Der granatdunkle 99ger zeigt am Rand Ziegelfarbe, bietet, undekantiert eingeschenkt mit 18 Grad ins große Glas, der Nase bald einen angenehmen Ton im Eintreten begriffener Altersreife. Von vornherein nicht als fette Nur-Fruchtbombe und ohne barossaleidige Überholzung konzipiert, haben über die Jahre sich gewandelte jugendliche Primärfrucht , verfeinerte Tannine und
edler Holzakzent integriert zu einem seidigen Wein mittleren, gehaltvollen Körpers, dessen dunkle Waldfrüchte und leichter Mokkaton noch im anhaltenden Abgang elegant mitschwingen. Nicht zu vergessen: eine feine, die Zunge aufmerksam haltende Säure. Australisches Klassecuvée a la C9dP. 94 Vollpunkte.

In einem australischen net-weinforum wird zur Zeit diskutiert, ob der 99ger begonnen habe, austrocknende Tannine zu zeigen, die den Gaumen nicht mehr so recht befriedigen. Ob es die Reise über den Ozean, quasi a la >Linie Aquavit<, hierher bewirkte, oder was auch immer dem Popes gut getan haben mag: Die in diesem Jahr über die Monate hier getrunkenen Popes waren in jeder Verkostung und bis zur bisher letzten Flasche in Bestzustand. Melton selbst gibt dem Wein laut Rücketikett mindestens zehn Jahre. Aber warum weiter vor sich hin lagern lassen, wenn er sich jetzt so hervorragend genießen läßt? Es sei denn man hat Kisten davon im häuslichen Lager gestapelt.

Zum Preis: Der oben angegebene war seiner Zeit nicht nur auf dem deutschen Markt günstiger Originalkaufpreis. Der gegenwärtige reflektiert das heutige Durcheinander der Marktlage australischer Premiums im Auf und Ab. Der eine Händler verlangt in der Spitze den Mondpreis von 40 Euro, der andere machte Sonderverkauf nah am Einstandspreis. Auch das Bild, das sich auf seriösen Auktionen deutschsprachiger Länder zeigt, ist mehr flimmerndes Kaleidoskop, als das es Klarsicht vermittelt.

Charles Melton bleibt bei allen Marktturbulenzen der alte Charly, produziert weiterhin seinen Wein in den - nach australischen Maßstäben sowieso - fast homöopathischen Mengen, (obwohl sich der Bestand über seit Gründung 1984 von 6 Hektar auf 23 erweiterte),verkauft bestens und verlangt immer noch nur angemessenen Preis. Nur wird es hierzulande seinen Wein zu erwerben immer schwerer.

Auch der Shiraz ( der 2002er erhielt 2006 von Halliday 96 Punkte) und der Cabernet Sauvignon Meltons ( 2002er 95-Halliday-Punkte) können durchweg empfohlen sein, sowie sein Rosée ( 2004er 94 Punkte), der selbst Weintrinker mit Vorbehalten gegen im Glas Roséefarbenes erfreut aufstaunen läßt.

Verkostung des Nine Popes 11.11. 2006: Nach dreistündigem Belüften der Flasche,
die eingangs mehr Säure als Frucht bot, hat sich der Wein zu einer Würze entwickelt, die ihren Höhepunkt bei intensivem Mundgefühl als den Gaumen anhaltend auskleidendes Paket echter Lakritz hat.


2.4.2007: Immer noch ein stolzer Wein.








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Trinkreife: trinken oder lagern
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