Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 28.01.07 15:37

Bezeichnung: Black Puma Shiraz
Winzer/Produzent: Warrenmang
Land / Region: Australien - Pyrenees
Jahrgang: 2000
Typ: Rotwein
Rebsorte: Shiraz
Alkohol (Vol.%): 14
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 49,5 Euro je 0,75 l (im Handel) - Februar 2004
Bewertung: (89/100 Punkte)
Preis / Genuss: schlecht
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 1.08.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Herrschaft über das 1974 gegründete Gut hat das Ehepaar Athalie und Luigi Bazzani. Die Besitzer von Hotel mit vielfachen Auszeichnungen versehenem Restaurant erfüllten sich mit dem Kauf Warrenmangs einen hobbyheißen Herzenswunsch, abgesehen davon, daß mit quasi hausgemachtem Wein der eigene gastronomischen Betrieb cooler kalkulieren kann. Als Weinmacher des Betriebes sind Luigi Bazzani und Kim Hart benannt. Darüber hinaus ist man, als Gesamtunternehmen ansonsten durchaus marketingbewußt, mit Daten sparsam. WinePros sagt, das Gut produziere 5000 Kisten. Halliday zählt 8500 und teilt vier von fünf Sternen zu, Winepros dreineinhalb.

Der Black Puma Shiraz rangiert preislich zum oberen Ende des weiß-/roten Portfolios. Nur in den (demnach Warremang-gemäß in Australien anscheinend nicht so seltenen) Ausnahmejahren wird ein noch teurerer Wein produziert. 1998 wurde der Puma zum ersten Male abgefüllt. Das Traubengut stammt von relativ jungen Reben eines angekauften alten, von Bazzani neu bepflanzten Weinberges mit unbewässert granitdurchzogenem Grund im Hidden Valley der trockenheißen Region Avoca, rund 80 Kilometer vom Gut gelegen. Die mit dem Zusatz >Estate< gekennzeichneten Weine und der Black Puma stammen von ausschließlich eigenem Traubengut. Für andere wird Frucht von Vertragswinzern dazugekauft. 2000 war für Rote wie für Weiße auch in Victorias Pyrenees ein als allgemein gut geltendes Jahr.

Was darf für rund 50 Euro erwartet werden? Die Messlatte ist zu solchem Preis höhergelegt, davon ausgehend, daß die Kunst derzeit darin besteht, in der Kathegorie 10 bis 20 Euro hochanständige Weine herauszufinden. Wuchtige Nase, Brombeere, Eukalyptus, satte Süße, feines Säurespiel, ein Fruchtkonzentrat, das versichert der eine ungemein beeindruckte Händler druckschriftlich und ist sich seiner Vergabe von 95 Punkten sicher. Der andere meint, es handele sich um "sicherlich einen der komplexesten Weine, die wir kennengelernt haben" und rät drei bis vier Stunden zu belüften, da mindestens noch vier bis sechs Jahre Flaschenreife benötigt seien, "bevor er seine ganze Größe wird präsentieren können".
Das Rückenetikett der Flasche verspricht ohne Zeitfenster einen Shiraz mit kom- plexen Beerenaromen, Pflaume und weissen Pfeffer, feine, lange Tannine, konzen- trierte Frucht und süsse Eichenvanille.

So leckergemacht instruiert wird vier Stunden dekantiert und dann der anschnüffelnden Nase doch gar nichts gegeben. Also in Geduld fassen, die nach acht Stunden zuende ist. Mittelrot geht der Wein bei 20 Grad ins große Glas. Durchatmen, tie-hief durchatmen. Wuchtige Nase zeigt sich auch jetzt nicht, eher ein feinholziger Duft gibt sich her. Im Antrunk wenig und johannisbeerige Frucht mit Säure stramm und (noch?) nicht geglättete Tannine. Säure und Tannine verbleiben ab mittlerem Gaumen übrig, geradezu herrisch werdend. Im Abgang, der das Versprechen "grandioses Finale", da kann man den Kopf noch so weit nach hinten biegen, keineswegs erfüllt, liegt ein Ton spröden Holzes und kalten Tees. Mit 14 Prozent nun aber auch nicht Erfrischungsgetränk verwendbar. Nicht, daß ein Bison-T-Bone-Steak erwartet war, aber mehr Fleisch als Knochen dann doch sicher, auch ohne Händler-Suggestionen, oder etwa Fresslust.

Mit dieser Flasche Einzelniete gezogen? Es war die dritte im Halbjahres-Rhythmus. Und der Zunge widerfuhr stets Gleiches.

Oliver gab 93 Punkte. Anfang 2002 verkostete Halliday den damals Jungwein. Er schmeckte ein kom-plexes Bouqet mit Gewürzen und schwarzen Früchten scharfwürzigen Obertons, von dem er vermutet von französischer Eiche zu stammen, in der 18 Monate der Black Puma lag. Feine Tannine über den ganzen Abgang hin erspürte er, die pikant bruyereholzartigen Touch vermitteln. Und gab wieviel Punkte? 89 nur. Der Aussie-Spezialist meinte, der Wein sei von Grund auf konzipiert als Essensbegleiter. Nun nicht grad Topp Spaghetti auf den Tisch hauen und ab dafür. Dem Wein wäre damit leicht unrecht getan. Reichhaltig guten Spaghettigerichten allerdings auf jeden Fall. Torbwines Einstein verkostete 2003 den 2000er, erfuhr knallige Säure und fand im Geschmack helle Milchschokolade und Menthol dominierend bei unterdrücktem Pflaumenton. Er sprach sich dafür aus, durch Abwarten auf Entwicklung zu setzen.

Auf die Gefahr hin, in den Verdacht zu geraten enge Taschen zu haben, noch einmal: 50 Euro?
Der Black Puma ist dann doch zu mager, ohne daß der Ruf nach dem Tierschutzverein erschallen soll. Hat er sich vorübergehend ins Loch verkrochen oder schon gänzlich "dünne" gemacht, gar ohne jemals zuvor mehr Körper gezeigt zu haben? Nachtrunk nächsten Tages, sicherheitshalber in einem Kreis von vier weiteren zu möglicher Korrekturabgleichung herbeigerufenen Zungen. Keine sprach ein Plädoyer für diesen Wein.

Es gibt Aussie-Shiraz, wie es zum Beispiel Wynns >Michael< sein soll, dem man sich erst nach zehn Jahren, aber dann mit großem Vergnügen nähern könne. Zählt der Black Puma dazu, so Pardon, obwohl es dann freundlich wäre "ab Werk" dezenten Hinweis zu liefern. Ansonsten bleibt es bei 88 Punkten.

PS: Ein größerer Warrenmang-Wein, zu allerdings noch größerem Preis, ist der Luigi Riserva. Verkostungsnotiz siehe dort.

Noch ein PS: Black Puma nicht verwechseln (was selbst einem TV-bekannten Hamburger Sommelier im e-mail-Verkehr unterlief) mit Chalk Hills Black Panther. Die Notiz des 2004er vergnüglicherer Verkostung siehe dort.
Trinkreife: keine Angabe
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