Jahrgangspräsentation Domäne Wachau
(Bericht/Meinung, eingetragen von gerald am 02.04.2010)
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Kategorie: Verkostungsberichte
Am Montag, den 29. März 2010 fand die diesjährige Jahrgangspräsentation der Domäne Wachau statt. Anders als in den Vorjahren wurde sie aber nicht in einer exklusiven Location in der Wiener Innenstadt abgehalten, sondern im Dürnsteiner Stammhaus. Das leidliche Problem Verkosten vs. Autofahren war erfreulicherweise durch einen kostenlosen Busshuttle-Dienst ab/nach Wien gelöst.
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Das Angebot wurde von vielen Weinfreunden wahrgenommen, was dann ein entsprechendes Gedränge in den Sälen der Vinothek zur Folge hatte und auch leider wenig Gelegenheit zu ausführlicheren Gesprächen mit der - voll angetretenen - Mannschaft einschließlich Geschäftsführer und Kellermeister gab. Erst am späteren Nachmittag löste sich das Gedränge etwas auf.
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Als mit Abstand größter Weinbaubetrieb der Wachau hat die Domäne Wachau auch entsprechend viele unterschiedliche Weine im Programm, die allesamt zur Verkostung anstanden (insgesamt 46 Weine, 2 Sekte und 5 Brände). Durch den frühen Termin der Veranstaltung sind die Smaragde natürlich noch nicht gefüllt (Verkauf erst ab 1. Mai), es gab daher filtrierte Fassmuster zu probieren, die aber kaum als solche zu erkennen waren, sie wirkten eigentlich wie bereits gefüllte Jungweine.
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Mein persönlicher Eindruck von den Weinen: der Jahrgang 2009, der von den Vertretern der Domäne immer wieder als "großer Jahrgang" bezeichnet wurde, ist meiner Meinung nach beim Weingut eher durchwachsen. Neben einigen wirklich beeindruckenden Weinen - vor allem aus der Smaragdklasse - gab es auch relativ viele, die mir nicht so richtig zusagen wollten. Bei den Rieslingen waren häufig kratzige, bittere, schale oder sonstige unharmonische Noten zu finden, besonders bei den einfacheren Qualitäten (Steinfeder und Federspiel). Es kann aber gut sein, dass sich diese Probleme noch mit ein paar Monaten Flaschenreife harmonisieren. Bei den Veltlinern hingegen waren einige der preisgünstigeren Smaragde so säurearm und breit, dass sie wohl weder jetzt noch in Zukunft viel Freude bereiten werden.
Die teuersten Weine - also die Smaragde von Einzellagen - hingegen waren fast durchgängig perfekt sauber und zum Großteil wirklich beeindruckend. Ganz besonders gut gefallen haben mir Veltliner und Riesling Smaragd aus der Achleiten sowie vom Kellerberg (letzere werden erst im September gefüllt und waren deutlich dichter und körperreicher). Meine Vermutung ist, dass durch den schwierigen Jahrgang sehr viel Arbeit in der Selektion aufgewendet werden musste, um perfekte Weine zu erhalten - und dass dies bei den hochpreisigen Smaragden der Einzellagen kein Problem war, sehr wohl aber bei den einfachen Qualitäten.
Ganz allgemein ist der Jahrgang aber sehr fruchtexpressiv und auch die Lagen sind sehr schön differenziert, anders als beispielsweise im Vorjahr.
Daneben gab es vier Altweine aus den Jahren 1960, 1970, 1990 und 2000 zu verkosten, die sich allesamt großartig gereift präsentierten. Trotzdem haben mich die Altweine etwas ratlos zurückgelassen, denn einerseits hatte ich den Veltliner Smaragd Kellerberg 2000 bis vor kurzem noch selbst im Keller (und meine Flaschen waren ganz anders, trotz weniger guter Lagerbedingungen nicht so stark gereift, aber dafür völlig trocken, während der Wein gestern leicht restsüß wirkte). Und der beeindruckende Veltliner Kabinett 1970 vom Kellerberg war noch stärker restsüß, was ja eigentlich bei einem Kabinett (entspricht etwa einem Federspiel nach heutiger Diktion) nicht vorkommen sollte. Wie ich diese Eindrücke interpretieren kann, weiß ich momentan nicht ...
Und noch ein Wermutstropfen zum Schluss: leider werden auch dieses Jahr die Smaragde weiterhin mit Naturkork verschlossen, was also eine Fortsetzung des üblichen Glücksspiels darstellt, wenn man eine Flasche nach einigen Jahren Reife aus dem Keller holt. Schade!
ERGÄNZUNG 03.04.2010:
Eine bei der Präsentation erworbene Flasche Grüner Veltliner Federspiel 2009 vom Kaiserberg scheint meine Vermutung mit dem ungünstigen Verkostungstermin zu bestätigen. Am ersten Tag nämlich - genau wie oben beschrieben - ziemlich unharmonisch am Gaumen und absolut kein Trinkvergnügen. Nach einem Tag offen in der Flasche fast wie im Märchen in eine Schönheit verwandelt. Siehe Verkostungsnotiz:
http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_details.php?ID=30063
So gesehen muss man eigentlich dem Kellermeister für seinen Mut gratulieren, den Wein nicht - wie bei manchen anderen Weingütern üblich - auf perfekte Verfassung zur Präsentation hinzutrimmen, die er später (nach dem Kauf) nie wieder erreicht. Sondern ihm Zeit zur Entwicklung zu geben - auf die Gefahr hin, bei der Präsentation klar unter seinem Wert geschlagen zu werden.
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