Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 19.02.07 08:50

Bezeichnung: Wilhelmus
Winzer/Produzent: Haan Wines
Land / Region: Australien - Barossa Valley
Jahrgang: 1999
Typ: Rotwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%): 13,5
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 24,9 Euro je 0,75 l (im Handel) - Oktober 2006
Bewertung: (93/100 Punkte)
Preis / Genuss: gut
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 2.11.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Der gebürtige Hollander Hans Haan erfüllte sich 1993 im Barrossa-Tal nach einer Karriere als Ingenieur bei Cathay Pacific den Traum eines eigenen Weingutes so erfolgreich, daß Halliday alle fünf Sterne vergibt an den Betrieb, der über die Jahre die Hektarzahl auf 37 verdoppelte mit gegenwärtigem Aussstoss von 5000 12er Kisten.

Haan: "Unser Ziel ist Eleganz, Komplexität, entgegenkommende Frucht und das Potential superb zu reifen". An der preislichen Spitze des überschaubaren Portfolios steht der Wilhelmus, der zusammen mit dem, übrigens von James Irvine vinifizierten, Merlot Prestige den Ruf des Hauses begründet.

In guten Jahren könnte jeder Winzer guten Wein machen. In schlechteren wie das
Barossa 99 kommt es auf das Können an. Haan kann es, bewiesen mit seinem 99ger
Wilhelmus. Dessen auf gutseigenen Böden tiefen, sandigen Lehms über rotem Bruchstein gewachsene Trauben sind ein Cuvée aus 40 Prozent Cabernet Sauvignon, 28 Merlot, 18 Cab Franc und kleinen Mengen Petit Verdot, sowie Malbec. Der Mischsatz variiert leicht Jahr für Jahr. Grundsätzlich aber wird der Wein 22 Monate in einmal gebrauchter französischer Eiche zu zwei Dritteln, das andre Drittel neuer, vinifiziert, um schwach gefiltert sechs Monate auf Flaschenruhe zu gehen. Im Schnitt werden vom Wilhelmus nur 500 Dutzend Flaschen produziert.

Parker gab 2002 dem 99ger (angesichts seiner bekannt späten Trinkreife somit
als quasi noch Jungwein) 90 Punkte. Dem 2002er gab Halliday 2006 95 Punkte. Parker dem 2003er in 2006, die Reifeentwicklung diesmal wohl in Betracht ziehend, ein Fenster von 91 bis 94 Punkten.

Der Wilhelmus ist ein Geduldwein; ein weites Beispiel dafür, zumal unter den bordeauxorientierten OZ-Blends, dass wahrlich nicht jeder gehobene Aussie früh zugänglich ist. Americas Wineshop warnt sogar: "Nur Kunden mit Geduld sollten Kauf in Betracht ziehen". Solche Beratung ist löblich. Diese offene Orientierung erspart Sofortgenuss erwartenden Kunden Enttäuschungen, die ein solcher Wein als verfrüht getrunken nicht verdient. Der Hinweis ist inzwischen zu fürsorglich hinsichtlich des 99gers. Das zeigte sich jetzt bei Verkosten des Weins, der mir vor mehr als zwei Jahren ob seiner Wucht noch unfertiger Gerbstoffe in reflexartiger Verweigerung den ohnehin tanninsensibelen Kiefer klemmen ließ.

Bei Öffnen quillt kräftiger Stallstinker auf. Der vergeht beim Dekantieren, das wegen kleinen Depots sich zusätzlich empfiehlt. Dem durch Rostrand einige Jährchen signalisierendem, aber im Kern immer noch tiefrotem Wilhelmus entsteigt bei 20 Grad im großen Glas ein verlockender, sich nach und nach wundervoll steigernder Duft von Wildfleisch, Trüffel, Zeder und Tabak.
Am Gaumen gleitet schwarzreife Jo-Beere hinzu, leichte Minzkühle trägt bei,
schlanken und doch intensiven Körper zu definieren, elegantes Mundgefühl bei griffig guten Tanninen und einer presenten, zugleich tiefen, keineswegs vordergründigen Säure. Unaufdringlich sich zu Struktur einfügend feinstes Holz. Assoziationen an sehr gute Medocs sind erlaubt. 93+ Punkte.

Derzeit gibt es im deutschsprachigen Raum keinen Importeur neuerer Jahrgänge. Der 99ger ist in Geringmengen noch erhältlich. Derzeit sogar zu halbiertem Preis auf 12, 90 herabgesetzt. P/L-Verhältnis: Originalpreis - zumal so abgelagert - sehr gut, als Sonderofferte grandios.

Haan pflegt den Wilhelmus launig so zu bewerben:
"Eine Kiste Haan-Wein kann mehr Wunder bewirken als eine Kirche voll von Heiligen".
Welche Wunder, welche Kirche, welche Heilige? Komplette Fahruntüchtigkeit, die wird wohl selbst der Heilige Donatus nicht zu den himmlischen Wundern zählen. Und zu dem handfesten eines irdischen Abfluges reicht eine Flasche Wilhelmus mit seinen moderaten 13,5 Prozent nicht ganz. Aber wunderbarer als eine Pulle Lacrima Cristi ist er allemal.

Trinkempfehlung: Bester Trinkgenuss ab zweistündigem Dekantieren, wobei man sich nicht in der Wartezeit um die faszinierende Duftentwicklung bringen sollte. Jetzt diesen Wilhelmus ebenso entspannt wie andachtsvoll Schluck um Schluck geniessen. Zweiten Dekantiertag stand er nicht durch. Darum ist der Prognose eines US-Händlers, bis zu 2018 hin sei der Wilhelmus 99 fit, nur mit größtem Gottvertrauen zu glauben. Andrerseits: Haben Teufel und Wein nicht eines gemeinsam? Sind sie doch unberechenbar wie das aufgekratzte Eichhörnchen.
Trinkreife: jetzt trinken
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