Jahrgangspräsentation Domäne Wachau

(Bericht/Meinung, eingetragen von gerald am 20.03.2012)

Kategorie: Verkostungsberichte

Noch knapp vor Frühjahrsbeginn, am 19. März, war für mich mit der Jahrgangspräsentation der Domäne Wachau quasi wieder der "offizielle" Beginn der Verkostungen des neuen Jahrgangs. Nach der geringen Ernte und den unterschiedlichen Qualitätseinschätzungen des 2010ers dürften die meisten Winzer sehr zufrieden mit dem neuen Jahrgang sein, sowohl von der Menge als auch von der Qualität. Das langanhaltende Schönwetter hat natürlich zu hohen Zuckergradationen und damit Alkoholgehalten geführt. Wie sich das in den Weinen auswirkt, ist abzuwarten. Einen ersten Eindruck konnte man jedenfalls bei der Domäne schon gewinnen.



Allgemein hatte ich den Eindruck, dass das Publikumsinteresse doch geringer als in den Vorjahren war. Und das, obwohl - anders als im vergangenen Jahr - wieder ein perfekt organisierter Transport von/nach Wien zur Verfügung gestellt wurde.



Zu den Weinen selbst: Nach meinem Empfinden kommt der Jahrgang ganz eindeutig dem Riesling entgegen, der durch die höhere Säure mit den teilweise ziemlich hohen Gradationen besser zurecht kommt. Die Federspiele angenehm und attraktiv, die Smaragde überwiegend wirklich beeindruckend. Ganz besonders gut gefallen haben mir Loibenberg und Achleiten, aber auch die preisgünstigeren Smaragde (Terrassen und Weißenkirchen) sind hervorragend gelungen. Singerriedel und Kellerberg hingegen scheinen noch verschlossen, die Anlagen dürften aber auch gut sein.

Sehr interessant aber auch die generelle Stilistik, ich hatte den Eindruck, dass sich gerade bei den Rieslingen dieses Jahr auch ungewöhnlich deutliche Aromen abseits der klassischen Rieslingfrucht zeigen. Ob das bewusst angestrebt wurde oder mit dem Jahrgang zusammenhängt, kann ich leider nicht beurteilen.

Etwas schwieriger könnten die Veltliner werden: die Federspiele mit angenehmer Säure ausgestattet, aber teilweise etwas kurz im Abgang. Die Smaragde hingegen überwiegend extrem dicht und mächtig, aromatisch noch sehr verschlossen und für mich schwer einzuschätzen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die relativ geringe Säure sich doch gegen Körper und Alkohol nur schwer durchsetzen kann und die Weine - ähnlich wie 2009 - hervorragend in Verkostungen abschneiden, zum Trinken selbst aber nicht so ideal sind. Highlight bei den Veltlinern war für mich der Kellerberg, der aber erst im September in den Handel kommt.

Wie jedes Jahr gab es auch einige sehr schön gereifte Altweine zu probieren, mir hat ganz besonders gut der Riesling Kabinett 1982 (Cuvée Falstaff) gefallen mit deutlichen Reifenoten, aber wunderbar harmonisch am Gaumen.

Das ultimative Erlebnis war aber der Riesling Eiswein Kellerberg 2010 (der erste Eiswein der Domäne seit ca. 30 Jahren), für mich der beste jemals probierte Prädikatswein. Enorme Komplexität von Frucht, rauchigen und malzig-brotigen Elementen und anderen Aromen. Dazu ewig langer und wunderschöner Abgang. Leider gibt es nur wenige Flaschen, die auch mit 55 Euro je halbe Flasche nicht wirklich schnäppchenverdächtig sind.

Insgesamt jedenfalls ein schöner und vielversprechender "Erstkontakt" mit dem neuen Jahrgang.



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