Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 26.08.07 08:03

Bezeichnung: Retro 55 Shiraz-CabSauv-Grenache
Winzer/Produzent: Rolf Binder Wines
Land / Region: Australien - Barossa Valley
Jahrgang: 2004
Typ: Rotwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%): 14
Verschluss: Schraubverschluss
Weitere Angaben:
Preis: 9,9 Euro je 0,75 l (im Handel) - August 2007
Bewertung: (90/100 Punkte)
Preis / Genuss: gut
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 24.08.2007
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Es gibt Einfacheres, als sich einen Überblick zu verschaffen zu wollen
über das Gut Rolf Binder Wines. Die Website des von Halliday mit viereinhalb
Sternen ausgezeichneten 25 000 Zwölfer-Kisten ausstoßenden Barossa-
Betriebs bietet eine Fülle von unterhaltsamen Meldungen, dazu allerdings
eine Flut von Weinen, vom 100 Parker-Punkte-Shiraz Hanish, dem Flaggschiff
des Hauses, bis hinunter zu als Cleanskins anonymisierter Überschuss-
Produktion, inklusive aller Produkte von Magpie, JJ Hahn und Binder-Mitchell, Unternehmungen, an denen Binder auch beteiligt ist.
Vinifizierungsdaten aber rückt Binder nicht heraus.
Befragter deutscher Fachhandel weiß mit „Tja“ auch nur ratlos zu reagieren.

Zum 50. Jubiläumjahr änderte der Betrieb den Namen von Veritas zu Binder.
Geführt wird er von den Geschwistern Rolf jr. und Christa.
Rolf jr. brachte seine erste Vollzeit-Ernte 1978 ein, sammelte danach kurzzeitig
Erfahrungen in Europa und studierte Önologie am Roseworthy.
1982 trat er in den väterlichen Betrieb ein, verbrachte 83 eine Ernte-Saison
in Deutschland.
1989 war er so fit, Chris Ringland bei der Herstellung des legendären
Three Rivers zu unterstützen.
Noch heute ist Binder auch Kontraktweinmacher und Lagerhalter
kleinerer Winzer.

Neuster Binder-Coup ist die Retro 55-Serie; entstanden anlässlich des
Jubiläums des seit 1955 bestehenden Gutes, das Rolf Binder Senior gründete,
Abkomme schlesischer Vorfahren, wie viele der in den 50gern ins Barossa
eingewanderten Deutschen. Letzten Anstoß zur Serie soll einem Branchen-on dit nach ein niederländischer Edel-Importeur gegeben haben, interessiert an der
Herstellung eines Tropfens gehobener Bistro-Güte.

Ist das mit diesem 2004er, einem gutem Barossa-Jahr, als Cuvée von
Shiraz, CabSauv und Grenache im Erstjahrgang gelungen?

Binder: „Die Betonung liegt auf weichem, samtenem, fleischigem Geschmack.“

Klingt arg nach eichenkosmetisiertem Gaumenschmeichler?

Bei 17 Grad undekantiert im großen Glas kommt aus dem granatroten
Cuvée eine warme Nase von Schwarzkirsche und Brombeere auf.
Im dichtem, mittelvollem, mit Dunkelfrucht geladenem Körper harmonieren
Holz, Tannin und Säure erstaunlich gut; erstaunlich, weil zu so einem Preis.
Bitterschoko-Anklang findet sich auch. Der Abgang ist eben und von
einiger Länge. Keine Spur von Vanille-Schmiere in diesem Wein, der
zwölf Monate in gebrauchten Barriques französischer und US-Eiche gelegen
haben soll.

Am zweiten Tag hat der Wein nicht nur immer noch seinen Stand,
sondern schmeckt sogar versammelter. Das mundet wie gelungene
Melange aus Südfrankreich und Australien.
Und man staune:
Tag Drei, mit hinzugetretenem Lakritzton, ist das ein gestandener Wein.
Lagerfähigkeit, über die Binder auch nichts verlauten lässt, ist demnach keineswegs auszuschließen. Der Händler sagt einen Halt über 2012 voraus.

Selbst Scharf-Richter müssten ein Urteil von um die 90 Punkte fällen.

13-Aussie-Dollar kostet der Retro als Roter ab Hof. 9,90 Euro in Deutschland.
Einer der neuen Preisbrecher, was auf dem deutschen Markt P/L-Relation
in dieser Kathegorie betrifft.

Zunehmend werden - außerhalb der Supermarkt-Sintflut-Marken -
bezahlbar gute Weine individueller Note drüben hergestellt. Sie tauchen,
von Kennerhändlern aufgespürt, nun auch hier auf, seitdem die OZ-Preispolitik
das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben scheint, weil selbst die US-
Kunden, als bedeutendster Auslandsaufnahmekreis nicht mehr so recht
mitmachen wollen.
Renommierte Winzereien bequemen sich in Richtung Realismus, vor allem
exportorientierte. Nicht zuletzt, weil im Export durch südfranzösische Cuvées
unter Druck.

Gute Zeiten scheinen damit auch im deutschsprachigen Raum
auf Aussie-Trinker zuzukommen. Vorausgesetzt, Importeure und Händler kalkulieren fair. Was angesichts einer in Australienen auf den Abgabe-
preisen lastenden Alkoholsteuer von über 40 Prozent und starkem,
über 40 Prozent besserem Eurokurs nicht schwer fallen darf.

Weiterhin nur Traum wird für uns hierzulande das eigene Aufspüren der Weine
jener unter kleinen Güter bleiben, die zu erstaunlich kleinem Geld Klasse produziert, Spitzenware, die manchmal breitere Bekanntheit
erst als Kritikerentdeckung erwirbt. Schon aufgrund der Mini-Auflagen gelangen selbst die plötzlich Propagierten eher als Glücksfall über den
großen Teich.
Unbekannt gute, kleinpreisige Weine bedeuten Marketing-Aufwand.
Dies Risiko (kein absurd überhöhter Preis vorausgesetzt) wäre nur
zu kalkulierenüber Absatz notwendiger Menge.
Womit die Katze sich hinsichtlich Mini-Winzer in den Schwanz beisst.

Deutsche Fans einheimischer Weissweine, und nicht nur des Riesling,
haben es da besser.
Trinkreife: trinken oder lagern
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