Margaux-Verkostung 1940 bis 1997
(Bericht/Meinung, eingetragen von freak am 16.03.2006)
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Kategorie: Verkostungsberichte
Lindner Congress Hotel, Frankfurt/Main
Hier das Ergebnis der Verkostung von Freitag, 10.03.2006:
1. Rauzan Segla 1989 Durchschnittsbewertung: 95,46, meine 93
ein wahrlich majestätischer Rauzan Segla, der von vielen Mitverkostern noch besser gesehen wurde wie von mir. Der Wein befindet sich auf seinem absoluten Höhepunkt, in der Nase Duft nach schwarzen Früchten verwoben mit feinsten Kräutern. Er hat einen schönen Körper mit röstartiger Reife, wunderschöner langer Abgang. Sehr gutes Zukunftspotential. Rundenbewertungen von 92 bis 98
2. Rauzan Segla 1990 Durchschnittsbewertung: 95,46, meine 96
Wow! Eindeutig der Wein des Abends. Dieser klassische, in einem strengen Stil gehaltene Margaux bietet bei mittlerem bis vollem Körper echte Rasse und Klasse sowie ausgezeichnete Noten von feinsten Kräutern, Zedernholz, Cassis und Eichenholz. Er ist reichhaltig und süß bei einem sehr langen Abgang.
Die Rundenbewertung hielt sich in einem engen Rahmen von 94 bis 97 Punkten. Für mich das Beste an diesem Abend.
3. Palmer 1989 Durchschnittsbewertung: 93,92, meine 95
Endlich mal wieder ein sehr guter 89er Palmer. Aber von dem einstigen Superstar des Jahrganges ist er momentan entfernt. Nach wie vor ein kräftiger Duft nach Holzkohle, weiße Blüten, Pflaumen und schwarzen Beeren. Dieser vollmundige Palmer besitzt Tiefe.
Rundenbewertungen von 92 bis 95
4. Palmer 1982 Durchschnittsbewertung: 93,00, meine 93
Der 92er Palmer mausert sich immer mehr zu meinem absoluten Liebling. Er ist für mich momentan der konstanteste Palmer der 80er Jahre, den ich im letzten Jahr immer zwischen 93 und 94 Punkten erlebt habe. Die berühmt-berüchtigte Achterbahnfahrt des Château hat vor diesem Jahrgang anscheinend Halt gemacht. Der Wein hat eine dichte Rubin- bis Purpurfarbe, die sich jetzt am Rand ganz leicht aufhellt. Der Duft bietet Noten von Mineralien und süßer Schwarzkirsch und sonstigen Beerenfrüchten. Er besticht durch eine hervorragende Reintönigkeit, er schmeckt noch immer jung, erwacht aber aus seiner sehr verschlossenen Phase.
Rundenbewertungen von 90 bis 95
5. Rauzan Segla 1986 Durchschnittsbewertung: 92,92, meine 94
im Vorfeld für mich eigentlich der Sieger des Abends. ABER ! Der Feind des Guten ist der Bessere, in diesem Fall war es der 90er. Ein absolut hinreißender Wein, dichtes Rubin- bis Purpurrot, ohne Anzeichen einer Aufhellung. Noch immer sehr jugendlich (halt ein 86er). In der Nase Mineralien, Tabak, Rauch, schwarze Beeren, Lakritze sowie Noten von Heidelbeeren. Für einen Rauzan Segla äußerst körperreich, obwohl die Tannine angenehm abgeschmolzen sind. In diesem Wein erkenne ich nach wie vor ein riesiges Zukunftspotential.
Rundenbewertungen von 91 bis 97
6. Palmer 1991 Durchschnittsbewertung: 92,46, meine 94
Dass dieser Wein schon lange kein Geheimtipp mehr ist, erkennt man an den Preisen die er bei eBay oder auf diversen Auktionen erzielt. Er ist ein klassischer Margaux, hat an Gewichtigkeit noch zugelegt und zeigt ein dichtes Purpurrot und ein kräftiges Bukett von schwarzen Früchten. Auch hier Lakritze, Toastbrot und ein Hauch von Akazienblüten. Er gehört zu den feinsten Weinen des Jahrganges.
Rundenbewertungen von 91 bis 95
7. Rauzan Segla 1988 Durchschnittsbewertung: 91,00, meine 90
Komisch, bei diesem Jahrgang habe ich immer etwas Probleme. Einfach zu kraftvoll und wuchtig für dieses Château. Der muskulöse, sehr maskuline stämmige Weine ist wohl für die Ewigkeit gemacht. Für Potentialtrinker das große Muss!
Rundenbewertungen von 89 bis 93
8. Palmer 1986 Durchschnittsbewertung: 90,46, meine 92
Der Wein besitzt ein sattes Purpurrot mit intensivem Duft nach schwarzen Pflaumen, Johannisbeeren, Lakritz und Rauch. Die Struktur und das Tannin des Weines lassen etwas die Problematik dieses Jahrganges erkennen.
Rundenbewertungen von 88 bis 93
9. Rauzan Segla 1985 Durchschnittsbewertung: 89,92, meine 91
Für mich nach wie vor ein wunderschöner Wein, voll ausgereift. Duft nach schwarzen Beeren und Lakritze. Mittelschwer, aber sehr elegant, ein klassischer Bordeaux, der mir nur Freude macht.
Rundenbewertungen von 89 bis 91
10. Palmer 1983 Durchschnittsbewertung: 89,69, meine 92
Tja, da war er mal wieder! Ein 83er, der in Maßen enttäuschte. Nichts zu erkennen von dem Wein des Jahrgangs. Kein fabelhafter Duft, enttäuschend und leicht fehlerhaft, wie leider schon öfter erlebt. Aber Palmer-Fans sind leidensfähig.
Rundenbewertungen von 86 bis 94
11. Rauzan Segla 1983 Durchschnittsbewertung: 89,46, meine 93
Ich sollte diesen Wein eigentlich nicht beschreiben. Habe bislang sicher schon 50 x diesen für mich so wunderschönen Wein genossen. Er hat mich zwar nie so enthusiastisch gestimmt wie Palmer aus dem gleichen Jahr, aber auch nie enttäuscht. Immer hatte ich das Glück, ihn zwischen 92 und 94 Punkten zu trinken. Ich liebe diese köstliche Textur in einem wunderschön konzentrierten, aber sehr reintönigen, mittelschweren bis körperreichen Stil. Der Wein ist eine bezaubernde Schönheit.
Rundenbewertungen von 87 bis 93
12. St. Pierre 1990 Durchschnittsbewertung: 88,54, meine 90
Ich mache es kurz – dieser Wein war meilenweit von der Überflasche unserer letzten Verkostung entfernt. Zwar für mich immer noch 90 Punkte, aber nichts Überirdisches mehr.
Rundenbewertungen von 85 bis 91
13. Pavillon Rouge 1989 Durchschnittsbewertung: 87,54, meine 88
Er wirkt etwas robust mit viel Dichte und etwas erdigen schwarzen Früchten, unter die sich Lakritze und geröstete Kräuter mischen. Auch diesen Wein habe ich schon besser getrunken.
Rundenbewertungen von 86 bis 89
14. La Lagune 1990 Durchschnittsbewertung: 87,50
Der La Lagune 1990 wurde von 5 Teilnehmern fehlerhaft gesehen und nicht bewertet. Er war nicht untrinkbar aber mit Sicherheit fehlerhaft.
15. Pavillon Rouge 1983 Durchschnittsbewertung: 86,46, meine 89
Ich hatte mir von diesem Wein mehr erhofft. Er hat sich zwar als guter, aber nicht gerade begeisternder PR herausgestellt. Farbei mittel bis dunkel Rubinrot mit unkompliziertem süßen Beerenduft. Ein guter, aber für einen PR aus diesem Jahr enttäuschender Wein.
Rundenbewertungen von 85 – 89
16. La Lagune 1982 Kork, keine Bewertung
11.03.2006
1. [b] [green]Margaux 1985[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 95,3, meine 97
Für mich war dies der beste Wein der Verkostung. Dieser wunderschön milde Château Margaux ist auf dem Höhepunkt seiner Reife. Dichte Pflaumen bis Purpurfarbe und ein süßer Duft nach schwarzen Beeren vermischt mit Lakritze und Toastbrot. Die Tannine sind geschmeidig und gut eingebunden. Der überschwängliche samtige Wein hat die Phase seiner Genussreife erreicht. Ein Margaux wie aus dem Bilderbuch.
Rundenbewertung von 91 bis 98
2. [b] [green]Margaux 1995[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 95,17, meine 96
Aufgrund der vielen Flaschenfehler rutschte der 1995er mit in die Verkostung. Was für ein toller Wein! Aromen von Lakritze und süßem rauchigem neuen Eichenholz vermischt mit schwarzen Früchten und Mineralien. Der Wein hat eine außerordentliche Reichhaltigkeit und angenehmes Tannin im Abgang. Er ist bereits gut trinkbar und ausgesprochen zugänglich. Ein wahrhaft großer Margaux am Anfang seiner Schaffenskraft.
Rundenbewertung von 92 bis 98
3. [b] [green]Margaux 1989[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 94,83, meine 96
Es ist toll, wie sich die 1989er Grand Crus entwickelt haben. Weit, sehr weit weg der Parker-Bewertung auch dieser 89er Margaux, der keinesfalls mehr im Schatten seines großen Bruders aus 1990 steht. Er hat mittlerweile sein Tannin gut eingebunden und ist sehr körperreich mit großer Reintönigkeit sowie einem sehr maskulinen Stil. Das Kindheitsstadium hat er verlassen und befindet sich auf dem Weg ein großer Wein zu werden. Ab sofort steht er weit oben auf meinem Einkaufszettel
Rundenbewertung von 94 bis 97
4. [b] [green]Margaux 1955[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 93,10, meine 94
5. [b] [green]Margaux 1940[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 91,6, meine 92
Weine wie den 1940er und den 1955er Margaux muss man erleben. Punkte sind da wirklich zweitrangig.
Man kann dieses tolle Altweinerlebnis nicht besser ausdrücken als Weinfreund dylan es getan hat. Ich zitiere: Dann der 55er Margaux, dessen Nase zunächst den schlimmsten Befürchtungen neue Nahrung gab, der sich aber dann als lebendiger, ja lebhafter und guter Wein präsentierte.
Ich habe mich geweigert, diesen Wein punktemässig zu bewerten, und damit eine Vergleichbarkeit z.B. zu einem 97er Margaux zu suggerieren, die ich auch nur ansatzweise nicht nachvollziehen kann.
Dieser Wein war, wie auch der 40er Margaux ein solitäres Erlebnis, eine Reise in die Vergangenheit. Ich musste daran denken, dass der 40er wenige Monate nach der französischen Kapitulation, also in deutscher Besatzungszeit geerntet wurde, und vielleicht seine erste Trinkreife erreichte, als ich das erste mal das Licht dieser schönen schlimmen Welt erblickte.
Als der 55er in die Fässer kam, machte ich meiner Lehrerin in der ersten Volksschulklasse viel Freude . Ich will euch nicht mit Details aus grauer Vorzeit langweilen, aber diese Weine berührten mich emotional stark und waren schon jeder für sich die Reise nach Frankfurt wert.
Rundenbewertung 1955: von 92 bis 95
Rundenbewertung 1940: von 89 bis 96
6. [b] [green]Margaux 1979[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 92,67, meine 91
Margaux-Liebhaber wissen es, ein Jahrgang der viel Freude verspricht. Ein kräftiger Duft nach Mineralien und süßer Schwarzkirsch- und Johannisbeerfrucht. Elegant und fein. Noch lange nicht über seinem Höhepunkt – der Spaßwein pur.
Rundenbewertung von 91 bis 95
7. [b] [green]Margaux 1990[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 92,3, meine 92
Machen wir es kurz, auch dieser Wein war nicht fehlerfrei. Oxydiert und trotzdem trinkbar. Sehr weit entfernt von dem großartigen 90er Margaux, den wir vor ca. einem halben Jahr im Glas hatten.
Rundenbewertung von 90 bis 93
8. [b] [green]Margaux 1997[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 92,1, meine 91
Es hat sich mittlerweile rumgesprochen, 1997er sind besser als ihr Ruf, besonders Margaux. Der absolute Charmeur mit tollen Aromen von schwarzen Johannisbeeren und rauchigem, getoastetem Eichenholz. Schöne Reichhaltigkeit und ausgezeichnete Reife sind bei diesem Wein vorhanden. Egal was man diesem Jahrgang auch nachsagt, er hat Finesse, Geschmeidigkeit und Charakter.
Rundenbewertung von 90 bis 94
9. [b] [green]Pavillon Rouge 1990[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 92,0, meine 92
Die Runde war sich mal wieder einig, ohne wenn und aber der best getrunkene Pavillon Rouge der Verkostung. Dieser Wein entwickelt sich weiterhin auf beeindruckende Weise. Er gehört sicher nicht zu den Kraftprotzen des Jahrgangs, besitzt aber die ganze klassische Eleganz, Duftigkeit und Harmonie, die man von einem hochwertigen Margaux erwartet. Dringende Kaufempfehlung für jeden, der ihn noch nicht im Keller hat.
Rundenbewertung von 90 bis 93
10. [b] [green]Margaux 1991[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 91,7, meine 91
Es macht enormen Spaß, diesen Wein immer wieder zu trinken. Man kann ihn mit etwas Glück unter 100 € kaufen, Korken raus und der Spaß beginnt. Kein langes Dekantieren, von der Flasche ins Glas macht dieser milde Margaux mit seiner vollständigen Reife nur Freude. Für mich ein Referenzwein für 91 Punkte auf sehr hohem Niveau.
Rundenbewertung von 91 bis 93
11. [b] [green]Margaux 1981[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 90,9, meine 91
Die Runde war sich einig – ein toller Wein, den man weder zu schlecht noch zu gut bewertete. Einfach ein Wein auf dem Punkt, Margauxfeeling vom Feinsten.
Rundenbewertung von 90 bis 92
12. [b] [green]Margaux 1983, [/green] [/b]
13. [b] [green]Margaux 1982, [/green] [/b]
14. [b] [green]Pavillon Rouge 1982[/green] [/b]
Zusammen mit dem 1990er Margaux waren diese Weine die Enttäuschung des Abends.
1982 CM völlig untrinkbar, übel riechende Kloake, wobei nur der Korken noch schlechter war als der Geruch.
1983 CM stand ihm nicht viel nach. Obwohl einige Mittrinker ihn tapfer punkteten war er fehlerhaft und oxydiert.
1982 PR schloss sich nahtlos an.
15. [b] [green]Margaux 1976[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 90,3, meine 91
Auch dies ist ein Margaux, der völlig zu Unrecht in der Ecke der Verlierer steht. Ich habe ihn noch nie unter 90 Punkten getrunken. Sowohl die Parker als auch Gabriel Bewertungen für mich nur schwer begreiflich. Ein Wein, der richtig Spaß macht. Nichts ganz Großes aber ausgesprochen zuverlässig. Margauxfeeling der angenehmen Art. Ich wünschte mir, alle 91-Punkte-Weine, die ich bislang getrunken habe, würden mir so ein Wohlbehagen bereiten.
Rundenbewertung von 86 bis 92
16. [b] [green]Margaux 1980[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 90,1, meine 89
Dieser längst tot gesagte Jahrgang steckt voller Überraschungen. Ähnlich wie ein kürzlich getrunkener Ausone aus dem gleichen Jahr, ein wunderschön angenehmer Wein ohne Anspruch auf was Großes aber einfach Genuss pur.
Rundenbewertung von 88 bis 93
17. [b] [green]Pavillon Rouge 1985[/green] [/b], Durchschnittsbewertung 89,8, meine 90
Ein Wein, der die Runde spaltet. Für mich sehr charmant, das Bukett enthüllte Düfte nach gerösteten Kräutern, süßer Brombeer- und Johannisbeerfrucht. Der Wein besitzt einen mäßig hohen Tanningehalt und eine gewisse Strenge am Gaumen.
Rundenbewertung von 86 bis 92
Eigentlich erlebten wir am Samstagabend den Supergau. Die hoch bepreisten Weine 1982, 1983 und 1990 – allesamt fehlerhaft. Dennoch war es eine Verkostung, die ich nie missen wollte. Die Altweinerlebnisse 1940 und 1955, einen alles überragenden 1985er und 1989er, 1995 den ich nie schon so weit vermutet hätte, kleine Jahre wie 1976, 1980, 1991 und 1997 auf absolut gutem Level, 1979 und 1981 in überragender Form sowie eine Runde, die sich trotz gegensächlicher Bepunktung nie anmaßte, den anderen reformieren und belehren zu wollen. Diese beiden Tage haben einfach nur Spaß gemacht. Sollte wieder so ein Event anstehen, fahre ich auch viel weiter als bis Frankfurt.
best
freak
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