Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 12.11.07 23:45

Bezeichnung: Petit Verdot
Winzer/Produzent: Pirramimma
Land / Region: Australien - Mc Laren Vale
Jahrgang: 2001
Typ: Rotwein
Rebsorte: Petit Verdot
Alkohol (Vol.%): 14,5
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 17 Euro je 0,75 l (im Handel) bei Jaques Weindepot - September 2005
Bewertung: (91/100 Punkte)
Preis / Genuss: akzeptabel/angemessen
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 10.07.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: "Gibt es in der Welt einen besseren Petit Verdot?", fragt René Gabriel weinwissend und meint den Pirramimma. Schwer zu beantworten. Die Traube ist wieder so, wenn auch nicht hochmodisch im Kommen, das allerorten mit ihr Versuche, zunehmender Zahl in Australien, Kalifornien, und Neuanläufe in Frankreich unternommen werden. In der im Schnitt gleichmäßigen Wärme Australiens, in der die Traube sich wohlfühlt, hält jedenfalls bei Weinprämiierungen der Pirramimma bisher noch Jahr um Jahr vor anderen OZ-Petit-Verdots den ersten Platz, jedoch rückt Konkurrenz vermehrt zur Spitze hin.

Die ursprünglich im Bordeaux beheimatete Rebe ist so etwas wie die unerwiderte heimliche Liebe dortiger Winzer. Sie schätzen die Petit Verdot sogar höher als Cabernet Sauvignon aufgrund der Würzigkeit - wenn sie sonnenbedürftig dort tatsächlich als sowieso späte Sorte einmal ausreifte. Das geschah so selten, dass die Winzer entmutigt nahezu der gesamten Rebbestand der Rodung preisgaben. Da im Bordeaux selbst Cabernet nicht sortenrein auszubauen getraut wird, kam das für Petit Verdot nie in Betracht.

Nicht nur in speziellen Petit-Verdot-Konkurrenzen ist dieser Wein ein Medaillen-Sammler. Gold machte der 2001er auf der Sydney International Wine Competition 2005 in der Abteilung "Trockene Rotweine mit leichterem Körper".
Leichterem? Nur für Aussie-Weinland, der Heimat vieler prächtig naturbulliger, aber auch nicht weniger eichengedopter Bodybuilder unter den Rotweinen. Winestate gab diesem Jahrgang im April 2004 viereinhalb von fünf Sternen, Winespectator im Juni selben Jahres 90 Punkte.
2001 gilt für das McLaren Vale als durchschnittlich ordentlicher Jahrgang.

Pirramimma wurde 1892 von Alexander Campbell Johnston im McLaren Vale gegründet und ist seitdem in Familienbesitz. Heute bearbeitet das Gut 180 Hektar Weinland. Dessen Böden variieren von sandig bis zu tiefgründigem, dunklem Lehm. Die Weinmacher sind Alex und Geoff Johnston. Geoff ging im Anschluß an den Uni-Besuch nach Frankreich, wo er das Interesse an Petit Verdot gewann und erste Pflanzversuche 1983 daheim auf einem kleinen Areal unternahm. Damit wurde Pirramimma zum Pionier-Gut für die Traube und ist mit heute inzwischen Petit Verdot vorbehaltenen 18 Hektar auch größte Anpflanzung.

Dieser Wein reifte in neuen Barriques. Mehr lässt das Gut, anders als bei seinen sonstigen Weinen, über die Vinifizierung nicht wissen. Über Eck ist im Internet zu finden, solle es sich um US-Eiche handeln. 2001 war eine Vale-Jahr
mit gutem Schnitt für Rote.

Granatrot läuft der PV eine Stunde dekantiert bei 18 Grad ins große Glas und entfaltet nach und nach sich in einer Dufthülle von dunklen Waldfrüchten, Teer und einem Ton von Zedernholz. All das gibt er auch dem Gaumen. Was erfreut, da doch manche (vor allem kosmetisierte) Weine der Nase mehr versprechen als sie dann der Zunge zu geben imstande sind. Hinzu kommt eine gute, selbst für Aziditätempfindliche nicht mehr so entrosterstarke Säure wie in seiner Jugendzeit.

Aber dafür hat es seine Zeit gebraucht. Aussieübliches Aufsäuern war hier wahrlich nicht notwendig. Die erste der inzwischen fünf verkosteten Flaschen des Jahrgangs langte selbst noch vor 15 Monaten wie Rohessig an den Zahn, bevor die Säure sich jetzt weitgehend einband mit stabilen Tanninen in mittlerem Körper, der befriedigend anhaltenden und linearen Abgang durchhält. Eiche schmeckt mit. Aber nur weingetränktes Eichenbrett zu lecken, muss man so abgewogen portioniert keinesfalls das Gefühl haben.

Ich vermute, Frankreich wäre recht stolz auf diesen Wein. 91 Punkte mit einem spekulativen + , weil sich bei der Lagerung noch etwas hinzu ergeben könnte. "Nur" 91+, weil beim Durchkauen, das der Wein verdient, ein Tick an erhofft tieferer Dimension sich (noch?) nicht findet. Das Gut sagt für den 2001er eine Lagerfähigkeit von allerdings erreichten fünf, bis hin zu acht Jahren voraus.

Kann man tiefere Dimension für einen solchen Preis erwarten? Die nicht aufgegebene Hoffnung gründete sich auf den 2000er auch gemählich entwickelten, allerdings Spitzen-Jahrgang. Hausphilosophie Pirramimmas: "Premium-Weine, zu Preisen, die man sich leisten kann". Australiens Chef-Kritiker Halliday, der an das 40 000-Kisten-Gut viereinhalb von fünf Gesamtsternen und an den 2001er Petit Verdot 91 Punkte (94 für den 2002er) vergibt, urteilt sogar: "Lachhaft unterpreiste Weine". Gemeint ist damit unter anderem auch der stramme Shiraz des Hauses aus der White-Label-Reihe.
(VKN unter Pirramimma McLaren Vale Shiraz 2001), der ebenfalls in seiner gradlinigen Art als Essensbegleiter empfohlen sein kann zu dunklem Schmorfleisch.
An Petit Verdot und Shiraz gibt es auch eine Reserve-Version im 18 Weine umfassenden Portfolio.

Wer seinen Spass daran hat, was Weinverkoster bis zum Diametralen hin schmecken, dem sind die Kommentare des Juroren-Sextetts der erwähnten
Sydney Wine Competion auch am Beispiel des Pirramimma Petit Verdot 2001 zu empfehlen;zu finden unter >top100wines.com<.

13.11.2007.
Nach nun mehr als einem weiteren Jahr Lagerung: Zu den großen
Nasenbetörern zählt der Wein kräftiger nach Zigarrenkiste als nach Frucht duftend nicht.
Wein ist nicht Nasenfutter, sondern anders als Parfüm eine Flüssigkeit, die vor allem dem Gaumen zuzusagen hat. Insofern lohnte das Warten von mehr als einem weiteren Jahr. Kräftiger, immer noch (säure-)frisch, nun aber ausrundender Trunk. Süßfratz ist der kernige Tropfen wahrlich nicht, trotz generös getoastete Eiche, die der Zunge in diesem Fall nicht zu schaffen machen kann, da sie zu der firmen Art Gerbstoffmenge und Säure passt.

Weinmacher Geoff Johnston sprach wahr auf dem Rücketikett, als er für charakterisierend hohe natürliche Säufe und feste Tannine erwähnte.
Allerdings daneben lag hinsichtlich der von ihm nur für wenige Jahre vorausgesagten Lagerdauer der Händler. Sei dahingestellt, ob der fast hasenherzig sich gab, oder den Käufer kalkuliert nicht abschrecken wollte mit der Spanne der zu angenehm angehenden Trinkfähigkeit notwendigen Lagerlangzeit, deren angegebene Dauer der Zunge nun ganz offenbar als zu kurz gegriffen manifest ist.
Auch mehrstündiges Dekantieren tut dem Wein immer noch gut, ohne das es an Tag Zwei dem mühelos standhaltenden Wein Steigerung bringt.
Noch weitere Lagerung, wird sie förderlich sein, um den Wein auf der Punkteleiter
über die jetzt erreichte 92-Punkte-Sprosse klimmen zu lassen? Schaden jedenfalls dürfte ein wohltemperierter Keller diesem straffen PV auf weitere, ein, zwei oder sogar wieviel Jahre nicht zufügen.

Schön wär es, falls zu träumen gestattet ist, das
Weine erst bei Eintritt in die Phase der Reife auf den Markt gegeben werden.
Und wenn es das Produkt um den einen oder anderen Endeuro teurer macht, was ja das notwendige Abwarten nach Kauf de facto durch Zinsverlust auch unumgänglich nach sich zieht - handelt es sich nicht um Weine, die ohnehin bloße hin- und herverscherbelte Spekulations-Objekte sind, ohne das der Wein jemals aus der Flasche darf.
Bei dieser Gelegenheit sei steifnackig an die Adresse manches Händlers und Herstellers zumindest die Bitte wiederholt, doch wenigsten nicht im Dunkel zu lassen über aufgrund von Erfahrungen seriös geschätzt eintretende Trinkfähigkeit, damit dem Produkt nicht Unrecht widerfährt und dem uninformiert belassenem Kunden unangenehme Überraschung erspart bleibt.
Zahlt so etwas Vertrauenbildendes, bei aller Mühe, die der Verkauf sich erst langsam aufsperrender Weine macht, sich nicht aus, auch auf lange Sicht nicht?


PS:Der PV aus dem ausgezeichneten Ernte-Jahr 2004 kostet nur 13,50 Euro.





Trinkreife: trinken oder lagern
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