Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 03.02.07 20:12

Bezeichnung: Reserve Shiraz
Winzer/Produzent: Fox Creek
Land / Region: Australien - Mc Laren Vale
Jahrgang: 1998
Typ: Rotwein
Rebsorte: Shiraz
Alkohol (Vol.%): 14,5
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 45 Euro (im Handel) - Januar 2002
Bewertung: (95/100 Punkte)
Preis / Genuss: gut
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 9.07.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Achtung, anschnallen: Ein Wein der Boliden-Klasse australischer "Blockbuster". Wineterminator, deutsche Feinstwein-Nase, nannte ihn einen "Kulturschock" und verzichtete ohne offensichtlich bleibende Verstörungsfolgen sich stracks abwendend auf eine Punkteeinordnung. Parker gab 2000 dem 98ger, der allgemein ein Jahrhundertjahrgang im sowieso durchweg gesegnetem McLarenVale genannt wird, satte 98 Punkte. Tanzer, stets sparsamer, sah den Wein zur ungefähr selben Zeit, also im Babystadium, bei 95+. Halliday, sich allerdings bei Fox Creek stets auffällig reserviert gebend, rückte, genau wie Oliver, mal gerade 90 heraus. Langtons, seriöses Aussie-Auktionshaus, etabliert 2006 den 98ger Reserve knapp unterhalb der Spitze der Spitze in der "Excellent"-Kathegorie, in die nur Weine Einlass finden mit konstant hoher Qualität mindestens fünfjähriger Folge.

Die Meinungen sind also geteilt. Weine solcher Fülle markieren oft die Grenzen der Geschmacks-Lager, so, wie es vielleicht nur noch den Amarones widerfährt. Bei diesen Venetiern verlangt es manchen Weinfreund auch schon mit dem ersten Schluck nach einem großen Glas Wasser. Der eine liebt solche Weine grad wegen ihres barocken Charakters. Andere empfinden sie als ultraüberbordend, zumal in fruchtgeballter Jugendlichkeit, und überlassen sie gerne - deswegen nicht zwangsläufig weniger sensiblen - Mitmenschen, die auch an Port und Vin Santo Erbauung zu finden verstehen.

1995 trat der Fox-Reserve schlagartig nicht nur ins Rampenlicht seines Heimatlandes als er die Trophy der McLarenVale-Competition gewann. Der 98ger war der letzte Jahrgang den Sarah, ( Tochter des Gutsgründers Dr. Watts), und Sparky Marquis (inzwischen beide nach Wanderung über Shirvington auf eigene Rechnung unter dem Namen Mollydooker produzierend, VKNs siehe dort) für Fox Creek vinifizierten, bevor sie als Star-Önologen zu Henrys Drive wechselten. Dessen Shiraz Reserve der Marquis-Jahre liegt seitdem mit dem Fox-Reserve im Bestreben nach Maximum in der geschmacklichen Aufmachung in Konkurrenz.

Der auf den Lehmböden verschiedenster Art des 35 000-Kisten ausstoßenden 6o Hektar-Gutes, wie alle 13 Weine des Hauses tropfbewässert gewachsene 98ger fermentierte offen und wurde 15 Monate neuen amerikanischen Hogheads ausgesetzt. Jüngere Jahrgänge erhalten überwiegend neue und ältere französische Eiche. Sie weisen, durchaus immer noch stetigen Medaillen-Regen hervorrufend, geminderte Opulenz auf. Und wiederum sind die Meinungen geteilt. Nun wegen des auch auf Eleganz hinsteuernden Stils.

Fox Creek Reserve Shiraz bleibt ein Stoff der Diskussion, obwohl der Hype gewisse Beruhigung gefunden hat. Die spiegelt sich in den Auktionspreisen. Winebid schätzt den 98ger bei 85-100 Dollar ein. Bei e-bay Deutschland ging jüngst eine Flasche selben Jahrgangs für 63 Euro an einen neuen deutschen Besitzer. Das darf aber wohl weniger als Preisabbild für hierzulande, eher nur als leicht unterbelichteter Polaroid-Schnappschuß gelten. 45 Euro war der in etwa für das Land allgemeingültige deutsche Einzelhandelspreis hier verkosteter Flasche im Jahr 2002. In Österreich wird heute bis zu 85 Euro verlangt. In Deutschland gar 100. 150 australische Dollar kostet der rar zu erwerbende, nur in 2300 Kisten aufgelegte Jahrgang gegenwärtig bei VintageDirect, die hausvergebene 96 Punkte ansetzen. Ein Preis, mehr als ein Bauernfrühstück - und sei´s mit großer Gurke - kostet, für einen Wein auf dessen Böden vor der Gutsgründung 1984 noch Gerste wuchs und Schafe vor sich hin grasten.

Dies ist die dritte, jeweils Jahr nach Jahr, verkostete Flasche. Die erste bombardierte die Zunge mit Frucht und war ebenso mit Tanninen wie allerdings auch Eichenvanille imposant bis zur Vollkompression aufgeladen.

Schwarzrot und fast ölig, einstündig dekantiert bei 20 Grad ins große Glas gelaufen, quillt enorme Geruchsfülle auf. Zu schokokandierter Pflaume und Schwarzkirsche, Anis und etwas Minze ist dem in die Volljährigkeit getretenen Wein ein angenehmer, erdiger Unterton hinzugekommen, der die anfänglich drängend marzipanhafte Süsse puffert. Etwas weniger von der immer noch, wenn auch vermindert die Geschmacksknospen verkrustenden Eiche, (siehe oben), und es hätte Punkte draufgeben können. Gelingt es, um das Vanillecremige herumzuschmecken, läßt sich die tiefere Dimensionalität entdecken, die von manchen Verkostern dieses von ihnen als leider übertaostet beurteilten Weines eingeklagt wird. Ein, auch alkoholstarkes, Konzentrat von Wein, das frühestens zum Sonnenuntergang eingeschenkt werden sollte. Weniger Vanille und Punkte drauf hätte es gegeben. Aber 95 Punkte sind ja auch nicht grad in die hohle Hand gespuckt.

Dieser Wuchtkaliber-Reserve ist ein Gaumentapezierer, der noch im letzten Nachhall des sehr langen Abganges selbst knapp am Schlund mehr durchtrainierten Körper vorzeigt, als manch anderer noch so lang durchgekauter Wein ordnungsgemäß am Gaumen herzugeben imstande ist.
Parker meint, dieser Reserve dürfe gut und gerne mehr als 15 Jahre im Keller seinen Platz halten.

Wieso Bob Campbell in >Cuisine< schrieb, dieser Wein sei "dicht, aber nicht schwer", hinterlässt mich rätselnd. Als Essensbegleiter, dafür scheint mir der Reserve nun doch in seiner die Zunge gänzlich fordernden Dominanz zu jederlei Hauptgericht fehlverwendet. Sei denn, jemand, der notorisch schon zum Frühstück Getränke von Altöl-Konsistenz konsumiert, könnte auf seinem Teller das von ihm als Snack zu vertilgen beabsichtigte T-Bone-Steak eines von eigener blanker Hand erlegten Dinosauriers vorweisen.
Trinkreife: trinken oder lagern
Link 1: -
Link 2: -
Link 3: -
  Diese Verkostungsnotiz wurde bisher 718 mal abgerufen

Codes zur Veröffentlichung in Internet-Foren

Als Bilddatei für Internet-Foren (z.B. dasweinforum.de oder weinfreaks.de):


Einbindung als Text (forenunabhängig):


Veröffentlichung in facebook

Bitte einfach den Link aus der Adresszeile oder diesem Feld kopieren:





Kommentar zu dieser VKN schreiben:

Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern erstellt werden !
Du kannst dich auf der Startseite anmelden bzw. kostenlos neu registrieren.
RSS      2004 - 2012 von Gerald Schuster, Advanced Technical Software :: e-mail: webmaster@verkostungsnotizen.net :: Datenschutzerklärung