Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 09.03.07 08:38

Bezeichnung: Cabernet Merlot Joseph Moda Amarone
Winzer/Produzent: Primo Estate
Land / Region: Australien - Adelaide Plains
Jahrgang: 1999
Typ: Rotwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%): 14,5
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 19,95 Euro je 0,75 l (im Handel) - Dezember 2003
Bewertung: (92/100 Punkte)
Preis / Genuss: gut
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 15.11. 2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Einwanderer Primo Grillo pflanzte 1973 seine ersten Reben auf rotsandige Böden in den Adelaide Plains. 1979 eröffnete er sein Gut namens Primo Estate, das von Halliday mit allen fünf Sternen eingeschätzt, heute im Jahr
20 000 12er-Kisten Wein dem Markt bietet. Weinmacher des Hauses ist Sohn Joseph, Absolvent des Roseworthy Agriculture College. Neun Weine veröffentlicht das Unternehmen, drei als Basis-Weine, die sechs anderen als in der 1987 eingerichteten gehobenen Serie Joseph, deren Parzellen ausschließlich per Hand bearbeitet werden. Der Joseph Cabernet Merlot Moda Amarone ist des Betriebes international bekanntestes Produkt.


1999 war in der sommerheißen Coonawarra-Zone A-Plains ein ausgesprochen gutes Jahr für rote Weine. Jedoch kommt die Frucht für diesen CabMerlot aus dem Mc Laren Vale (99 auch, aber um ein Geringes weniger gut) und dort aus dem kühler gelegenen Clarendon Vineyard. Der in jenem Jahr später als sonst gelesene Wein fermentierte offen und lag für 20 Monate in neuer Eiche, zu einem Drittel französischen, die beiden anderen US- und deutschen Barriques. Nach Art des sonst für Strohweine wie Amarone oder Vin Santo verwendeten Passito-Verfahrens handelt es sich bei der verarbeiteten Frucht um einige Wochen angetrocknetes Traubengut. Der Mischsatz des 99gers besteht zu 90 Prozent aus CabSauv und zehn Merlot. Spätere Jahrgänge weisen variierend bis zu fünf Prozent höheren Merlotanteil auf.

Wer aufgrund des angewandten Konzentrationsverfahren amaroneartigen Wein erwartet, vielleicht auch noch durch die Beschreibung dieses Jahrgangs durch jenen Händler, der Rosiniertes geschmeckt haben will, geht in die Irre. Die Joseph CabMerlots sind bekannt als Jahr für Jahr stämmige, tanninrobuste Weine. Grillo weist ausdrücklich darauf hin, ab sieben Jahren schließe der Wein seine Qualitäten erst auf. Der deutsche Händler ließ davon kein Wort verlauten. Damals so noch uninformiert verblieben stieß 2003 die Zunge bei der ersten der drei zusammen gekauften Flaschen des 99ger denn gegen ein Brett harter Tannine, die den Wein, auch wegen seiner Säure, nicht die Spur trinkbereit zeigten.

In der nun 2006 verkosteten letzten haben die Tannine sich gesetzt und die Säure ist eingebunden. Die Nase versteht dieser tiefdunkle Wein, selbst dekantiert und ins große Glas bei 20 Grad gegeben, auch heute nicht zu verführen mit seinem jobeerig wenigem Duft. Am Gaumen ein gradliniger Wein mit einem Körper, der die 14,5 Prozent verträgt, mit vom Merlot beigefügtem leichtem Wildton, dominiert von Jo-Beere. Ein strammer Geradeaus-Wein mit immer noch beträchtlichem Tannin, das auch den längeren Abgang im Griff hält. Zu den subtilen zählt er nicht. Auch komplex kann er nicht genannt werden, trotz Anklängen an Mokka und Zeder. Bordeaux-Trinker abgehärteter Schule wird er gelegener sein als Tanninsensiblen. Die Unterfütterung mit mehr Merlot wie in späteren Jahrgängen dürfte dem Wein Gutes tun.

Oliver versah den Joseph mit 95 Punkten. 2004 gab Parker dem 99ger 92 Punkte. Ist - gemessen an jetziger Trinkform - derzeit schon okay. Wenn weitere Lagerung dem Wein Minderung verursachen sollte, würde mich bei dieser Struktur das wundern. Ob sie allerdings Steigerung bringt auch. Aber wer kann schon eines Weines Wandlung so präzise sicher sein, daß er Omas Häuschen oder gar eigenen Allerwertesten drauf verwettete? Grillo erwartet den 99ger auf insgesamt 15 Jahre und länger lagerfähig.

Der stramme Trunk mag sich genügender Nachfrage erfreuen. Der von Halliday mit 95 Punkten bewertete 2002er kostet bereits im Heimatland 55 australische Dollar. Auf dem internationalen Markt ist der 99ger zu inzwischen 40 US-Dollar ausgerufen.

Gar nicht mal nebenbei: Ich konnte beim Trinken dieses Weines nicht die Frage mit hinunterschlucken, wieso in Australien, dem Land, das Cabernets sogar reinsortig ganz mühelos von üppigster Art hervorbringen kann, jemand sich der Arbeit unterzieht, die Trauben zu kondensieren, ohne dadurch einen speziellen Touch zu gewinnen. Wurde Not zum als Moda Amarone annoncierten Marketing-Clou?

PL-Verhältnis: 19,95 als 2003 gezahlte Euro gehen in Ordnung - ins gelungene Nachhinein. Nur ist es halt einer jener Weine, die ihre Jahre auf der Flasche benötigen. Der Kunde trägt das Risiko, ob Flaschenreife zur Gewinnung voller Statur gelingt , und er trägt darüber hinaus durch lange Lagerung bedingter Kapitalbindung entstehenden Zinsverlust.

Was waren das für Wein-Zeiten, da es sozusagen zum Ehrenkodex gehörte, dass selbst größte Gewächse nicht vor Eintritt der Trinkreife abgegeben wurden. Allerdings kann so seliges Angedenken nur dem inzwischen auch immer weniger solch gute seiner Landestraditionen pflegendem Spanien gelten, das zwar immer noch Stiere, aber nicht mehr seine Weine voll auf die Seite legt.
Trinkreife: trinken oder lagern
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