Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 09.03.07 08:59

Bezeichnung: Shiraz Moritz Vineyard
Winzer/Produzent: Clarendon Hills Winery
Land / Region: Australien - Mc Laren Vale
Jahrgang: 1999
Typ: Rotwein
Rebsorte: Shiraz
Alkohol (Vol.%): 14,5
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 39 Euro je 0,75 l (im Handel) - Dezember 2003
Bewertung: (90/100 Punkte)
Preis / Genuss: schlecht
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 13.11.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: 1989 gründete Roman Bratasiuk mit einem Hektarchen eigenem Land im Mc Laren Vale das Gut Clarendon Hills. 2001 stellte er 6000 12erKisten, 2006 doppelt so viele her. Wie das? Er kauft zwar immer noch sorgsam ausgewählte Frucht von Nachbarn dazu, die sich sich verpflichten unbewässerte Lagen so naturnah wie möglich zu bearbeiten, hat aber doch den einen und anderen Hektar erwünscht verschiedenster Böden, viele darunter mit bis über 70 Jahre alten Rebbeständen darauf, dazugekauft. Der Erwerb wird ihm nicht schwergefallen sein. Clarendon Hills ist ein Erfolgsunternehmen. Doch Bratasuik immer noch Außenseiter. Oder aufgrund seines von Medaillen gepflasterteten Triumphweges zugleich Schrittmacher: handgepflückt und -verlesene Frucht, ausschließlich Naturhefen, Warmfermentation bis zu 32 Grad, ausgiebige Mazeration, lange Reife in importierten Burgunder-Barriques, wenn erforderlich zu 100 Prozent neu, die Weine minimal geschwefelt, weder gefiltert noch geklärt.

Inzwischen stellt er auf diese Art fünfzehn Einzellagenweine her. Auch preislich hält er nicht hinter dem Berge für wie gut er sie befindet, darin bestätigt von Kritik und fleißig kaufendem Publikum. Es geht ihm so gut, daß er seine Produkte, wie einige andere Erfolgswinzer auch, James Halliday zur Begutachtung nicht mehr einreicht. Der revanchiert sich verdeckt 2006 im Wine Companion mit dem Kommentar: "Alter und Erfahrung, so scheint es, haben Roman Bratasiuk reifen lassen - und den Stil seiner Weine. Einst ungeheuer und rustikal, sie sie jetzt viel mehr modelliert und glatt, zuweilen an ausgesprochene Eleganz grenzend." Und gibt dem Gut dazu vier von fünf möglichen Sternen - einen halben weniger als zuvor 2005. Wenn das nicht als süffisant vitriolvergiftete Flaschenpost beim weinmachenden Ex-Apotheker Bratasuik anlanden sollte.

Unerschütterliches Fundament Clarendon Hills bleibt der Jahr um Jahr hochgepunktete Astralis Shiraz als Flaggschiff. Der ist mit dem Geldbeutel Sterblicher nicht mehr aus der Hosentasche finanzierbar, wenn auch zum Beispiel der 97ger in Deutschland innerhalb dieses Jahres von 190 Euro "abstürzte" auf 130 und damit im Rahmen einer tendenziellen, auch internationalen Preisberuhigung bei Premium-Aussies liegt. Anders als andere britische Profikritiker Aussie-Weinen durchaus nicht abgeneigt, läßt selbst Hugh Johnson, leichte Distanz verspüren: "Dieser überaus hochpreisige Astralis ist ein bewusster Versuch, mehr Côte Rôtie zu sein als die Côte Rôtie selbst."

Ansonsten wird der Astralis neben Henschkes Hill of Grace zum Triumphirat australischer Supershiraz reflexartig mit heruntergebetet, beide ruhend zur Seite des Thrones der Ur-Ikone Penfolds Grange, obwohl des Längeren schon eine ganze Reihe anderer Monumentalweine auch auf dem Olymp bequem ihren Platz einnehmen könnten. Ob das nun nur Monumentalweine oder sogar Weinmonumente sind, ist ebenfalls andere Frage.

Zum Shiraz Moritz Vineyard aus dem Jahr 99, einem ordentlich Rotjahr im Mc Laren Vale. Vom Image und Ruf liegt dieser hundertprozentige Shiraz im Mittelsegment des stilistisch frankophilen Programmes des Gutes. Bei 19 Grad ins große Glas eingeschenkt, lässt der mit Trinkreife ab 2003 angegebene, opake Wein nun 2006 auch undekantiert mit Duft nicht lange auf sich warten: Rotschwarze Frucht, Holzrauch, Veilchenhauch. Am Gaumen Fruchtsüsse duchgereiften Obstes und eine ordentliche Portion Glyzerin, etwas Erde im mittleren Vollkörper, feine Tannine, anhaltender, etwas sich in die Breite verlaufender Abgang an dem Echtlakritz und Gewürze teilhaben. Und es sei gepriesen und getrommelt: Keine übertoastete Eiche.

So weit, so fast gut: Aber wo ist die Säure? Die Verkostungsnotizen der drei im Laufe der letzten beiden Jahre getrunkenen Flaschen selben Jahrgangs zeichnen nach:
Die Säure, als so recht leuchtend nie festgestellt, verabschiedet sich von Mal zu Mal offensichtlicher. Das ließ das Geschmacksprofil ins Rutschen kommen. Die 2003 gegebene Trinkempfehlung deutschen Händlers bis 2011 scheint zu weit gegriffen. Umgehend noch trinken. In seiner jetztigen Kondition erinnert der Wein an einen wohlerzogenen Menschen, dem Verve fehlt. Sprich: Er läßt Langeweile aufkommen.

Oliver gab 2007 diesem 99ger 89 Punkte. Parker gab gleichem Wein im Jahr 2001 92 Punkte, mit dem Hinweis einer darauffolgenden Kellermöglichkeit von drei bis vier Jahren. Würd mich wundern, wenn Parker der Wein heute nicht auch bei 90 Punkten dümpeln würde. Und die aus Mitleid mit der ehemaligen Statur.

VintageDirect zeigte sich einmal mehr als überaus korrekter Händler, als er schon seinerzeit ausdrücklich darauf hinwies, daß alle Roten aus 99ger-Jahrgang Clarendon Hills so hohe PH-Werte aufweisen, daß längere Einlagerung wohl zum Problem werde. Leider die Warnung zu spät gelesen, wie vielleicht auch der Wein.

Essensempfehlung? Mit dieser abgeflauten Säure sollte der Moritz keiner hocharomatischen Speise ausgesetzt werden. Was nicht heißen soll, zu mehr als
Salzstange knabbern kann es nicht mehr reichen.

PL/Verhältnis: In verbliebener Restform nicht mehr diskutabel. Sowieso gibt es in Aussie-Land Einiges in mindestens, und nicht Weniges über dieser Qualität; zumal in der um die 40-Euro-Klasse erinnerungswürdigere Weine.

Ohne der Kriminalität in Deutschland Vorschub leisten zu wollen: Wer heute noch 39 Euro für diesen Wein zu nehmen wage, sollte sich nicht wundern, daß anstatt Spielhallen demnächst Weinhandlungen überfallen werden.
Trinkreife: schon abbauend
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