Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 08.08.07 08:39

Bezeichnung: Kollektion Mollydooker 2004
Winzer/Produzent: Mollydooker
Land / Region: Australien - Sonstige
Jahrgang: 2004
Typ: Rotwein
Rebsorte:
Alkohol (Vol.%):
Verschluss: Schraubverschluss
Weitere Angaben:
Preis: 18 Euro je 0,75 l (im Handel) - Dezember 2006
Bewertung: (90/100 Punkte)
Preis / Genuss: akzeptabel/angemessen
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 12.12.06
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Darauf versteht sich Ehepaar Marquis: Weine zu erstellen, die mit Ultrapromotion
Aufmerksamkeit finden. Nach Wanderjahren des überaus erfolgreichen Weinmachens von Ikonen-Weinen für andere Firmen, mit nicht immer geräuschlosem Abschied, unter anderem Fox Creek, Henrys Drive, Shirvington und Marquis Philips, haben sich die Roseworthy-Absolventen Sarah und Sparky Marquis im südaustralischen Edwardstown niedergelassen und mit der Marke >Mollydooker< ohne eigene Weinberge selbstständig gemacht. Und schon spricht die Aussie-/US- Weinpresse wieder von „neuen Kult-Weinen“. In überseeischen Weinforen werden die Marquis-Weine wie stets gegensätzlich aufgenommen. Die einen, Parker zum Beispiel, schätzen sie als Vollweine im Kompressionsstil, wie sie nur Aussie-Land herstellen kann, die anderen halten sie für überladen, nicht zuletzt auch an Eiche. Zur letzteren Fraktion zählt Australiens Weinguru Halliday. Die Marquis sagen über ihre Mollydooker-Weine: ” Unser Ziel ist, dass die Weinliebhaber einen WOW-Effekt erleben, wenn sie diese Weine trinken“.

Das Portfolio umfasst bisher fünf Rote und einen Weißen. Ein Superpremium soll in Vorbereitung sein. Alle Weine werden hergestellt aus ausschließlich zugelieferter Frucht von Vertragswinzern verschiedener Weinregionen. Noch nicht die beiden Spitzen, aber drei der Roten sind als Erstlingsjahrgang 2004 seit einigen Tagen nun auch durch Vertrag mit einem deutschen Importeur hierzulande erhältlich. Parker gab jedem 92 mit einem Erwartungsplus. Nicht schlecht für 18-Euro-Weine, die in den USA für unter 20 Dollar und im Heimatland für rund 14 Aussie-Dollar zu haben sind?

Zur Verkostung der drei mit Schraubverschluss und dem Etiketthinweis >Special Late Harvest< versehenen Tiefroten:

2004er Two Left Feet
Ein 16Prozenter aus 62 Anteilen Shiraz, 22 Cabsauv, 16 Merlot. Federführend ist im Marquis-Team für diese Komposition Ehefrau Sarah. Die Frucht 5 bis 10 Jahre alter Reben kommt aus Padthaway, McLaren Vale und Langhorne Creek.
In diesen drei Regionen gilt 2004 als qualitativ gutes Erntejahr. Fermentiert wurde zwischen 14-18 Grad in Stahl. Bei einem übrigen Zuckergehalt von 10 Brix wurde jede Partie individuell mit Airbag abgepresst und kam in neue, sowie ein Jahr alte Fässer für zehntägige Fassfermentierung. Danach lagerte er umgefüllt 9 bis 12 Monate in 90 Prozent US- und zehn französischer Eiche. Insgesamt 55 Prozent neue, 45 ein Jahr alte.

Bei 20 Grad undekantiert im großen Glas quillt Vanille in die Nase über dunkler Frucht und etwas Minze. Bereits im Antrunk liefert der trinkfertige Wein prompt glyzerinvolles Mundgefühl, Lakritz, schwarzreife Frucht, feine Säure und Tannine, jedoch auch pompös Eiche, und die bis in den längeren Abgang. Insgesamt drängt der mittlere Körper etwas arg proportionierte Süße auf.

2004er Maitre D.
15,5prozentiger Cabsauv mit Frucht aus Padthaway, McLaren Vale und Langhorne Creek, ebenfalls 5 bis 10 Jahre alte Stöcke, vinifiziert wie der Left Feet, aber in 75 Prozent US- und 25 französischer zu 40 Anteilen neuer und 60 ein Jahr alter Eiche.
Bei 20 Grad, undekantiert im großen Glas: Warme, alkoholische, aber für Prozentfans nicht zu alkoholische Nase mit jugendpraller, dunkler Frucht, die sich so am Gaumen bei gutem Mundgefühl abbildet, lebendigere Säure, noch nicht bis aufs ganz Letzte runde Tannine, jedoch durchaus trinkbereit, langer, bruchloser Abgang. Austarierter Cabsauv nach der Aussie-Art straffvolleren Körpers. Jedoch wäre selbst hier sparsamerer Eicheeinsatz von Vorteil.

2004er The Boxer
16Prozenter mit Frucht aus dem McLaren Vale, Padthaway und Langhorne Creek. Ebenfalls 5-10 Jahre alte Stöcke. Vinifiziert wie die anderen beiden Weine. Eiche jedoch eingesetzt als zu 100 Prozent aus US-Beständen. Davon 60 neu und 40 einjährig.
Auch 20 Grad, undekantiert, großes Glas: Ist es die grundsätzliche Eichenmüdigkeit, zu obendrein dritter Toastdröhnung aufeinander? Jedenfalls drückt hier Vanille von der damit wie verstopft reagierenden Nase bis hinten an den Knorpel.
Trinkfertig mit voluminösem, von Schwarzkirsche dominierter Frucht, warmem Körper, Lakritz, dunkler Schoko, passabler Säure, geschmeidige Tannine, langer Abgang. Aber vanilleplüschig parfümierte, Frischelosigkeit verursachende Süße im Überschuss, was nicht zum Kauen einlädt. „Seine massive Struktur wird in ihrem Mund explodieren“, Originalton Sparky Marquis, der damit nicht nur mit der Eiche in die Sehrvollen daneben griff.

Klingt alles nicht verlockend?
Zwei Stunden später, mit belüfteten Flaschen heruntergekühlt auf 17 Grad:
Alle drei Weine präsentieren sich gefasster. Eiche und Süße als gelegter nahezu im Zaum. Zum CabSauv ist ein angenehmer Erdton hinzu getreten.

Zehn Stunden später, aus angetrunken wiederverkorkten, im Kühlschrank bewahrten Flaschen, wieder bei bei 17 Grad gekostet: Sein Erwartungsplus abgezogen, jetzt gehen die 92 Punkte Parkers für jeden der drei Weine als um bis zu zwei Punkte zu hoch über den Daumen in Ordnung. Wobei der Traubenblend des Feet, weil er die Zunge am meisten zu interessieren verstand, ein Pluskreuz zu den 90 wert ist.

Resümee : Kein mit aufgerissenen Augen Bejubeln der Weine, aber auch keine schmalschlitzig erzunversöhnliche Gegnerschaft. Doch die Frage: Haben Weine dieses Stils wirklich bemerkenswertes Profil - oder sind sie über einen eichernen Trickleisten gehauen clever aufgemachte Konfektion, zugeschnitten auf den US-Markt? Gemessen an Sparkys vollmundigen Anpreisungen, versuchen unter Ausbleibens beabsichtigten Wow-Effekts da hochgeföhnte Wein-Wauwaus zu tönen als seien es Prachtdoggen.
Insgesamt zu viel Buhei um jedenfalls diese drei Produkte, die nicht zu teuer sind, aber immerhin in einer Preisklasse rangieren, in der sich klarere und eigenständigere Weine ohne Forschermühe finden lassen.

Die neuen, in Deutschland noch nicht erhältlichen 2005er, mit denen Mollydooker in den USA erst sein Verkaufsdebut gibt, erhielten von Parker folgende Bewertungen: Left Feet – 94, Maitre D. – 92, Boxer – 95. Der ebenfalls marktbeeinflussende WineSpectator begnügt sich für genannte Reihenfolge mit 90, 90, 91. Schwergewicht Halliday hüllt sich in Schweigen. Winorama rückt nur 84 Punkte für den The Boxer heraus. Trotzdem ist der Hype noch heißer gelaufen, seit Parker soeben die zwei Spitzen des 2005er Jahrgang mit Punkten überhäufte, denn der Shiraz/Cab Enchanted Path erhielt 96, der Carnival of Love Shiraz wie mit Griff in die Konfettitüte sogar 99 Punkte. In der Folge sind seit Tagen in den USA die Verkaufsregale leergefegt. Schon tauchen die beiden Weine auf Net-Auktionen auf. Für den im Einzelhandel wie der Path um 75 Dollar verkauften Carnival werden aktuell bis zu 150 Dollar ausgerufen, plus fälliges Aufgeld.
Das neue Gut ist mit strammer Gesamtauflage von 30 000 12er-Kisten an den Start gegangen. Zu Sorge, die nicht losschlagen zu können, scheint kein Anlass. Im nächsten Jahr sollen es bereits 61 000 sein, mit dem Plan in jedem der nächsten fünf Jahre um zehn bis 15 Prozent noch größeren Ausstoßes. Die Puste wird den Marquis nicht ausgehen, aber hoffentlich die Eiche. Sonst wär endlich greenpeace in Alarm zu setzen.

Als Happie-Empfehlung liefert Sparky Marquis unter anderem den Tipp, diese Weine seien großartig zu Weißem Großhai, Schlange und Emu.
Die Materialbeschaffung dürfte hierzulande unter der Woche sich ein wenig schwierig gestalten.

Was die Trinkhöhe seiner hier verkosteten Weine betrifft, ist Marquis demütig: Ab Markterscheinen bis zu vier Jahren. Nur. Aha.

8. August 2007: Halliday hat fast j e d e m aller der 2005er-Weine der Molly-
dooker-Weine lediglich 89 und damit für in den Staaten Aufruhr sorgende Punkte zugeteilt mit dem Hinweis, "ihr Stil zielt auf den US-Markt" - bis auf den Carneval of Love. Der wurde mit sogar nur 87 Punkten abgefertigt.
Trinkreife: trinken oder lagern
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