Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 20.12.04 08:53

Bezeichnung: Château Cos d Estournel
Winzer/Produzent: Château Cos d Estournel
Land / Region: Frankreich - Bordeaux - Medoc
Jahrgang: 1986
Typ: Rotwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%):
Verschluss: keine Angabe
Weitere Angaben:
Preis: -
Bewertung:
Preis / Genuss: keine Angabe
Autor/Verkoster: urbia Notizen
Verkostungsdatum:
Eingetragen von: freak ... [Rückfrage zur VKN an freak]
VKN im Detail: Titel:
1986er Château Cos d Estournel
Beschreibung:
Alle Jahre wieder………..
gibt es Putenbrust zu Heiligabend. Dem traditionell dazu verabreichten Mouton muß diesmal einem 1986er Cos d´Estournel Platz machen.

Ich bin mächtig gespannt auf mein erstes hochklassifiziertes Gewächs aus diesem Jahrgang und so verkürzt uns ein 5 Stunden dekantierter, samtfruchtiger 98er Sacre e Profano die heiligabendliche Wartezeit. Der Profano bekommt reichlich Regierungszuspruch, und ich krieg das Glas nicht weggestellt, in diesem Stadium kein Wein für den Kopf, der irgendwie schwierig zu verstehen ist, sondern hedonistische Trinkfreude pur. Der Abend ist schon mal gerettet, auch wenn der COS vernagelt sein sollte.
Derweil ist der mächtige Braten von der Weizenmastputenbrust aus kleinstbäuerlicher Bodenhaltung im Nebenerwerb fertig. Selbstverständlich stammt auch der verfütterte Weizen aus gleicher kleinbäuerlicher Nebenerwerbsquelle und ich pflege ein persönliches Verhältnis zum Kleinbauernsohn, so dass ich mich in die Lage versetzt sehe, eine, auch diesem besonderen Abend angemessene Unbedenklichkeitsbescheinigung hinsichtlich Tierethik sowie ökologischer Unwägbarkeiten für Mensch und Umwelt zu garantieren, ganz abgesehen von den üblichen Risiken und Nebenwirkungen. Es ist ein wahrer Genuss der einem überkommt beim Verzehr eines solchen Tieres, von dem man weiß, das es sich zu Lebzeiten nur rein makrobiotisch ernährt hat........
Nach 2 ½ Stunden ist es dann so weit, der 86er COS darf gegen die Putenbrust „francaise“ antreten, für die im übrigen ein guter Liter Rotweindepots Verwendung fanden. Solche Saucen sind, wenn sie dann noch stark einreduziert wurden, in ihrer Mächtigkeit ernsthafte Gegner, und in der Lage selbst bei stark glutamatgeschädigten Probanden eine nachhaltige Wirkung zu hinterlassen, welche die Fußzehennägel aufrollen lässt.
Das gibt einen Kampf in der Superschwergewichtsklasse, in der einen Ecke wartet bereits die übermächtige Sauce, Titelverteidiger der letzten Jahre, wo sie bereits einige Moutons weggeputzt hatte. Weder der ältere 83er noch die jüngeren Brüder aus 91 und 92 konnten ihr seinerzeit Paroli bieten. Doch stehen die Wetten etwa 50:50, da der Streiter aus dem Stalle Bruno Prats, noch während er sich im jüngsten Kindesalter im eichenen Laufstall bewegte unter der Beobachtung von Boxpromoter Parker stand, der ihm schon damals großes Talent vorhersagte.
Da, endlich tritt der schwer einzuschätzende Herausforderer in den Ring, ein angeblich recht verschlossener Geselle, da 86 geboren. Und in der Tat, gekleidet ist er mit einer undurchsichtigen Robinfarbenen Robe. Dann geht ein Raunen durch die Halle. Ja gibt’s denn das. Von wegen verschlossen. Allerfeinstes, intensives COS Parfum, von dieser Sorte, die nach Erreichen der korrelierenden Rezeptoren den inneren Seelenfrieden wieder zurecht rückt, eine Endorphin-Stalinorgel in Gang setzt, man spürt förmlich, das ist der Stoff der ganz tief unten im limbischen Sytem, dem ältesten Stammhirn etwas in Gang setzt, dort wo Gefühle entstehen und der Sexualtrieb seinen Ursprung hat. Mir wird ganz warm im Bauch. Der Boxkampf interessiert mich schon lange nicht mehr. Ich verschließe das Fenster, habe Angst das etwas von diesem Parfum nach draußen gelangt und die heimische Vogelwelt mit dem Nestbau beginnt.
Klaaauuuuuusss, gib mir bitte noch etwas Soße, träumst du, tönt es von meiner Seite.
Ich muss kurz weggetreten sein, na ja anbei noch die Beschreibung wie sie mir heute in Erinnerung ist:
Zutaten:
Die Flasche IN/HF, trotz einer Korkfalte, die zum Glück nicht ganz durchgängig war. Im Glas ein undurchsichtiges Rubin mit ganz leichtem Reifeschimmer. Das Bukett ist grandios, COS-Parfum vom allerfeinsten, später auch Kaffee und Röstaromen. Am Gaumen zeigt der extraktreiche Wein das er einfach von allem viel hat. Stoff, Glycerin, Frucht und eine wirklich fulminante Süße auf der einen Seite stehen eine kräftige Säure und eine ordentliche Ladung feiner, angeschliffener Tannine auf der anderen gegenüber. Er besitzt genügend Tiefe und trotzdem wirkt er irgendwie noch zusammenhaltlos. Könnte man diesem Wein die momentane Harmonie der 85er übertransformieren, man hätte das ideale Gesöff. Trotzdem macht der Wein jetzt schon richtig Spaß, weil von der Sorte, der man aufgrund der stetigen Entwicklung und Veränderung im Glas allein schon ein paar Stunden widmen kann. Trotz all der Wucht verkörpert der 86er COS die Exotik, die man diesem Gut nachsagt. Dieses feminine Parfum in der Nase, das einem vor dem geistigen Auge den gesamten Harem des Sultans von Sansibar wieder zum Leben erweckt, ist von der Art, die mich zum Junkie, respektive zum Bordeaux-Junkie werden lässt und das bei aller Aufgeschlossenheit gegenüber den Weinen aus der übrigen Welt. Diese Nase passt eigentlich nicht so recht zu dem eher mit maskuline zu Umschreibenden Eindruck den er am Gaumen hinterläst, aber auch dass macht einen Teil seiner Exotik aus. Dem ganzen folgt auch noch ein adäquater Abgang, vielleicht nicht ganz so lang wie vom Gaumen her erwartet.
Im Juli 2000 auf eBay für stattliche 206 Steine geschossen. Wenn er noch an Harmonie gewinnt, ist er das aber auch wert. Gesamtpunkte geben ist nicht so leicht, eigentlich bräuchte er Einzelnoten. 97 Punkte für die Nase, 95 Punkte für die Wucht, 90 von der Harmonie. Na ja, einigen wir uns auf eine Gesamtnote von 94 mit deutlichem Potential nach oben.
Zubereitung:
2,5 Stunden dekantiert
Anzahl Personen:
Bine&@KaDeDe
Zubereitungszeit:
24.12.2001
gesehen von:
Klaus Nehr, Alexander Tramm, arnobaer (Arno Gänsmantel), Wilfried Dauth, LoLo (Lutz Krämer), Gerhard Richter, Bernhard Wilfart,

Quelldatei: 1986er Château Cos d Estournel KaDeDe (Klaus-Dieter Diehl) 26.12.03.htm
Trinkreife: keine Angabe
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