VDP Gutswein Große Gewächse 2007
(Bericht/Meinung, eingetragen von Innauen am 07.09.2008)
|
Kategorie: Verkostungsberichte
Vorweg: Ich bin ja nur ein interessierter Laie. Alles was ich sage, ist daher mit der daraus resultierenden Vorsicht zu genießen. Mein Geschmack ist sicherlich noch nicht ausreichend geschult. Trotzdem lehne ich mich mit einer These vorab aus dem Fenster. Die Gutsweinprobe findet zu früh statt. Die GG sind gerade erst auf die Flasche gefüllt worden, befanden sich viel länger als die einfachen Weine auf der Hefe. Z.T. (Van Volxem) wurde gerade mal fünf Tage vor der Veranstaltung abgefüllt. Für wenig geübte Geschmäcker wie mich ist es sehr schwierig, die Weine ordentlich einzuschätzen. Exemplarisch daher der Eindruck bei dem ungemein sympathischen Reinhard Löwenstein . Die einfachen schon länger abgefüllten Schieferterrassen sind fruchtig, die Säure dominiert nicht mehr so stark, die Terassen wirken einfach überzeugender als Röttgen und die Uhlen-Weine. Sicherlich werden diese Weine nachziehen und die Schieferterrassen überflügeln. Aber bis dahin ist noch Zeit. Zeit, die man sich lassen könnte, indem man die Veranstaltung später anberaumt. Winzer, mit denen ich gesprochen habe, bestätigen diesen Eindruck. Die GG-Probe sollten mindestens ein halbes oder besser noch ein ganzes Jahr später veranstaltet werden. Schade auch, dass so viele Gewächse bewusst knochentrocken ausgebaut wurden. Die ein zwei süßen Spätlesen, die es hier und dort gab, fand ich beachtlich.
Zur Jahrgangscharakteristik. Stuart Pigott hat Anfang des Jahres wenige Freunde mit seiner Einschätzung gewonnen, der neue Jahrgang sei manchmal zu trocken und sauer. Sorry, Recht hat er. Die Höhenunterschiede zwischen den Weinen waren bisweilen gewaltig, auch zwischen den Anbaugebieten. Zu frühe und nach meiner unmaßgeblichen Meinung auch zu große Lese haben nicht überall das Potential des Jahrgangs einlösen können. Überzeugend für mich die Weine aus Rheinhessen. Die Pfalz war ordentlich und von der Mosel kam wie immer ein hoher Standard. In der Tat haben die Weine aus dem Rheingau mich leider (mit Ausnahmen) am wenigsten überzeugen können.
Willkürlich einige Eindrücke, der verkosteten Weine
Graf von Kanitz, Rheingau . Kappellenberg GG, Säurehaltig, eher Flach, wenig hintergründig.
Schloss Johannisberg, Grünlack , Spätlese, fruchtige Nase, Körper bleibt leider dahinter zurück, eher kurzer Abgang.
Rotlack, feinherb , angenehm fruchtiger an 2005 erinnernder Wein. Gelungen, aber nichts Interessantes.
Silberlack, GG . Spürbarer Holzeinsatz. Komplexes Bukett, aber kaum Säure, wirkt daher schwer und ein wenig platt. Mittlerer Nachhall.
Wittmann, Aulerde GG , expressive Frucht, schönes Säurespiel, langer Abgang. Toll. (93)
Wittmann, Morstein, irrer Duft, straffe Frucht, ewiger Abgang. Wahnsinn. (95)
Schloss Proschwitz, Weißburgunder GG, Nase von weissen Johannisbeeren. Im Glas ölig, dicht, komplex, wunderbar ausbalanciert. Für mich einer der besten Weine. (94)
Emmerich-Schönleber, Frühlingsplätzchen,ein Duft, der schon im Glas abhebt, etwas reduzierte Frucht, knackige Säure, spielerisch – viel zu jung. (93)
Emmerich-Schönleber, Halenberg , hier klebt der Duft noch am Boden des Glases, dafür entfaltet sich ein mächtiger Weinkörper am Gaumen. (91)
St. Antony, Nierstein Pettentahl GG , Reifes Steinobst, Melisse, ein vielschichtiger und in der Tat auch etwas komplizierter Wein. Mit 25 Euro noch bezahlbar und schon am Gut ausverkauft.
Ferner sind noch Künstlers Alte Reben vom Stielwegzu nennen. Die von mir immer sehr geschätzte Höllewar dagegen noch nicht richtig heiss. Auch da würde ich in sechs Monaten gerne nochmal nachverkosten. Die sehr belagerte Kollektion von Van Volxem ist wirklich durch die Bank weg fabelhaft. Alle Weine ein Gewinn. Manch ein Winzer hatte zum Vergleich noch einen 2006er mitgebracht. Kühns „R“ 2006 zeigte die Jahrgangsproblematik. Nach nur einem Jahr schon sehr heftigen Petrolnoten! Vermisst habe ich die Weine von Klaus-Peter Keller und von Schloss Lieser.
Am Schluss: Schöne Präsentation der Österreicher am Rande der Veranstaltung, die aber zeigt, wie schwierig die Jahre 2005 und 2006 für die Rotweine war. Davon ist das meiste nicht ausgereift.
|
2 Kommentar(e):
gerald am 08.09.08 16:26
Hallo Wolf,
was war bei der Österreich-Präsentation zu verkosten ? Dass das Jahr 2005 schwierig war, ist mir bekannt. 2006 aber war aber meines Wissens so gut ausgereift wie schon lange nicht mehr. Manche Weine sind fast schon "zu perfekt", so dass die gewohnten Ecken und Kanten (z.B. beim Blaufränkisch) fehlen ...
Grüße,
Gerald |
Innauen am 08.09.08 17:00
Hallo Gerald,
krame gerade in meiner Erinnerung und danach, was mir der Mensch vom österreichischen Weinbauverband so alles erzählt hat. Verkostet habe ich an Roten Marienthal 2005, Nittnaus Leithaberg 2006 und etwas von Judith Beck, ??. Außerdem gab es noch einen Blaufränkisch 2006, der in meinem Gedächtnis nicht gespeichert zu werden brauchte. Marienthal 2005 fand ich besonders unfertigt. Vielleicht hatte ich wegen des Namens aber auch überzogene Erwartungen. In meinem Keller schlummert noch Preisinger, Pannobile 2005. Schaun mer mal, wie der so ist.
Grüße,
wolf |
Kommentar zu diesem Beitrag schreiben:
Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern erstellt werden !
Du kannst dich auf der Startseite anmelden bzw. kostenlos neu registrieren.
|