Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 28.01.07 14:12

Bezeichnung: E&E Black Pepper Shiraz
Winzer/Produzent: Barossa Valley Estate
Land / Region: Australien - Barossa Valley
Jahrgang: 1998
Typ: Rotwein
Rebsorte: Shiraz
Alkohol (Vol.%): 15
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben:
Preis: 63,5 Euro je 0,75 l (im Handel) - März 2003
Bewertung: (97/100 Punkte)
Preis / Genuss: gut
Autor/Verkoster: eike
Verkostungsdatum: 26.07.2006
Eingetragen von: eike ... geändert von eike ... [Rückfrage zur VKN an eike]
VKN im Detail: Aufgrund ökonomischer Probleme schlossen sich 65 Winzer 1984 zur Barossa Valley Estate Winery zusammen. Was soll anderes herauskommen als eine Art roter >Liebfrauenmilch<, wenn die inzwischen sogar 86 Winzer ihre Shiraztrauben sozusagen in einen Bottich kippen?: Ein exzellenter Shiraz kommt heraus; so herausragend, daß er nicht nur zu den stolzesten Weinen der Region zählt, sondern
als E&E Black Pepper Shiraz internationale Ikone bleibender Grösse wurde.
Inzwischen ist das 100 000-Kisten-Gut vom Hardys-Konzern gekauft.

Genossenschaftswein muß nicht Durchschnittswein sein, verfolgen die Genossen konsequent ein Ziel: Klasse, nicht Masse. Wenn sie ihre besten, unbewässerten und sorgfältig gepflegten, radikal begrenzten, handgelesenen und - verlesenen kleinbeerigen Partien unter des Önologen stetig wachem Auge vereinen, staunt man (selbst wenn die Weinmacher mal wechseln) von Jahr zu Jahr zumindest über die Barossa Valley Estate Winery erneut. Die Kritiker auch. Die lassen es regelmäßig Medaillen auf den Wein herabregnen. WineSpectator zählt den Black Pepper zur Weltklasse und sieht ihn die Schulter reiben mit Penfolds Grange und Henschkes Hill of Grace. Wine Enthusiast sieht das genauso und ernannte den 98ger zum "weltbesten Shiraz". WineSpectator gab - und das früh verkostet - dem 98ger 95 Punkte, Eichelmann-Mondo 97, Oliver 96. Australiens Edelzunge James Halliday, im Status daheim so eine Art Reich-Ranicki im Reich der Reben, bedenkt das Gesamtprogramm des Gutes 2005 nur mit dreieinhalben von fünf Sternen, straft 2006 im Companion sogar mit nur dreien, und bezeichnet die Shiraz-Reihe als "überenthusiastisch üppig eichig".
Da hamma´s wieder, der eine steht auf hochmalzig massives Bockbier, der andere auf feingehopftes Pils. Dem 2001er-E&E verpasst Halliday mit dem lapidaren Hinweis "Teuer" so wenig Punkte (89), dass zu spekulieren Anlass gegeben ist, Halliday nicht grad als des verantwortlichen Weinmachers Stuart Bourne größten Fan zu vermuten.

1998 war auch im Barossa wieder einmal eines der großen Australien-Jahre. Das findet sich in der Flasche als Konzentrat wieder. Für den Black Pepper ist empfohlen, vier Jahre nach Flaschenfreigabe mit beginnender Trinkreife zu rechnen. Inzwischen ist er so durchgereift, daß Dekantieren Unfug wäre. Ochsenblutrot ölt er aus der Flasche und der 15prozentige Vollstkörper gibt im großen Glas bei 20 Grad alsbald eine würzig fruchtige Duftwolke ab, in der ein leichter Mokkaton angehender Altersreife schwebt. So verschieden die Böden sind auf denen die zum Teil getrennt fermentierten und 18 Monate in zu je 50 Prozent amerikanischer und französischer, bei 30 Gesamtprozent neuer Eiche ausgebauten Partien reiften, so vielfältig ist das Geschmacks-"Panorama" dieses im Bestreben nach optimaler Dichte komprimierten Weines. Die Zungen der Kritiker, Hersteller und Händler puhlten - und das nur unter anderem - für sich heraus: Schoko, Kaffee, Pflaumen, Kirsche, Marzipan, dunkle Beeren, Teer, Sattelleder, Datteln, Vanille, Kräuter, Gewürze, davon so diverse, daß ein Gewürzbord mühelos zusammenkommt, unter anderem mit Muskat und Zimt. Sogar Kurkuma. Das mag so sein. Der Gelbwurz wurde meiner Zunge nicht zuteil, aber gewaltige Aromenfülle. Und Eiche. Der Baum kann einen schon jammern, so oft auch zurecht seine Verwendung als zu massiv kritisiert wird. Aber d i e s e s Monument von Wein verträgt die Dosis, selbst wenn sie zum noch Eins Draufsatteln gedacht sein sollte, denn Säure und lange Tannine sind mit Süsse im Gleichgewicht und sorgen für Struktur. Auf der ausladend getoasteter US-Eiche auf Dauer die Zunge ermüdenden Kokoston könnt ich trotzdem verzichten.

Die Aromenfülle riss einen Händler zu folgendem Lob(en)berg von Preisung hin: "Marmeladig, körperreich, fast fett, aber auch komplex und spielerisch." Fett marmeladig, aber auch komplex spielerisch? Damit wär die Quadratur des Kreises dann ja wohl zumindest in der Händler-Poesie erzielt. Spielerisch ist dieser Brocken von Wein wahrlich nicht.

D e r perfekte Cocktail als fiktives Ideal soll nach Meinung von Kostern höchster Kennerschaft so feinnervig austariert sein, daß seine Bestandteile sich innig vermählt nicht mehr zu erkennen geben, um selbstlos ein neues und höheres Geschmackserlebnis zu kreiern in perfekter Harmonie. Tja, dann eben "nur" 97 Punkte, abzüglich Minussternchen wegen des Kokos´, den andere wiederum zu schätzen wissen. Der ellenlange Abgang allerdings lappt an die 100. So hoch der Preis, so stark der Wein. Den bei abendlich immer noch 29 Grad im Schatten zu verkosten, läßt zuverlässig darauf schließen, in jeder Jahreszeit einem Hang zu Wuchtweinen zu pflegen. Darum, mit aufächzender Börse: Adäquater Preis.

Essensempfehlung: Keine, es sei denn, jemand will sich einen mit Löwen gefüllten Elefanten braten.

Diese Verkostungsnotiz über einen enormen Mundfüller allerbest breitschulteriger Barossa-Tradition soll als mit kleinem Trauerrand versehen gelesen sein. Es war die letzte Flasche vom 98ger Black Pepper. 2003 erstanden für 63,50 Euro. Kein Grund eine allzu lange Träne zu weinen. Auch die Nachfolgejahrgänge sollen nicht von schlechten Genossen sein. Ein deutscher Händler hat noch einige vom 98ger auf Lager zum Preis von derzeit 73,45 Euro. Er vertritt die Hoffnung einer Lagerfähigkeit von insgesamt mindestens 15 Jahren.
Trinkreife: trinken oder lagern
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