Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 15.11.07 13:48

Bezeichnung: Rapunzel Chardonnay
Winzer/Produzent: Tower Estate
Land / Region: Australien - Hunter Valley
Jahrgang: 2001
Typ: Weißwein
Rebsorte: Chardonnay
Alkohol (Vol.%): 13
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: -
Bewertung:
Preis / Genuss: keine Angabe
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 13.11.2007
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: >Einfach die besten handgemachten Weine Australiens<, so turmhohe Meinung hat Tower-Estate schlichtweg über sich selbst. Das liftet riskant die Messlatte für das vom inzwischen verstorbenen Weinkritiker Len Evans 1999 initiierte, im Herzen des Huntertales von New South Wales gelegene 10 000-12erKisten-Gut, das von Halliday mit allen fünf Sternen versehen sich nicht in Bescheidenheit übt, auch hinsichtlich der Flaschenpreise.

Die Frucht für die Weine des umfangreichen Portfolios wird auf der Suche nach besten Partien aus allen Teilen Australiens bezogen. Für jeden Wein sind 1000 Kisten als Maximalgrenze festgesetzt.

Aus den relativ nahegelegenen Adelaide-Hills stammt das Material dieses Chardonnays des Jahrgangs 2001. Wie lang der handge- und verlesener unentrappter Trauben kühl vergorener Most, dessen ausschließlich verwendeter „Free Run Juice“ in französischer Eiche von vorwiegend Barrigue-Größe ruhte, das ist nicht bekannt.

Das Rücketikett des Rapunzel referiert das Märchen der am Kopf üppig behaarten Minderjährigen nach der dieser Chardonnay benannt ist, und verspricht deutlichen Sortencharakter mit Pfirsich und Melone, anhaltenden cashew-artigen Nussgeschmack durch Eiche und cremige Textur aufgrund ausgiebiger Dauer des Gelägerkontaktes.

Gar nicht lange, haarige Leidensgeschichte, fast noch etwas kürzer geklippt: Das Beste am Verbliebenen des seinerzeit von Dan Dineen vinifizierten Weins ist das intakte Frontetikett.
Kritiker gibt’s, die halten eine Beschreibung eines Etiketts für unfein, da es nichts mit dem Wein zu schaffen habe. Eine Ansicht, die für gar zu feinsinnigen Unsinn gehalten werden kann, da mit überlegt gestaltetem Etiketten Winzer dem Kunden etwas über den Weincharakter signalisieren wollen und ein schönes Etikett allemal erwähnenswerte Zugabe ist. Auf diesem ist bis zu den Waden das Beinpaar eines Ritters auf einer Strickleiter dargestellt. Bei jetzigem Zustand des Weines ist die Zeichnung zu interpretieren als Darstellung einer Flucht nach unten vor einem Gespenst.

Rapunzel hat als dieser Chardonnay nur noch blanke Glatze aufzuweisen, wie so manches der australischen Weißwein-Schönchen baldig, die im Schnitt lieber eher taujung gefreit sein sollten. Nase bei 12 Grad im größeren Weissweinglas indifferent, soweit man die eigene auch ins Fahlgelbe stecken mag. Am Gaumen mehr als sonst was grad mal Eiche, die auch noch im leeren Glas baumelt wie hinterlassene hölzerne Gehhilfe. Selbst die 13 Prozent Alkohol scheinen sich davon gemacht zu haben Einem seinerzeit mir geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Tut man es doch, klappert der Rest an Säure wie ein ausgeleierter und zahnlos gewordener Kauersatz. Frucht? Der Weg allen (Frucht-)Fleisches hastete Raschrumpelchen gradzu bestürzend überstürzt.

Ohne Makel war der Korken und auch das Jahr 2001 mit seinen ausgezeichneten Erntebedingungen im Lower wie Upper Hunter, im Gegensatz zu der Roten-Katastrophe. Daran dürfte das schleunige Vergreisen des bei Geburt als drall offerierten, nun zum Magersucht-Skelett verhärmten Ex-Teenie also nicht Anteil gehabt haben. Chardonnay gilt nicht als d i e langlebigste aller Sorten, kann aber in europäischen Lagen, wenn mit Statur gefertigt, korrekt gelagert durchaus ein Flaschenalter von zehn bis 20 Jahren in bester Facon erreichen.

Weitere Beurteilung darf diesem Twiggy-Wein nicht widerfahren. Der Geschmack zu seiner Jugendglanz möglicherweise blendenden Goldhaar-Tage des hinfälligen Kellerschattens seiner selbst wäre heute Blindekuh-Spiel. Das Schicksalsglück einer reifen Schönheit ist hier jedenfalls nicht zuteil geworden.
Die Rapunzel-Linie Roter und Weißer findet sich nicht mehr im Repertoire von Tower.
Der 2003er-Tower-Chad kostet im deutschen Einzelhandel des Importeurs ein Sümmchen, das der Brieftasche nicht hoffärtigste Zumutung sein muss, sollte der Wein so perfekt rund und fleischig sein, wie es der hannoversche Händler annonciert. Nur wer wagt, gewinnt, könnte allerdings selbst mit Rittersmut auch verlieren - in diesem Fall 25 Euro, plus haarschärfste Kalkulation suggerierenden 24 Cent.
Trinkreife: schon abbauend
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