Alternativverschlüsse 2000-2010

(Bericht/Meinung, eingetragen von gerald am 16.08.2010)

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Ein angenehmer Nebeneffekt der Datenbank ist, dass man mit wenig Aufwand auch interessante Statistiken und Trends aus ihr ermitteln kann. Beispielsweise der zunehmende Einsatz von Alternativverschlüssen in den letzten Jahren.

Natürlich sind die damit gewonnenen Ergebnisse aus mehreren Gründen nicht absolut auf den Gesamtmarkt übertragbar, der Trend ist aber doch mehr als signifikant. Besonders in Österreich hat der Schraubverschluss in den letzten Jahren den mit Abstand höchsten Anteil der verkosteten Weine gestellt.

Die Ergebnisse im einzelnen:





8 Kommentar(e):

niers_runner am 26.08.10 18:59

Hallo Gerald,

meiner Meinung nach geht mit der Tendenz zum Schrauber ein Stück Weinkultur den Bach hinunter. Die Zeremonie des Entkorkens der Weinflasche geht verloren.
Wann kommt der Wein im Polybeutel? (Gibt es bereits) Und trinken wir bald aus dem Senfglas?

Viele Grüße

Peter

gerald am 26.08.10 20:02

Hallo Peter,

ich verstehe schon deine Einstellung und könnte sie auch unterschreiben, wenn es dabei nur um die paar Cent Preisunterschied zwischen Naturkork und Schrauber ginge. Nun ist es aber doch weitgehend anerkannt, dass der NK viele Weine - für die der Winzer seine ganze Arbeitskraft und sein Fachwissen eingebracht hat - einfach ruiniert. Und meiner Meinung nach ist es die wichtigste Forderung an eine Verpackung, die Produktqualität so gut wie möglich zu erhalten. Das Design und ein "nostalgisches Plopp" ist da von untergeordneter Bedeutung.

Der Naturkork war lange Zeit der bestmögliche - wenn auch bei weitem nicht ideale - Verschluss für Weinflaschen. Jetzt gibt es bessere Lösungen und ich sehe wenig Sinn, diese nicht zu nutzen.

Sollte es sich einmal herausstellen, dass Wein am besten in der Metalldose oder der Kunststoffflasche aufgehoben ist (momentan noch nicht der Fall), hätte ich persönlich damit auch kein Problem ...

Grüße,
Gerald

Winedom am 29.09.10 00:07

Ohne Korken könnt ich schon leben, wenn auch ungern.
Aber Schrauber macht einfach so einen billigen Eindruck und die geöffnete Flasche ist einfach stilistisch sehr unschön. Das geht gegen mein ästhetisches Gefühl.
Auch dekantiere ich ungern und bevorzuge den Trank aus Originalflasche mit Etikett.
Da wünsche ich mir aber eine schöne Karaffe.
Eine leere Weinflasche würde ich auch mal für eine Rose als Vase nehmen. (ohne Etikett) Bei einer Schraubverschlußflasche nicht vorstellbar.
Ich persönlich meide Schrauber und bei über 10 EuroWeinen wird es gar unvorstellbar.
Das Auge trinkt mit.

Viele Grüße Rainer

gerald am 29.09.10 16:37

Hallo Rainer,

klar ist eine schöne Flasche mit tollem Etikett ein optischer Genuss. Ich persönlich würde aber nie die Weinqualität einem schönen Aussehen der Flasche opfern - was eben beim Naturkork oft der Fall ist.

Im übrigen gibt es auch attraktivere Varianten des Schraubverschlusses. Warum sie sich bisher nicht durchgesetzt haben, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht legen die meisten Konsumenten gar keinen Wert auf ein attraktives Äußeres der Flasche.

Siehe auch folgendes Beispiel (Link mit Copy&Paste in den Browser übertragen): http://vkn.ats-vienna.com/images/schraubverschluss.jpg

Grüße,
Gerald

achim55 am 15.11.10 14:42

Die Zeremonie des Entkorkens kann für mich gerne an den Nagels des Vergessens gehängt werden.

Gestern Abend, Sociando Mallet 97, klar nicht der überflieger Jahrgang aber viel besser als sein Ruf.
Die ganz grossen Riedlbordeaux ausgepackt, eine Kerze angezündet, mein Partnerin und ich schrauben langsam mit dem Genuss der Vorfreude den Schraubverschluss der edlen Flasche auf. Wir wissen das wir Retterwein mehr brauchen. Einen schönen Schluck ins grosse Glas und wir schupppern freudig.

Aber NEIN, das war nur ein Traum, es war selbstverständlich ein Stück edler Kork als Verschluss mit dem romantischen "Plop".

Als wir vorsichtig am Baumrindenteil schnupperten wurden wir nach dem vorsichtigen Einschenken ins grosse Riedl jedenfalls nicht von unseren Nasen enttäuscht.

So wie der Kork stank, so stank auch der Wein!
Vielen Dank auch an die Korkindustrie und die verblendeteten Plopliebhaber!
Zu viel Geld oder was?

Ich könnte ja damit gerade noch leben wenn mir jemand den Schaden wieder ersetzt, wie wärs lieber Peter mit meiner Bankverbindung? 55 EUR Einkauf, Lagerkosten und Retterweinkosten (war dann ein Brunello 97 von LISINI, zum Glück sauber und ein Genuss), summa hat das locker mal die mindestens 150 EUR wiederbeschaffungskosten erschlagen.

Ich würde nie wieder verkorkte Flaschen kaufen, hätte ich Wahl von Stainlesscaps oder Stahlschruber auch beim Sociando oder LISINI.

Den Plop gerne auf MP3 sat kaputten Wein, denn ich will den INHALT der Flasche geniessen, der "Plop" ist mir ein zu Kurzer Genuss.
Naja, jeder so wie ers will ;-)

Achim

jeffjass am 26.11.10 11:23

nun gut, wenn ich die ganze diskussion richtig mitbekommen habe, wurde in den neunzigern schlechter kork verkauft. die zeiten des schlechten korks sind aber vorbei und die zeit der vielen korkfehler ebenso.
ich persönlich habe schon seit jahren keinen kork mehr gehabt. und ebenso möchte auch ich auf die 'zeremonie' nicht verzichten.

Innauen am 27.11.10 08:57

Meine TCA-Erlebnisse, auf die ich gut verzichten kann, kamen alle von Flachen mit dem einer 19 am Beginn der Jahreszahl. Das ist gut erklärlich. Denn ein Korkschmecker braucht eine gewisse Zeit, bis er den Korken vollständig ruiniert hat. Sicherlich hat die Korkindustrie ihre Hausaufgaben gemacht und stellt heute - nach eigenen Aussagen - bessere Korken als in den 90er Jahren her. Dazu ist sie unter dem Druck der Alternativverschlüsse auch gezwungen. Zudem ermöglicht die gesunkene Nachfrage nach Korken es den Produzenten, minderwertige Korken auszusortieren. Ganz ausschließen lässt sich ein Korkschmecker allerdings technisch nie.

Übrigens unlängst einen hochwertigen Italiener aufgemacht. Kostenpunkt rund 30 Euro. Jahrgang 2001. Muss ich weiterschreiben :-((

Gruß,

wolf

Winedom am 14.02.11 23:07

Anbei ein Link bzgl. Artikel zum Korkbekennenden Chiantigebiet.
Es scheint Tendenzen auch wieder in diese Richtung zu geben.
Interessant auch der Verweis auf die Ökobilanz.

http://www.weinkenner.de/wein-news/go-green.html

Gruß Rainer



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